Nach mehreren Jahren Umbau- und Renovationsarbeiten feiern das Hotel Tannenboden in Flumserberg im Kanton St. Gallen und das Grand Hôtel du Cervin in St-Luc im Walliser Val d’Anniviers fast gleichzeitig ihre Neueröffnung. Die Ostschweizer feiern am 28. Oktober, die Walliser am 29. Oktober. Die Schweizer Berghilfe unterstützte beide dieser regional sehr wichtigen Tourismusprojekte mit einem Betrag von insgesamt knapp einer Million Schweizer Franken.
Beide Betriebe sind für ihre Regionen von grosser Bedeutung: Das traditionsreiche Hotel Tannenboden auf der Tannenbodenalp in den Flumserbergen und das denkmalgeschützte Grand Hôtel du Cervin in St-Luc im Val d’Anniviers im Kanton Wallis.
In beiden Tourismusregionen mussten in den letzten Jahrzehnten wegen veralteter Infrastruktur viele Hotels und Gasthäuser schliessen und viele traditionsreiche Gastrobetriebe wurden durch Eigentumswohnungen ersetzt. Diesen Entwicklungen wollten die Betreiber beider Hotels entgegenwirken, weshalb sie sich entschieden, ihre geschichtsträchtigen Häuser für eine nachhaltige Zukunft umzubauen und zu renovieren.
Zukunftsweisende Investition
Das 1914 erbaute Hotel Tannenboden in Flumserberg im Kanton St. Gallen wird seit 2010 von Hannes Kurath und seiner Familie in der fünften Generation geführt. Neben dem Hauptgebäude gehören drei weitere Häuser zum Hotelbetrieb. Nach einer eingehenden Analyse des Hotelbetriebs im Jahr 2014 wurde klar, dass das Hauptgebäude zwingend saniert werden musste.
Für die Familie Kurath kein überraschender Befund, aber nichtsdestotrotz eine grosse Herausforderung: «Wir wussten, dass es für uns sehr schwierig werden würde, eine passende und finanziell tragbare Lösung zu finden», sagt Geschäftsführer Hannes Kurath.
Die Familie entschloss sich schlussendlich dazu, das Hauptgebäude abzureissen und einen Neubau zu erstellen, mit dem nun insgesamt 40 Zimmer bzw. 77 Betten zur Verfügung stehen. Hannes Kurath ist heute überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: «Es war in der Tat eine riesige Herausforderung. Wir haben uns sogar einige Male überlegt, das Hotel zu verkaufen. Aber mit der jetzigen Lösung können wir konkurrenzfähig in die Zukunft gehen».
Neue Massstäbe
Auf 1650 Meter über Meer, in St-Luc im Val d’Anniviers im Kanton Wallis, thront das denkmalgeschützte Grand Hôtel du Cervin. Der neoklassizistische Bau aus dem Jahr 1893 liegt inmitten einer 7000 Quadratmeter grossen grünen Oase. 2013 wollte der damalige Eigentümer das Hotel, welches 30 Jahre lang nicht mehr als solches betrieben wurde, verkaufen.
Für den Erhalt des historischen Gebäudes gründeten rund 40 Personen die Aktiengesellschaft «Grand Hôtel du Cervin à St-Luc SA» und kauften das Hotel. Zudem gründeten sie den Verein «Amis du Grand Hôtel du Cervin», der heute rund 300 Mitglieder zählt, die sich für den Erhalt des Hotels einsetzen. Nach einer langen Planungsphase begannen 2019 die aufwändigen Umbau- und Renovationsarbeiten.
Für den Betrieb übernahm das Hotel das bewährte Konzept der Jugendherbergen der neuen Generation, bei dem die Gäste den Prunk und die Relikte der Vergangenheit zu günstigen Preisen, aber ohne den Luxus eines Sternehotels, geniessen können.
Das Haus bietet nach dem Umbau 110 Betten in 21 Zimmern, darunter Privatzimmer mit zwei bis sechs Betten sowie geteilte Mehrbettzimmer. Aude Héritier, die junge Walliser Geschäftsführerin, freut sich auf ihre Aufgabe: «Ich fühle mich sehr privilegiert, dieses aussergewöhnliche Hotel zu leiten. Diese spezielle Jugendherberge hat eine Seele, eine lange Geschichte, aber auch eine etwas verrückte Seite.»
Aussergewöhnlicher Wellnessbereich
Die Krone des Umbaus aber liegt direkt unter dem Hotel: Die Bäder mit spektakulärem Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Der Bau dieses einzigartigen Wellnessbereichs wurde vollumfänglich von der Gemeinde Anniviers finanziert. Selbstverständlich ist diese Wellnesswelt öffentlich zugänglich und steht allen Gästen im Val d’Anniviers zur Verfügung, was für den Tourismusstandort einen grossen Mehrwert generiert.
Unterstützung Schweizer Berghilfe
Beide Hotelbetriebe waren auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um das grosse Investitionsvolumen stemmen zu können. Die Schweizer Berghilfe leistete insgesamt einen Beitrag von über einer Million Schweizer Franken. Das Hotel Tannenboden wurde bei einer Gesamtinvestition von 8,3 Millionen Franken mit 300'000 Franken unterstützt, das Grand Hôtel du Cervin mit 650'000 Franken; dort betrug die gesamte Investition 9 Millionen Franken.
Charles-André Ramseier, ehrenamtlicher Fachexperte Tourismus Westschweiz bei der Schweizer Berghilfe, betont: «Das Grand Hôtel du Cervin ist ein symbolträchtiges Projekt. Es steigert die Attraktivität der Region zu allen Jahreszeiten und ergänzt mit seinem aussergewöhnlichen Konzept das bestehende Angebot in St-Luc und im Val d’Anniviers in hervorragender Weise.»
Auch Kurt Zgraggen, Geschäftsführer der Schweizer Berghilfe, ist überzeugt, dass solche Investitionen nötig sind: «Auch solche traditionsreiche Hotelbetriebe müssen sich für die Zukunft rüsten, haben es aber bei der Beschaffung der finanziellen Mittel sehr schwer, weil es immer grosse Investitionsvorhaben sind.»