Im Rahmen einer Gruppenarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl) entwickelte Daniel Amgarten zusammen mit drei weiteren angehenden Agronominnen und Agronomen die Idee, Schweizer Popcorn zu produzieren.
Bereits 2016 hat Amgarten auf dem Hof seiner Eltern in Schneisingen AG versuchsweise ein paar Aren einer aus den USA stammenden Maissorte gesät, von Hand geerntet, aufwendig gereinigt und getrocknet.
Saatgut aus Amerika
«Wir wollten erst abklären, ob Popcorn-Mais auch in der Schweiz funktioniert. Es hat von Anfang an geklappt», erinnert sich Amgarten. Zu Beginn des Jahres konnte Amgarten den 34-Hektaren-Betrieb seiner Eltern übernehmen, wobei er die Popcorn-Produktion an seine eigene Topcorn GmbH ausgelagert hat.
Als Landwirt betreibt er zusammen mit seiner Frau Anita und mit der Unterstützung seiner Eltern überwiegend Ackerbau und Rindermast. Seit kurzem gehören auch einige Mutterkühe zum Tierbestand. Seit der Lancierung des Anbaus von Popcorn-Mais sind sieben Jahre vergangen. Während Amgartens Studienkollegen das Projekt nicht mehr weiterverfolgten, hielt er daran fest.
Feste Schale
Um Popcorn-Mais zu produzieren, braucht er eine Maissorte mit harten, rundlichen, glasigen Körnern und vor allem mit einer festen Schale. So reissen die Schalen der Maiskörner beim Erhitzen nicht nur auf, wie das bei dem in der Schweiz weit verbreiteten Futtermais der Fall wäre.
«Damit das Korn aufplatzt, wenn das Wasser im Korn durch die Erhitzung zu Dampf wird, ist eine gewisse Konsistenz nötig», erklärt Amgarten, weshalb er für sein Popcorn amerikanisches Saatgut benötigt. Die Pflanzen sind im Vergleich zu Futtermais kleiner und etwas ertragsschwächer.
Das Schweizer Popcorn von Daniel Amgarten gibt es in verschiedenen Variationen.
Christian Zufferey
Das Klima muss stimmen
Von grosser Bedeutung ist ein gutes, mildes Klima. Demnach wäre die Alpensüdseite, wo auch Mais für Polenta produziert wird, eigentlich besser geeignet. Ausserdem braucht der Popcorn-Mais mehr Zeit zum Wachsen. Amgarten wagte die Aussaat im Aargau daher jeweils Mitte April, also vor dem für die Region normalem Aussaat-Termin für Futtermais. Im Anschluss daran deckt er den Acker mit einem Vlies oder mit einer Folie ab. «Wir erzeugten so einen kleinen Treibhauseffekt», sagt Amgarten.
Im Allgemeinen benötigt der Mais danach mehr oder weniger dieselbe Pflege wie Futtermais. Dieses Jahr könnte die Popcorn-Mais-Produktion jedoch problematischer werden. «Wir hatten den schwierigsten Start», bestätigt Amgarten. Aufgrund des nasskalten Frühlings konnte Amgarten erst im Mai aussäen, sodass die Ernte später ausfallen könnte – sofern sich das Wetter bis dahin positiv entwickelt.
Produzenten auch im Rheintal
Um auf Klimarisiken besser vorbereitet zu sein, kann Amgarten auch auf Produzenten aus dem St. Galler Rheintal zurückgreifen, die auf ihn aufmerksam wurden und ihm ihre Unterstützung beim Anbau zugesichert haben. Im Rheintal kann der Föhn im Herbst länger für ein mildes Klima sorgen.
Nach dem Ernten und Dreschen brachte Amgarten den Popcorn-Mais jeweils in eine Sammelstelle zum Trocknen, dann in eine Saatgut-Reinigung und schliesslich in einen externen Lagerraum. Getrocknet lässt sich der Mais monatelang lagern, und Amgarten kann die Mengen zur Verarbeitung zurückholen, die jeweils benötigt werden.
Regionalität wichtiger als Preis
Einen grossen Teil seines Popcorn-Maises kann er unverarbeitet verkaufen, meist an Unternehmen, die diesen selbst zu Popcorn weiterverarbeiten. In der Regel produziert Amgarten sein Popcorn einmal wöchentlich auf dem Hof. Dies bei übers Jahr konstant gleichbleibender Nachfrage. «Während im Detailhandel im Sommer eine grössere Nachfrage besteht, brauchen Kinos eher im Winter mehr», erklärt der Agronom.
«Im Vergleich zu amerikanischem Popcorn von industrialisierten Monokulturen ist unser Popcorn etwa zwei- bis dreimal teurer», erklärt Amgarten. Eine 90-Gramm-Packung salzige oder süsse Popcorn kostet im Detailhandel um die vier Franken. Er ist aber davon überzeugt, dass Regionalität, Ökologie und Nachhaltigkeit auch für die Vermarktung von Popcorn entscheidende Vorteile sind.
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