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Sie kämpfen gegen böse Geister

Zur Wintersonnenwende pflegte man in der dunklen Jahreszeit den Geistern den Kampf anzusagen. Vor hundert Jahren wurde im Städtchen Laupen ein Brauch in der heutigen Form wieder ins Leben gerufen.

«So furchterregend wie in früheren Zeiten geht es heute nicht mehr zu und her», sagt OK-Präsident Renato Chardonnens. Damals bewarfen junge, russgeschwärzte Männer die Häuser mit Pech und zogen mit Getöse und nicht nur freundlichen Absichten durchs Dorf. Das führte dazu, dass 1827 der Brauch verboten wurde.

Es half nichts, dass der damalige Statthalter Christian Wehren zum Besten gab, dass «es schon immer so Brauch gewesen sei.» Dass Weihnachten im Dezember stattfindet, hat ja mit der Wintersonnenwende zu tun, die Christen wollten einen Gegenpol zum heidnischen Fest setzen. Aus dieser Zeit vermutet man den Ursprung des Achetringele-Brauchs im Laupen. Vor dem Verbot hatte dieser noch an Weihnachten stattgefunden.

Neuanfang

1923 wagte der Laupner Kunstmaler Ernst Ruprecht fast hundert Jahre nach dem Verbot einen Neuanfang. Er zeichnete 13 Holzmasken, liess sie zumindest teilweise in Brienz schnitzen. Diese werden bis heute vom Anführer und 12 Besenmannen getragen. Nur zwei haben einen Namen: der Hörnligödu und der Zibele-gring. Mit dabei haben sie eine fünf Meter lange Holzstange, an deren Ende ein Wacholderbesen gebunden ist. Während des Umzugs drehen sie ihre Runden auf fünf Plätzen im Städtli und senken die Besen in die Zuschauermenge.

Als Besenmannen werden die Burschen in den letzten Schuljahren engagiert. «Das ist ganz schön anstrengend. Ich erlebe es oft, dass die Burschen nach eineinhalb Stunden regelrecht ausgepowert sind», so Chardonnens. Der «Anführer» verkündet: «Das alte Jahr nimmt hüt es Änd, jetzt gäht enanderen alli d Händ, tüet uuf es jedes Feischter, löht uus die böse Geischter, mir zieh mit Lärm vo Huus zu Huus u jage se zum Stedtli uus!»

Zwischendurch ertönt das Geläute von möglichst grossen Treicheln und Glocken, die die kleineren Schulkinder um ihre Hüfte tragen Chalandamarz der Berner sozusagen.

Die «Glöggeler», wie diese genannt werden, haben ihre befransten Spitzhüte vor Weihnachten selber angefertigt. Dann folgen die Wünsche zum neuen Jahr: «Im neue Jahr viel Glück u Säge, Gsundheit un es längs zääjs Läbe, z ässe gnue u z wärche gnue u jedem Meitschi e Schatz derzue, das tüe mir allne wünsche!»

Ersatzmaterialien

Zwischendurch wirbeln die «Blateremandli», die heute anstelle von Russ einen Strumpf über dem Kopf tragen, mit aufgeblasenen Schweinsblatern durch die Menge. Am Schluss suchen sie sich Bekannte – und Mädchen, die nicht am Umzug mitgemacht haben. Mit den Blateren wird dann ordentlich auf sie eingedroschen, um auch noch die letzten bösen Geister zu vertreiben.

«Das sieht gefährlicher aus, als es ist. Und die Kinder haben nicht mehr die Ausdauer wie früher», sagt der OK-Präsident und schmunzelt. Was um 20 Uhr oben beim Schloss startet, sei meist nach eineinhalb Stunden vorbei. Von da auch der Name: Achetringele bedeutet Herunterschellen. Früher zog man sich dann in die Beizen zurück, um das alte Jahr ausklingen zu lassen, heute gibt es noch eine. «Aber wir haben ein Barzelt aufgestellt.»

Originale halten lange

Anstelle von Schweinsblatern werden heute solche von Rindern verwendet. «Diese beziehen wir jeweils vom Schlachthof Marmy in Estavayer», weiss Chardonnens. Auch die Masken sind original mit Hundefellen und -köpfen ausgestattet. «Damals dachte sich niemand etwas dabei, heute wäre das unvorstellbar. Aber mit fetten und pflegen halten die Originale noch lange. Nur das Fell des Hörnligödu haben während Corona die Motten komplett zerfressen. Dafür haben wir nun Ziegenfell verwendet», so Chardonnens.

Es brauche wie bei vielen Vereinen einen besonderen Effort, um diesen aktiv am Leben zu erhalten. Im Vorstand machen jüngere Leute mit, so auch seine Tochter. Aber wie andernorts wird die Bevölkerung mit Leuten mit Migrationshintergrund durchmischt. «Diese haben oft keinen Bezug zu einem alten Brauch. Das ist schon eine Herausforderung», gibt Chardonnens zu bedenken.

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