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«Unterhosentest»: Bio schneidet schlechter ab

Ende April wurde in einer medienwirksamen Aktion dazu aufgerufen seine Unterhosen zu vergraben. Was ist das Ergebnis nach zwei Monaten? Drei Seeländer Bauern haben es dem «Bieler Tagblatt» gezeigt. Mit überraschendem Resultat.

clu |

Die Aktion «Beweisstück Unterhose» wurden vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Zusammenarbeit mit Agroscope und der Universität Zürich initiiert. Das Ziel war es, auf das vielfältige Leben im Boden aufmerksam zu machen. Dazu vergruben die Teilnehmer im April Baumwollunterhosen in ihren Feldern und Gärten.

Das «Bieler Tagblatt» war dabei, als nach zwei Monaten drei Seeländer Bauern sie wieder ausgruben. Franz Bender, aus der Forschungsgruppe Pflanzen-Boden-Interaktionen von Agroscope, hat geholfen die Ergebnisse einzuordnen.

Ganze Arbeit geleistet

Wie das «Bieler Tagblatt» berichtet, hätten die Kleinstlebewesen in Luca Löffels Zwiebelfeld ganze Arbeit geleistet: Die einst weissen Unterhosen, die der Gemüsegärtner aus Müntschemier BE nach zwei Monaten aus seinem Zwiebelfeld zieht, seien vollständig zerfressen. Übrig geblieben seien lediglich der Gummizug und die Etikette.

Gemäss der Zeitung überrasche diese Tatsache besonders, da Löffel seine Äcker mit schweren Maschinen, Kunstdünger und chemischen Spritzmitteln bearbeite – Methoden, die man eher als schädlich für den Boden betrachte.

Vitaler Boden kann viel aushalten

Christian Gugger, ein weiterer Teilnehmer, erzielte ähnliche Ergebnisse. Auch bei ihm sind von der Unterhose in seinem Kartoffelfeld nur noch Fetzen übriggeblieben. «Das ist für mich eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein», sagt Gugger gegenüber dem «Bieler Tagblatt». Er betont, dass ein vitaler Boden viel aushalten kann, auch unter den extremen Wetterbedingungen der letzten Jahre.

Luca Löffel äusserte sich im Artikel ebenfalls positiv: «Es beweist, dass man auch mit intensiver Landwirtschaft nicht alles falsch macht.» Er bleibt daher seinem eingeschlagenen Weg, den Boden schonend zu behandeln, treu.

«Erdreich hat sich wohl langsamer erwärmt»

Überraschenderweise zeigten die Unterhosen aus den Feldern des Biobauern Michael Gugger die geringsten Abbauerscheinungen. Er hatte je ein Exemplar in einer extensiven Wiese und einem Urdinkel-Acker vergraben. Gugger, der die Versuchsstation Gemüsebau in Ins leitet, erklärt dem «Bieler Tagblatt»: «Da meine Böden im Frühjahr bereits bewachsen waren, hat sich das Erdreich wohl langsamer erwärmt.» Laut dem Artikel führte dies zu einer geringeren Bodenaktivität.

Franz Bender von Agroscope fügt als Begründung den Standort hinzu: «Die Böden der beiden konventionellen Betriebe sind organische Böden, in denen naturgemäss deutlich mehr Humus steckt als in jenen des Biobauern. Dessen Felder sind mineralischen Ursprungs und enthalten daher deutlich weniger davon.»

Pausen und Gründüngung

Sowohl Luca Löffel als auch Christian Gugger widmen sich laut dem «Bieler Tagblatt» intensiv der Pflege ihrer Böden. Löffel wechsele anspruchsvolle Kulturen wie Kabis, Rüebli und Zwiebeln mit weniger anspruchsvollen wie Weizen und Mais ab und gönne seinen Feldern immer wieder zweijährige Pausen. Christian Gugger setze auf Gründüngung: «Seit ich meine Böden so behandle, brauche ich rund ein Viertel weniger Kunstdünger und Spritzmittel als zuvor. Und meine Erträge sind sogar noch gestiegen», wird Gugger im «Bieler Tagblatt» zitiert.

Agroscope-Forscher Franz Bender bestätigt diese Beobachtung: «Eine vielfältige Lebensgemeinschaft im Boden verhindert, dass sich Schädlinge ausbreiten. Deshalb braucht es weniger chemische Hilfsmittel.» Er lobt die Methoden von Gugger und Löffel als vorbildlich und weiss im Artikel darauf hin, dass auch Biobauern ihre Böden stark beanspruchen.

Das sei vor allem damit zu erklären, dass die Unkrautbekämpfung mechanisch mit Maschinen geschehe. «Das kann Bodenlebewesen ebenso stören», sagt der Forscher im Artikel weiter. Zudem könne die extensive Bewirtschaftung und Nutzung organischer Düngemittel im Bioanbau zu einem etwas langsameren Unterhosenabbau führen. «Das bedeutet aber nicht, dass der Boden deswegen weniger gesund ist», zeigt sich Bender in der Zeitung überzeugt.

Dem Boden nötige Pflege und Regenerationsphasen gönnen

Laut dem «Bieler Tagblatt» stellen Bender und seine Kollegen den drei Seeländer Landwirten ein gutes Zeugnis aus. «Alle Massnahmen, die sie anwenden, fördern das Leben im Boden.» Der Unterhosentest sei zwar nur ein grober Indikator, aber er habe gezeigt, dass es gelungen sei, die Menschen für das Thema Boden zu sensibilisieren. «Die Vorgänge im Erdreich sind komplex. Die Wissenschaft kann längst nicht alles erklären», fügt Bender hinzu.

Insgesamt haben sich rund 500 Personen schweizweit an der Aktion beteiligt. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine sorgfältige Bodenbewirtschaftung ist, unabhängig davon, ob konventionell oder biologisch gearbeitet wird. «Es kommt darauf an, dass man sich um seinen Boden sorgt und ihm die nötige Pflege und Regenerationsphasen gönnt», resümiert Bender im Artikel des «Bieler Tagblatt».

Kommentare (1)

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  • Muchel | 13.07.2024
    Wer mehr als eine Saison selbst Ackerbau betrieben hat, weiss, dass ein mit Nährstoff gut versorgter Ackerboden besser zu bearbeiten ist, stress Situationen besser verträgt, als ein ansonsten gleichwertiger aber ausgehungerter und unterversorgter Boden. Wenn es dann noch mit Gülle und Mist geschieht, noch besser. Wenn mehr Nahrung da ist, dann können sich auch mehr Lebewesen im Boden tummeln, er wird aktiver und resistenter gegen Schadeinwirkungen.
    Physik, Chemie und Biologie werden immer gegen irgendwelche Ideologien siegen.

    Ist schon bezeichnend für unsere so idealisierte Zeit, dass uns unsere Unterwäsche den richtigen Weg zeigen muss.
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