Die Berner Wälder sind vermehrt vom Klimawandel betroffen. Mithilfe der Auszeichnungen sollen Lösungen in diesem Bereich weiter gefördert werden.
Der Kanton Bern hat vier innovative Projekte zum Umgang mit der Klimaveränderung im Wald ausgezeichnet. Sie werden mit bis zu 50'000 Franken unterstützt. Ausserdem beteiligt sich der Kanton an den Umsetzungskosten.
Prämiert wurden Projekte aus Thun, Sigriswil, dem Emmental und aus dem Oberhasli, wie die bernische Volkswirtschaftsdirektion am Freitag mitteilte.
Holzausnutzungsgrad erhöht
Der Hauptpreis geht an das in Thun ansässige Unternehmen Timber Structures 3.0 AG. Die Firma entwickelt das Holzprodukt Scrimber CSC. Dabei wird Holz in einem neuartigen industriellen Prozess verarbeitet. «Die TS3-Technologie verbindet Holzbauteile stirnseitig. Damit lassen sich beliebig grosse Platten herstellen. Balken sind dank Hightech-Stützenkopf nicht mehr nötig», schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Damit erobere der Holzbau die Sphären des herkömmlichen Betonbaus.
Dabei werden Holzstämme nicht wie bisher üblich zu Brettern gesägt, sondern in einem grossindustriellen Prozess zu langen Fasersträngen gewalzt, getrocknet und zu tragenden Platten verklebt. Das Produkt dient als Rohstoff für alle tragende Holzbau-Produkte wie z.B. Brettschichtholz oder Brettsperrholz (CLT). Mit diesem Verfahren beträgt der Holzausnutzungsgrad des Baums über 90 Prozent, statt wie bisher etwa 30 Prozent. Das vom Baum absorbierte C02 bleibt damit über viel längere Zeit gespeichert als bisher. Bei der Herstellung können auch schlechtere Holzqualitäten verarbeitet werden. Es schont damit die Holzressourcen.
Das Unternehmen ist vernetzt mit der ETH Zürich und der Berner Fachhochschule. Das Projekt ist in der Preiskategorie 1 mit 50’000 Franken
Vereinbarungen und Beratungen
Die Emmentaler Wald&Holz GmbH (Preiskategorie 2: 35’000 Franken) trifft langfristige Vereinbarungen mit den Waldbesitzenden. Dadurch kann die klimaangepasste Waldverjüngung längerfristig gesichert werden.
Die Forst Aaretal GmbH versucht die natürlichen Arvenbestände im Oberhasli zu stärken, indem sie die Verbreitung von Arvennüssen durch den Tannenhäher imitiert. Der Forstbetrieb Sigriswil wiederum bietet qualitativ hochstehende betriebliche Beratung und Analyse für die Waldbewirtschaftung hinsichtlich des Klimawandels an, wie aus der Mitteilung des Kantons hervorgeht. Beide Projekte sind in der Preiskategorie 3 mit 20’000 Franken
Wald steht vor grossen Veränderungen
Das Ökosystem Wald ist angesichts des Klimawandels stark gefordert und steht vor grossen Herausforderungen. Den Kanton trieb deshalb die Frage um, wie es gelingt, dass die Wälder im Kanton auch in Zukunft ihre vielfältigen Funktionen zum Schutz, zur Nutzung und zur Erholung erfüllen können.
Bei den Akteuren der Berner Waldwirtschaft ortete der Kanton bereits zahlreiche gute Lösungsansätze und wollte nun mit einem Innovationswettbewerb die Entwicklung weiter stärken. Das Amt für Wald und Naturgefahren lancierte dazu den «Ideenpool Kliwa». «Gute Ideen entstehen in Zusammenarbeit. Mit dem ‹Ideenpool KliWa› wollen wir den Netzwerkgedanken fördern», betonte Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann anlässlich der Preisverleihung.
Die enge Zusammenarbeit vom Amt für Wald und Naturgefahren mit dem Verband Berner Waldbesitzer und Partnerorganisationen aus den Bereichen Schutz vor Naturgefahren, Naturschutz, Forschung und Holz zeige, dass alle Akteure am selben Strang zögen. Die praxisnahen und lokal umsetzbaren Projekte des «Ideenpools KliWa» seien Beispiele, wie dies gelingen könne.