«Der Aargau hat eine grosse Pferdetradition.» Das sagt Hansruedi Häfliger. Der Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg fasste darum einen Plan: den Aargau in ein Reitparadies zu verwandeln. «Pferdeerlebnis Aargau» heisst das Projekt.
Zusammen mit der Pferdezuchtgenossenschaft Aargau und dem Pferdezuchtverein Rothrist hat das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg das Projekt lanciert und einen provisorischen Routenplan erarbeitet, der sich auf die Regionen Aargauer Jura, Suhren- und Ruedertal konzentriert.
Laut dem Projektbeschrieb sollen Reiterinnen und Reiter zukünftig – mit und ohne eigenes Pferd – die abwechslungsreichen Landschaften und schönen Erholungsgebiete des Aargaus entdecken. Auch für Nichtreitende soll das Angebot gelten.
Provisorisches Routennetz steht
Wie die «Aargauer Zeitung» schreibt, stehe ein provisorisches Routennetz bereits. Die Einführung eines Routenpasses – ähnlich wie ein Loipenpass – sei in Abklärung. Ausreit- und Ausfahrangebote sollen im Fokus stehen. Allerdings müssen noch die eigentlichen Akteure, die landwirtschaftlichen Betriebe, für das Projekt gewonnen werden.
Dies ist die Übersicht der bisherigen Routenvorschläge:
Der gelbe Routenperimeter Nord ("Aargauer Jura") zeigt den Routenvorschlag von Christof Brogli, von Horsefarm.ch, aus Effingen.
zvg
Sobald die Landwirtschaftsbetriebe mit ihren agrotouristischen Angeboten bestimmt seien, würden die Routenvorschläge angepasst. Die Streckenabschnitten ohne Beteiligung von Landwirtschaftsbetrieben, werden laut der Website « Pferdeerlebnisse Aargau » gestrichen oder verlegt, damit die beteiligten Landwirtschaftsbetriebe mit ihren Angeboten optimal ins Routennetz eingebunden sind.
Mit Bauernfrühstück und Lunchpaketen
Wie es für Projekte zur Regionalen Entwicklung (PRE) typisch ist, geht es auch bei «Pferdeerlebnisse Aargau» darum, die Wertschöpfung in der Region – insbesondere auf Aargauer Landwirtschaftsbetrieben – zu steigern. So würden durch das neue Routennetz die Reit- und Ausfahrangebote sowie bestehende und neue Angebote in den Bereichen Gastronomie, Direktvermarktung und Übernachtung von Menschen innerhalb und ausserhalb des Kantons Aargau gefördert.
Übersetzt könnte dies für Bauernbetreibe bedeuten: Zusätzliche Einkünfte durch Übernachtungen wie Schlafen im Stroh, Bauernfrühstück, Lunchpakete oder andere gastronomische Angebote.
Jurapark Aargau ist beteiligt
Um am Projekt teilnehmen zu dürfen, muss ein Betrieb eine Mindestgrösse aufweisen und direktzahlungsberechtigt sein. Finanziert wird das Regionalentwicklungsprojekt in der Startphase vom Bundesamt für Landwirtschaft, dem Kanton Aargau und dem Swisslos-Fonds des Kantons Aargau mit rund 200'000 Franken.
Auf fachlicher Ebene sind die Agrofutura AG und der Jurapark Aargau beteiligt, als Partnerin wirkt die Aargau Tourismus AG mit. «Sobald das Projekt alltagstauglich ist, soll es sich selbst tragen», erklärt Häfliger gegenüber der «Aargauer Zeitung». Laufe alles nach Plan, werde dies Ende 2026 der Fall sein. Dann werde das Projekt in einen Verein überführt, in dem die Betriebe die Trägerschaft bilden.
Bewerbungsfrist bis Ende März
Laut der Zeitung hat Häfliger vor rund drei Wochen die Ausschreibung in verschiedenen Newslettern der Landwirtschaft und Pferdehaltung versandt. Bewerbungen habe es bisher noch keine gegeben. Eine solche Entscheidung solle gut überlegt sein, wie Häfliger in der «Aargauer Zeitung» sagt.
Bis Ende März können sich Betriebe bewerben. Der Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg bleibt zuversichtlich und macht im Artikel etwas Werbung: «Das Angebot ist insbesondere für Höfe interessant, die landschaftlich schön liegen und an einem Zusatzeinkommen interessiert sind.»
Hof zu klein
Im Artikel der «Aargauer Zeitung» ist vom Bleichmatthof in Gansingen zu lesen, der mitten im Jurapark liegt und dessen Betriebsleiterin, Daniela Probst das Projekt grundsätzlich unterstützt. Sie darf aber nicht mitmachen. Ihr Hof ist zu klein. Auch andere Höfe zeigten sich von der Idee überzeugt, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Zwei Dinge lassen jedoch viele vor einer Teilnahme zögern.
Max Urech von der Pferdepension Weisse Trotte in Schinznach begründet beispielsweise seine Zweifel so: «Mit fremden Pferden auf dem Hof steigt das Risiko, Infektionskrankheiten einzuschleppen.» Und für André Wyss vom Schachenhof Rohr ist die Teilnahme auch eine Frage der Kapazität: «Bei mir sind immer alle Pferdeboxen belegt.» Auch Schlafplätze für Reiterinnen und Reiter könne er nicht anbieten, wie er dem «Aargauer Zeitung» erklärt.
Was ist ein PRE?
Projekte zur Regionalen Entwicklung (PRE) sind ein Instrument des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW). Es gibt sie seit 2007. Ein PRE fördert die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und die regionale Zusammenarbeit. Die Fördergelder kommen aus der Strukturverbesserung. Dabei gibt es Co-Finanzierungen von Bund und Kanton. Weitere Infos vom BLW.
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