«Wir behandeln nun fast alle Sorten regelmässig mit Kupfer, damit die Krautfäule nicht überhand nimmt», sagt Schluep der «Solothurner Zeitung». Zwei Sorten seien allerdings bereits so stark betroffen, dass sie nicht mehr zu retten seien. Schluep erklärt, dass man bald mit dem Abflammen des Krautes beginnen werde, um den Pilz, der zur Krautfäule führt, zu zerstören und zumindest einen Teilertrag zu retten.
«Zweifel Chips vom Rütihof wird es dieses Jahr in einem reduzierten Mass geben», stellt Schluep fest, als er eine Kartoffelstaude zur Probe herauszieht. Die Kartoffeln seien zwar gross, aber für die Chips-Produktion nicht geeignet sind. «Daraus werden Kartoffelflocken für Stocki gemacht», erklärt er im Artikel. Dies bringe zwar weniger finanziellen Ertrag als die Chips, aber es sei zumindest kein Totalausfall.
Als Babykartoffeln verkaufen
Auch bei einer befallenen Speisesorte werden die Kartoffeln nicht die verlangte Grösse erreichen. «Wir werden sie hoffentlich als Babykartoffeln verkaufen können», sagt Schluep gegenüber der «Solothurner Zeitung» und weiter erklärt er: «Zum Unterpflügen sind sie dann doch wieder zu gross.» Bei den restlichen Sorten sehe es besser aus. Das führt Schluep auf die frühe Aussaat zurück. Die Krautfäule hätte einen Totalausfall verursachen können, hätte man einen Monat später angefangen.
Bei den Aroniabeeren dagegen sehe es gut aus. «Die Pflanze scheint die Feuchtigkeit zu mögen», berichtet Schluep der Zeitung weiter. Die Sträucher sind reich behangen und der Ertrag vielversprechend. «Etwas Wärme wäre jetzt hilfreich, damit die Beeren gut reifen und ein gutes Aroma entwickeln», fügt er hinzu.
Weizen braucht Sonne und Wärme
Auch der Weizen braucht dringend sonnige Tage. «Ende Juli, Anfang August beginnen wir mit der Ernte,» erklärt Schluep der Zeitung. Er ergänzt: «Der Weizen ist schon am Abreifen, braucht aber noch Sonne und Wärme, sonst müssen wir mit einer schlechten Kornqualität und einem Gewichtsverlust rechnen.» Weitere Regenfälle könnten zudem dazu führen, dass das Korn neu zu keimen beginnt und nur noch als Futter für Kühe verwendet werden kann.
Problematisch seien auch die Ökowiesen. «Diese drückt es durch den Niederschlag zu Boden, was das Mähen erschwert», so Schluep. Daraus sollten Heuballen gemacht werden. Doch dafür müsste mindestens vier Tage am Stück trocken sein. «Seit Mitte Mai hatten wir jedoch nie mehr als drei Tage am Stück trockene Witterung,» erklärt der Landwirt.
«Schaltjahr gleich nasses Jahr»
Wie er der «Solothurner Zeitung» sagt, erinnere ihn dies an eine Bauernregel, die ihm seine Grosseltern mit auf den Weg gegeben haben: «Schaltjahr gleich nasses Jahr.» Rückblickend erinnert er sich, dass auch 2016 der Sommer sehr nass war, was durch die Statistik von Meteo Schweiz bestätigt wird.
Trotz der Herausforderungen freut sich Schluep auf eine kurze Auszeit mit seiner Familie im Tessin, auch wenn das Wetter dort derzeit für Unruhe sorgt. «Wenn wir zurück sind, erwartet uns viel Arbeit. Die Ernte und somit die intensivste Zeit steht uns bevor», sagt er gegenüber der «Solothurner Zeitung» einigermassen optimistisch.
Ein Jahr auf dem Rütihof
Der Rütihof in Lüsslingen-Nennigkofen ist ein Biobetrieb, der von Patrick Schluep, seiner Frau Agnese und ihren Kindern sowie ihrem Geschäftspartner Markus Furrer und dessen Familie geführt wird. Unterstützt werden sie vom eritreischen Hilfsarbeiter Fissehaje Abraha. Nebst Ackerbau und Viehwirtschaft sind die Aroniabeeren eine Spezialität des Hofes. Im Rahmen der Serie «12 Monate, 12 Geschichten» begleitet die «Solothurner Zeitung» den Hof ein Jahr lang und gibt so Einblicke in den Alltag eines Landwirtschaftsbetriebes.
Jeden Monat erhalten wir Einblicke in den Alltag auf dem Rütihof in Lüsslingen-Nennigkofen. Im Juni steht die Feldarbeit im Fokus. Doch das unstete Wetter der letzten Wochen sorgt für Probleme. https://t.co/S9Hvwb9atXpic.twitter.com/VHdnKRo622
— SolothurnerZeitung (@SZSolothurn) June 28, 2024