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Nitratprojekt mit «Leuchtturm-Charakter» 

In der Solothurner Region Gäu hat es zu viel Nitrat im Grundwasser. Ein Projekt soll dazu beitragen, diesen Nitratwert zu senken. Landwirtinnen und Landwirte sollen dafür die notwendigen Daten liefern. Die Projektverantwortlichen sprechen von einem schweizweit einzigartigen «Leuchtturmprojekt».

ome |

In der Region zwischen Oensingen und Olten habe es zu viel Nitrat im Grundwasser, heisst es in der «Solothurner Zeitung». Aufgrund der Bemühungen der letzten 20 Jahren hätten sich die Werte zwar stabilisiert, ja seien sogar zurückgegangen. Doch noch immer entspreche das Grundwasser nicht dem angestrebten Qualitätsziel. So sieht die Gewässerschutzverordnung ein Ziel von 25 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser vor. Die Werte in der Projektregion liegen darüber.

Das «Nitratprojekt Niederbipp-Gäu-Olten» soll Landwirtinnen und Landwirte der Region dabei unterstützen weniger zu düngen. Dabei soll es aber weder zu Ertrags- noch zu Qualitätsverlusten kommen. Auch neue Stilllegungsflächen seien keine Option. Parzellengenau sollen mit diesem Projekt die Stickstoffreserven erfasst werden mit dem Ziel, jeweils im Herbst den Stickstoffgehalt in den Böden so gering wie möglich zu halten. Denn gerade im pflanzenlosen Winter ist die Nitratauswaschung tendenziell höher als während des Jahres.

Entschädigung für Landwirtschaftsbetriebe

Das «Nitratprojekt Niederbipp-Gäu-Olten» befindet sich seit 2021 in der vierten Projektperiode, die bis Ende 2026 dauern wird. Das Nitratprojekt umfasst rund 1'400 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche und betrifft die Trinkwasserversorgung von 75'000 Personen. Es ist das grösste der Schweiz und wird wissenschaftlich begleitet.

10 Millionen Franken kostet jene vierte Projektperiode. Mit einem Grossteil dieses Betrages (7,5 Millionen Franken) werden die Landwirtschaftsbetriebe für die umgesetzten Massnahmen entschädigt. Der Bund übernimmt 7 Millionen Franken, rund 2 Millionen kommen von den Wasserversorgern, den Rest steuern die beiden betroffenen Kantone Bern und Solothurn bei.

Die Projektverantwortlichen sprechen von einem «Leuchtturmprojekt» mit schweizweit einmaligem Charakter. «Ich kenne kein Gebiet, wo man die parzellenscharfe Düngeberechnung flächendeckend so genau anwendet», sagt Hug der «Solothurner Zeitung».

Stickstoffreserven berücksichtigen

Über das «Nitratprojekt Niederbipp-Gäu-Olten» hat sich die «Solothurner Zeitung» mit zwei Spezialisten unterhalten, mit Gewässerspezialist Rainer Hug vom Solothurner Amt für Umwelt und mit Jonas Zürcher, Direktor des landwirtschaftlichen Bildungszentrums Wallierhof.

Bisher sei zu wenig darauf geachtet worden, dass gewisse Parzellen allenfalls noch über ausreichend grosse Stickstoffreserven verfügen könnten. Dies solle zukünftig vor dem erneuten Düngen berücksichtigt werden. Ein Ziel dieses Projektes sei es deshalb herauszufinden, wie viel Stickstoff sich bereits im Boden befindet, erklärt Rainer Hug. Dieses Wissen soll dann auch dem Grundwasserschutz zugutekommen.

Jonas Zürcher ergänzt aber gleich, dass es bereits Grundlagen dafür gebe, wie diese Reserven bei der Düngung berücksichtigt werden könnten. Die Berechnungen wären aber oft wenig spezifisch. «So parzellenscharf wie wir dies tun wollen, werden diese Empfehlungen aber nicht umgesetzt», sagt Zürcher der «Solothurner Zeitung».

Zusammenarbeit mit Bauern

Für die Realisierung des Projekts braucht es die Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten. Diese sollen dem Projekt die entsprechenden Daten liefern. Sie können sich dabei für eine der beiden folgenden Varianten entscheiden:

1) mit einer Bodenprobe wird gemessen, wie viel Stickstoff bereits vorhanden ist

2) durch die Analyse der bisherigen Düngungen, der Bodeneigenschaften und der klimatischen Bedingungen wird geschätzt, wie viel Stickstoff sich im Boden befindet

Aufgrund dieser Mess- (1), bzw. Schätzwerte (2) soll es der Landwirtin oder dem Landwirt gelingen, die Düngung zu optimieren. Sollten diese Varianten zu kompliziert oder aufwendig sein, und also nicht angewendet werden können, würden die bisherigen Düngewerte einfach um zehn Prozent reduziert.

Neue Düngeberechnungen ab 2025

Die neuen Düngeberechnungen sollen bereits ab nächstem Jahr umgesetzt werden. Zuständig für die Beratung und die Erfassung im Kanton Solothurn ist der Wallierhof. Für die Betriebe in Niederbipp wird das Berner Inforama zuständig sein.

Der Mehraufwand werde dabei entweder abgegolten oder dadurch kompensiert, dass Landwirte weniger Dünger zukaufen müssen. Geplant ist, dass Leistungen zukünftig auch nicht mehr pauschal abgegolten werden. Vielmehr sollen messbare Ziele und konkrete Leistungen für den Grundwasserschutz berücksichtigt werden.  Auf ausgewählten Studien-Parzellen soll mit verschiedenen Düngeverfahren auch gemessen werden, wie viel Nitrat ausgewaschen wird.

Mehr Freiheit und Verantwortung für Bauern

Durch das Projekt soll den Landwirtinnen und Landwirten bei der Düngung mehr Eigenverantwortung und Freiraum eingeräumt werden. So sollen die Regeln zum Nitratindex und weitere Vorgaben gelockert werden. Als Beispiel wird der 15. Februar genannt. Vor diesem Datum ist es generell verboten, zu düngen.

Fortan sollen Landwirtinnen und Landwirte jedoch auf eigenes Risiko hin selbst entscheiden können, ob sie auch vor diesem Datum düngen wollen. Einzige Voraussetzung ist, dass die vertraglich vereinbarten und messbaren Zielvorgaben trotzdem erreicht werden.

Mit den neuen Messmethoden sollen Landwirtinnen und Landwirte auch früher und präziser informiert werden können. «Wir wollen den Bauern möglichst zeitnah zurückmelden können, was funktioniert hat», sagt Jonas Zürcher der «Solothurner Zeitung».

Kommentare (1)

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  • Housi | 09.06.2024
    Im gleichem Atemzug müssen aber die ARA's ihren Nitrat Ausstos massiv reduzieren. Gemässe einer unter dem Deckel gehaltenen Studie vom BAFU können können die ARA nur rund die Hälfte das anfallenden Nitrats aus dem Abwasser herausnehmen. Der Rest wird munter in die Gewässer entlassen, rund 40'000 Tonnen Jährlich davon spricht niemand.
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