Auch jetzt, wo alle Kühe bereits für den Fototermin, die letzte Viehschau und die Besichtigung während den Auktionstagen geschoren sind, haben Nicole und Simon Wyss ihr Lachen nicht verloren. Keine Spur von Reue oder Wehmut. «Der Entscheid ist richtig, jetzt die Viehhaltung aufzugeben», hält Simon Wyss fest.
Schon im letzten Herbst habe er diesen Entscheid getroffen. An der Altjahresschau in der Markthalle in Burgdorf lagen dann die Flyer auf, dass vom 26. bis am 28. April 2024 der Herdenverkauf der rund 50 Tiere stattfindet.
Weshalb aufgeben?
Dass Simon Wyss mit 50 und seine Frau Nicole mit 45 diesen Schritt machen, hat sicher nicht wenige erstaunt. Gefragt nach den Gründen, nennen die beiden gleich mehrere Argumente: Simon spürt bereits einige körperliche Einschränkungen, dann stehen bauliche Anpassungen an.
«Die Arbeitstage sind lang, mit Tieren ist man angebunden, wir waren in den letzten 20 Jahren sechs Wochen in den Ferien. Unsere Kinder Remo (16) und Aline (13) können sich momentan eine berufliche Zukunft in der Landwirtschaft nicht vorstellen», erzählt Nicole Wyss. Sie ist gerne Bäuerin, passe aber nicht ins klassische Klischee. «Ich komme nicht aus der Landwirtschaft. Und ich nahm mir vor, ich würde nie einen Bauern heiraten. Simon hat mich lange umworben. Er hat gewonnen, aber auch das Einverständnis gegeben, dass ich draussen nicht bei allem mithelfen müsse. So fahre ich nicht Traktor, bediene aber den Heukran. Ich melke die Kühe, wenn Not an der Frau ist, gehe jedoch nicht regelmässig in den Stall. Aber wenn eine Kuh kalbt, bin ich es oft, die nachts aufsteht und nachsieht», erzählt die gelernte Coiffeuse.
Sie erledigt für den Betrieb die administrativen Aufgaben und nennt einen weiteren Grund: Mit der Stilllegung der Dorfkäserei ging die Milch via ZMP in die Käserei Marbach LU. «Der Qualitätszuschlag bewegt sich im Bereich von einem Rappen, der Milchpreis ist nicht dort, wo er sein sollte. So müssen wir froh sein, wenn mit dem Milchgeld die laufenden Kosten für die Tierhaltung gedeckt werden können. Von Rückstellungen für bauliche Massnahmen nicht zu reden.» Nicole Wyss arbeitet 60 Prozent im Nebenerwerb in einem Legehennenbetrieb und in der Gastronomie.
Die Wyss-Herde besteht aus leistungsbereiten und marktgängigen roten und schwarzen Holsteintieren mit besten Eutern
Nur zwei Häuser weiter ist Andreas Aebi zuhause, seines Zeichens versierter Auktionator und alt Nationalrat. Da wäre es naheliegend, die freundnachbarlichen Beziehungen zu nutzen? «Ja, das haben wir natürlich in Betracht gezogen. Aber das gibt Hunderte, wenn nicht Tausende von Interessenten und Schaulustigen auf einmal. Wir müssten ein Festzelt stellen, aber wo? Unter dem Haus ist eine Hostet, und die Bäume dort will ich nicht ausreissen», sinniert Simon Wyss.
«Im letzten Herbst verfolgten wir die Auktion von Jean-Marc Moënnat im Freiburgischen. Unabhängig voneinander sagten wir zueinander: Das ist es auch für uns. So nahmen wir mit Marcel Egli Kontakt auf, und es nahm seinen Lauf.» Klar gebe das im Dorf zu reden, aber damit müsse man umgehen können.
Die Wyss-Herde besteht aus leistungsbereiten und marktgängigen roten und schwarzen Holsteintieren mit besten Eutern. Es sind unverwöhnte Kühe, die nicht zu extrem gefüttert sind. Sie sind laufstallgewohnt und vor allem: Es sind Kühe, die in jedem Betrieb funktionieren.
Mr.-Burns-Liebhaber
Fast die Hälfte von ihnen gehen auf Wyss’s Mr. Burns Serafina zurück. Sie war eine von drei mit 98 Punkten ausgestatteten Mr.-Burns-Kühen im kleinen Dorf. «Serafina war eine aussergewöhnliche Kuh. Sie leistete 107 000 kg Milch, war mit EX 91 beschrieben und züchtete ausgezeichnet. Wir spülten sie erfolgreich, damals noch mit nicht gesextem Sperma. Ja, ich bin Mr.-Burns-Fan und habe sogar noch einige Dosen im Container», schwärmt Simon Wyss.
Die Herde weist einen Schnitt von 8200 kg Milch mit 4,31 % Fett und 3,35 % Eiweiss aus, dies bei rund 70 Prozent von Erst- und Zweitmelkkühen. Wyss setzt Stiere wie Caucase, Power oder Chief, Achilles und Luster – von denen auch einige Tiere abstammen – ein, aber auch ältere Genetik wie Sanchez.
Ja, und die Schöneutermiss der Emmentaler Verbandsschau 2019, Wyss’s Awesome Senna, ebenfalls mit Serafina im Pedigree, steht etwas gealtert, aber noch topfit im Stall. Wenig erstaunlich kommt auch ein weiteres Verkaufshighlight aus der Serafina-Familie: Es ist die junge Bad Stella, die einen 3. Rang an der diesjährigen Starparade erreichte und kürzlich mit der Traumnote VG 85 in der ersten Laktation beschrieben wurde.
Wie geht es weiter? «Ich werde die 20 ha Land und 10 ha Wald weiterhin bewirtschaften, werde etwas auswärts arbeiten», so Simon. Und Nicole sagt: «Zuerst leisten wir uns dann wieder einmal Ferien.»
Der Herdenverkauf der Wyss-Herde von Simon und Nicole Wyss findet vom 26. April bis 28. April 2024 als Online-Auktion statt. Das heisst, Bieter können via Internet ihr Gebot abgeben. Am 28. April 2024, ab 19.30 Uhr, startet der «Soft-Close», was heisst, dass im Zweiminutentakt jeweils ein Los geschlossen wird. Während dieser drei Tage können die Tiere von 10 bis 22 Uhr vor Ort besichtigt werden, und es wird eine Festwirtschaft angeboten. Die Auktion wird von Genetic Sale durchgeführt, hinter der Marcel Egli und Patrick Rüttimann stehen. Mit der Mobile App oder auf auction.genetics-sale.ch kann man ein Genetic-Sale-Konto eröffnen und sich zum Mitbieten einloggen. Dort findet man auch den Katalog. ral
Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht!
Der Dümmler kann lamentieren wie er will, eine Lösung des Problems sehe ich nicht, auch nicht mit seinen Vorschlägen. Denn es ist doch sonnenklar, Essen darf nicht viel kosten, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Ich kenne Leute, welche für ihre Wohnungsmiete das 2-3 fache ausgeben pro Monat als für das Essen. Das zeigt exemplarisch wer den Kürzeren zieht. Die Bauern werden erpresst indem man ihnen sagt, wenn ihr nicht zu den diktierten Preisen liefert, werden eure Agrarrohstoffe durch ausländische ersetzt (z.B. Käse, Kartoffeln, Getreide und vieles mehr....) Sie werden auch niemals gefragt, ob die Preise die Kosten decken würden. Es gibt keine schnellen Rezepte und Patentlösungen um die Problematik schnell in den Griff zu bekommen.