Aktuell betreibt das Inforama sieben Standorte. Nun will der Regierungsrat die Tätigkeiten auf drei Standorte konzentrieren. Betroffen davon sind Schülerinnen und Mitarbeitende.
Die Berner Regierung will gleich mehrere Standorte der Inforama-Landwirtschaftsschulen schliessen. Ausgerechnet in Randregionen wie dem Emmental oder Oberaargau. Betroffen sind die Inforama-Standorte Emmental (Bärau), Schwand (Münsingen), Waldhof (Langenthal) und Oeschberg (Koppigen). Sie sollen ab dem Jahr 2030 dichtmachen – jedoch nicht ganz vollständig.
Stossrichtung nicht neu
Noch ist das Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft Inforama auf sieben Standorte im deutschsprachigen Teil des grössten Agrarkantons Bern verteilt. Viele der Gebäude seien sanierungsbedürftig, heisst es in einer Medienmitteilung des Regierungsrates vom Donnerstag.
Um den Anforderungen an einen modernen Bildungs- und Beratungsbetrieb zu genügen, stünden an mehreren Standorten Investitionen an. Um das Inforama zukunftsgerichtet zu positionieren und die beschränkten Kantonsmittel zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu investieren, hat der Regierungsrat eine Nutzerstrategie erarbeiten lassen.
Die Variante «Kompetenzzentren» habe sich als die beste erwiesen. Sie sieht vor, dass das Inforama seine Tätigkeiten auf die Standorte Rütti (Zollikofen, Schwerpunkt Land- und Hauswirtschaft), Berner Oberland (Hondrich, Schwerpunkt Alp- und Berglandwirtschaft) und Seeland (Ins, Schwerpunkt nachhaltiger Gemüsebau) konzentriert.
Bereits vor 20 Jahren wurde in diese nun beschlossene Richtung eingespurt. So beschloss bereits im Jahr 2003 die Berner Regierung die Schwand-Schliessung. Die Berner Bauern protestierten. Ganz geschlossen wurde der Schwand nicht, geblieben ist die Bioschule. Mit dem jüngsten Entscheid soll nun auch die Bioschule auf dem Schwand der Geschichte angehören und auf die Rütti verlegt werden, wie das Inforama auf Anfrage bestätigte.
Bauern nicht erfreut.
Der Präsident des Berner Bauernverbandes, Jürg Iseli, ist wenig erfreut über die Pläne der Regierung. «Gerade in der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung sind kurze Wege sehr wichtig», sagte er am Donnerstag im Regionaljournal von Radio SRF. Mit dieser Standortstrategie entferne sich der Kanton von den Bauern. Der Berner SP-Regierungsrat Christoph Ammann widersprach: Veränderungen lösten immer Befürchtungen aus.
Aber: «Wir leben in der kleinen Schweiz. Die Wege sind immer noch kurz, selbst, wenn sie etwas länger werden», hielt er fest. Und: Man habe nicht die finanziellen Mittel, um sämtliche Standorte so auf Vordermann bringen zu können, dass sie modernen Ansprüche genügten. Mit den drei Kompetenzzentren könne man bessere Leistung zu einem billigeren Preis in einer höheren Qualität erreichen. Rund 218 Millionen Franken will der Kanton Bern in den nächsten 30 Jahren in die drei Zentren Zollikofen, Hondrich und Ins investieren.
inforama.ch
Widerstand kommt vor allem wegen der Distanz zum Inforama Rütti aus den Regionen Emmental und Oberaargau. Gestern Freitagmorgen äusserte sich Landwirt und Unternehmer Jürg Rothenbühler, Präsident der Regionalkonferenz Emmental, im Regionaljournal von Radio SRF. Für ihn ist klar: «Die Hürde wird grösser, Lernende und weiterbildungswillige Leute in die Landwirtschaft zu bringen.» Er fragt, weshalb man nicht weiter an einem dezentralen Ort wie Bärau ein Bildungszentrum aufrechterhalten könne. Solche Fragen werden voraussichtlich im kommenden Herbst auf den Tisch kommen, dann wird der Umbau in der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung Thema im Kantonsparlament.
Doch nicht ganz Schluss?
Ammann hielt in derselben Radiosendung fest, dass es in der Region Emmental/Oberaargau weiterhin ein Beratungsangebot geben soll. Man wolle ein reduziertes Angebot im Emmental wie etwa die landwirtschaftliche Grundbildung für ein erstes Lehrjahr wie auch die Beratung beibehalten, sagte er.
Der «Schweizer Bauer» hat auf die Frage, ob ein reduziertes Angebot an sämtlichen Standorten, Bärau, Münsingen, Waldhof und Oeschberg, denkbar sei, vom Inforama folgende Antwort erhalten: «Es geht hier um das 1./2. Lehrjahr und um die Beratung.
Die Grundbildung ist angedacht im Oberaargau und im Emmental, die Ausbildung vom Schwand zügelt voraussichtlich auf die Rütti, am Oeschberg sind keine Klassen 1./2. Lehrjahr. Welche Klassen dann angeboten werden, ist abhängig von der Nachfrage. Die Beratung wird auch im Oberaargau/Emmental dezentral bleiben, die Tätigkeiten des Oeschberg werden im Seeland, diejenigen am Schwand grundsätzlich auf der Rütti stattfinden.»
Ersatzgebäude realisieren
Wie das Inforama weiter mitteilt, dauere es recht lange, bis die Schliessungen Realität würden, da zuerst die Ersatzbauten realisiert werden müssten. So wird etwa für Oeschberg das Jahr ca. 2030 genannt, für Waldhof Hauswirtschaft ca. 2032, für Waldhof weitere Tätigkeiten ca. 2034 (Beratung und 1./2. Lehrjahr bleiben aber dezentral), für Hondrich Hauswirtschaft ca. 2032, für Schwand ca. 2034 und für Bärau ca. 2034 (Beratung und 1./2. Lehrjahr bleiben aber dezentral).
Von den insgesamt knapp 250 Mitarbeitenden am Inforama müssten laut Angabe des Inforama rund 30 Personen den Standort wechseln (10 Personen von Waldhof und Bärau; 14 Personen von der bäuerlichen Hauswirtschaft und 4 Personen vom Schwand).
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