Am 1. März 1949 gründeten 22 Viehhalter in La Ferrière einen Viehzuchtverein. Schon damals waren im französischsprachigen Berner Jura viele Deutschschweizer ansässig. Amstutz, Geiser, Graber, von Känel oder Wäfler etwa hiessen die Gründungsväter, wie in der Jubiläumsschrift zum 50-Jahr-Jubiläum zu lesen ist. Wie vielerorts waren dies Berner Täuferfamilien, die sich auf einer Meereshöhe von über 1000 Metern niederliessen. So auch die Familie Augsburger.
Die Vorfahren des heutigen Betriebsleiters Detlev Augsburger zogen im letzten Jahrhundert von Langnau im Emmental zuerst auf den Nachbarbetrieb und später auf den heutigen Hof Aux Pruats auf 1150 m ü. M., hoch über dem St. Immertal. 1988 brannte der Hof nieder, 2017 wurde ein Laufstall mit 72 Liegeplätzen angebaut, kürzlich ergänzt mit einem 2×5 m² grossen Melkstand. Dank dem, dass Augsburger gelernter Zimmermann ist, wurde viel Eigenleistung eingebracht.
Lokale Viehschauen
Augsburgers Kühe sind je zu rund einem Drittel Swiss Fleckvieh, rote und schwarze Holstein. «Unsere Herde ist erst seit dem Jahr 2000 bei Swissherdbook eingetragen. Vorher züchteten wir reine Holstein», erzählt der 43-jährige Meisterlandwirt. «Ich war beeindruckt von den lokalen Viehschauen und wollte auch mitmachen. Zudem gefielen mir die roten Tiere.» Der Anteil von SF-Tieren sank in letzter Zeit allerdings etwas. Diese hielten in der Milchleistung nicht mehr mit, und er vermisste die Varianz an Blutlinien, gibt Augsburger zu verstehen.
«Wegen den guten Schlachtpreisen habe ich mich entschieden, mich von einigen älteren Kühen zu trennen.»
Obwohl: Im Jahr 2021 zeigte er mit Incas Irina, der Stammkuh seiner SF-Tiere, eine ausgezeichnete Zuchtfamilie der Klasse A mit 89 Punkten. Die heute 16-jährige Irina EX 90 hat eben in die 13. Laktation gestartet und dürfte die 100 000er-Marke erreichen, vorausgesetzt, dass sie gesund bleibt.
Zwei Kühe mit über 100 000 kg Lebensleistung leisten ihr auf der Weide Gesellschaft. Von ihren Töchtern stehen heute jedoch nur noch drei im Betrieb, vier verliessen ihn im letzten Jahr. «Wegen der guten Schlachtviehpreise habe ich mich entschieden, mich von einigen älteren Kühen zu trennen und vielversprechende Jungkühe zu behalten», so Augsburger.
Tête-de-Moine-Lieferant
Die rund 330 000 kg Milch seiner 40 bis 45 Kühe werden in St-Imier zu Tête de Moine verarbeitet. Das Produktionsreglement schreibt vor, dass 70 Prozent betriebseigenes Futter verabreicht werden muss. So kauft Augsburger jedes Jahr etwas Luzerne zu. Ackerbau ist auf dieser Höhe nicht möglich. In guten Jahren können drei Schnitte geerntet werden plus Herbstweide.
«Dieses Jahr war der Frühling zu nass, wir hatten eher zu viele Tiere, aber jetzt wächst es gut.» Das Zuchtziel im eher jungen Viehbestand liegt bei rund 8500 kg. «Für einen Schnitt von 10 000 Kilo fehlt einfach das Energiefutter», so der passionierte Viehzüchter.
Die Kälber werden bis einjährig auf dem Betrieb gehalten und gehen nachher bis zum Abkalben auf einen Aufzuchtbetrieb in der Region. «Wenn ich ein paar Hektaren mehr Land zu den gegenwärtig 37 ha LN bekommen könnte, würde ich die Aufzucht auf dem Hof behalten», sagt Augsburger.
Ein gutes Händchen für die Kälberaufzucht und für ihre sieben Milchziegen hat Partnerin Sarah Schmid, die mit Leidenschaft überall anpackt, wo es fleissige Hände braucht. Auch Detlevs Kinder Mathieu, Fabio und Lisa helfen gerne mit. Mathieu ist bereits Landwirt EFZ, und auch Fabio will Bauer werden. «Das Herzblut fliesst weiter, offensichtlich ist es gelungen, die Begeisterung für meinen Beruf weiterzugeben», stellt ihr Vater zufrieden fest.
Gutes Teamwork
Nicht nur auf dem Hof, den Detlev 2010 von seinen Eltern übernommen hat, herrscht ein guter Teamspirit. Die heute 16 aktiven und 8 passiven Mitglieder des Viehzuchtvereins planen für den 28. September unter der Leitung von Christian Tschanz ihre 75-Jahr-Jubiläumsschau. Speziell ist hier, dass alle Rassen, von Simmental bis Holstein, vertreten sind. Ein Betrieb hält sogar einige Normande-Kühe. 2021 wurden am selben Tag gleich vier Zuchtfamilien auf vier Betrieben gezeigt.
Nebst Augsburgers Irina lebt auch die Simmentaler-Stammkuh Roman Romana von Thomas Berger noch. Die Züchter nehmen gerne an regionalen und an kantonalen Schauen teil, und der Verein war schon mehrmals ganz vorne dabei im Kollektionenwettbewerb im Jurabogen.
Viehverkauf ist für die meisten ein wichtiges Standbein. Für Detlev Augsburger sind Top-Euter, aber auch gute Fundamente wichtig, denn die Tiere müssen bis zu zwanzig Minuten auf die Weide marschieren. Er lässt die Zuchtkälber genomisch testen, braucht für die Nachzucht genomische Jungstiere wie Genial, Tinder oder Blakely, aber auch geprüfte Stiere wie Rubels oder Achilles.