Im «Schweizer Bauer» vom 22. April 2006 war zu lesen: Wer das Gewicht des 18 Wochen alten Simmentaler-Kalbes Kastanie auf Kilo und Gramm genau schätzt, erhält Kastanie oder 2500 Franken in bar. Die Familie Siegenthaler aus Schangnau BE gehörte auch zu den Wettbewerbsteilnehmern – und sie lag goldrichtig. Wie schwer das Kalb war, kann Hanspeter Siegenthaler heute nicht mehr sagen.
Mutter setzt sich durch
Dieses Kalb war recht hoch eingeschätzt, aber schliesslich auch schon gut vier Monate alt. «Andere sagten, dass ich gescheiter das Geld nehmen und dafür zwei Kälber kaufen würde. Aber meine Mutter bestand darauf: Wenn man etwas Lebendes gewinnt, muss man dies nehmen.» So kam die Sämi-Tochter auf den Hof im Scheidbach.
Nach dem zweiten Kalb verkaufte sie Hanspeter Siegentaler an seine Schwester Marie-Luise, die mit ihrem Mann Ruedi Lüscher in Eggiwil BE einen Betrieb mit Kälbermast führte. Lüschers gaben ihren Betrieb Anfang Jahr auf, und Kastanie musste zum Metzger. «Sie wäre sicher noch älter geworden. Sie war eine unproblematische und umgängliche Kuh und gehörte fast zur Familie», sagt Ruedi Lüscher. Vor ein paar Jahren wurde sie im «Schweizer Bauer» als ihre Lieblingskuh präsentiert.
Leistungen nicht festgehalten
Da Lüschers Kühe nicht im Herdebuch eingetragen waren, sind ihre Leistungen nicht festgehalten. Aber die 100’000er-Grenze hätte sie mit grosser Sicherheit geknackt. Wer glaubt, dass damit die Geschichte erzählt sei, der liegt falsch. Bevor Kastanie nach Eggiwil kam, gebar sie bei Siegenthalers das Anatol-Kuhkalb Kreta, die über 75’000 kg Milch gab.
«Von dieser Kuh gibt es rund 20 Nachkommen. Wir konnten von ihr sogar eine Zuchtfamilie präsentieren. Noch heute stehen drei Kühe mit vier, fünf und sechs Abschlüssen im Betrieb, dazu zwei Rinder und zwei Kälber. Obwohl wir auch SF- und RH-Tiere haben, besamten wir die Kreta-Nachkommen immer mit Simmentalstieren», so Siegenthaler.
Kastanie kommt aus Grindelwald
Kastanie selbst stammt aus der Zucht von Daniel und Annerös Steuri aus Grindelwald. Sie hatte über Sämi, Fleuron, Cianti, Boss und Trimbo noch 2,7 Prozent RH-Blut von Tieren, die sie bei der Betriebsübernahme übernommen hatten. Bei Steuris kommt Kastanie aus ihrer K-Linie.
Rudolf Lüscher aus Eggiwil BE gewann vor 18 Jahren das Kalb Kastanie auf der Bea.
Lüscher
Ihre Benni-Schwester Kroni war mit 55 55 98 punktiert, gab ebenfalls über 60’000 kg Milch und hatte sechs Kuhkälber, die in Milch kamen. «Von dieser Linie haben wir zurzeit nichts mehr im Stall. Die Töchter von Krone brachten fast nur Stierkälber, und drei hatte ich als Jungkühe verkauft», erzählt Daniel Steuri.
Beinahe schiefgelaufen
Bei Kastanie habe es noch einen Zwischenfall gegeben. Noch vor der BEA sei sie in der Kälberbox in eine Fensterscheibe gesprungen und habe den Kopf zerschnitten. «Das hätte noch dumm herauskommen können», bemerkt Steuri. Die Familie hatte schon damals einen Biobetrieb und sömmert ihre Tiere noch heute auf 2200 Metern auf der Alp Itramen auf dem Männlichen-Grat.
Die damals zweijährige Tochter Ramona präsentiert auf dem Foto im Bericht von 2006 das Kälbchen, und es stand geschrieben, dass ihre Mutter Annerös sich gerade auf die Bäuerinnenprüfung vorbereite. Mittlerweile steckt Ramona Steuri ebenfalls in der Ausbildung, und ihre Schwester Nadine Steuri hat die Bäuerinnenprüfung schon hinter sich. «Heimatland, so geht die Zeit», kommt es aus Daniel Steuri mit einem Lachen heraus.