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Bohnenburger für mehr Biodiversität

Alex Ammann will wegkommen von der Milch- und Fleischproduktion. Seine Ackerflächen möchte er für die direkte Ernährung von Menschen nutzen. Und damit bedrohten Arten wieder mehr Raum geben.

Anita Merkt |

Alex Ammann aus dem thurgauischen Schlatt melkt auf dem Hof am Dorfrand 15 Milchkühe und zieht 7 Kälber und Rinder für die Fleischproduktion und die Nachzucht gross. Auf dem für heutige Massstäbe sehr kleinen Milchbetrieb haben schon Ammanns Eltern zusätzlich 0,6 ha Spargeln angebaut und selbst vermarktet.

Der Hofnachfolger hat sich lange damit auseinandergesetzt, ob er den elterlichen Hof in der bestehenden Form weiterführen will. Zweifel an der konventionellen Landwirtschaft kamen dem 29-Jährigen, als er nach der Landwirtschaftslehre auf einem zürcherischen Gemüsegrossbetrieb arbeitete. «Dort bekam ich mit, wieviel synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel im intensiven Gemüsebau eingesetzt werden.» Er kam für sich zu dem Schluss, dass mit den chemischen Mitteln im Intensivanbau lediglich die Symptome eines fehlgeleiteten Systems bekämpft werden.

«Die Intensivlandwirtschaft, wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg betreiben, ist der Grund für das Verschwinden und das drohende Aussterben vieler Pflanzen- und Tierarten», ist Ammann überzeugt. Der junge Landwirt fing an, sich umzuorientieren und im Gemüse-, Getreide- und Maisanbau mit neuen Methoden zu experimentieren.

Der Elefant im Raum

In der aktuellen Debatte um die Biodiversitätsinitiative stört sich Ammann daran, dass auf Seite der Bauern nie «der Elefant im Raum» thematisiert werde. «Wenn man die Alpweiden mit einbezieht, dienen heute 80 Prozent der Schweizer Landwirtschaftsflächen der Ernährung von Tieren», sagt er. «Um tierische Kalorien zu produzieren, braucht es ein Vielfaches an Land, Wasser und anderen Ressourcen wie für die gleichen Kalorien in Form von Pflanzen», sagt er.

«Dazu kommen die Probleme mit den Treibhausgasen, die den Klimawandel anheizen.» Angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise auf unserem Recht auf Fleischkonsum zu bestehen, findet er auch Ländern gegenüber unsolidarisch, die noch weit stärker als wir unter Dürren, Überschwemmungen und Unwettern leiden. «Ein grosses Problem der Tierhaltung sind auch die Ammoniakbelastung und die Nitratbelastung des Grundwassers», sagt Ammann.

Weniger Fläche – mehr Kalorien

«Würden wir auf dem Acker Pflanzen für die menschliche Ernährung anbauen anstatt Tierfutter, könnten wir auf weniger Fläche mehr Kalorien produzieren. Dann hätten wir mehr als genug Flächen für die Biodiversität», ist er überzeugt. Ammann möchte auch als Landwirt bedrohten Arten ihren Lebensraum zurückgeben. «Unter den Tierarten auf der Roten Liste sind viele Nützlinge und Arten, die wiederum anderen als Nahrung dienen.

Welche Folgen das Artensterben für unsere eigene Zukunft hat, können wir gar nicht abschätzen. Dafür sind die Ökosysteme zu komplex», ist er überzeugt. Ammann ist nicht der Typ, der anderen seine Überzeugungen aufdrängen möchte. «Ich will lediglich Gedankenanstösse geben», sagt er. Obwohl er selbst auf sieben Hektaren noch immer Futter für seine Kühe und Rinder produziert, ernährt sich Ammann seit 2023 «konsequent vegan».

Weil bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung die Eiweisse eine besondere Rolle spielen, hat er angefangen, Kichererbsen anzubauen. «Die Kichererbsen kommen mit unserem Klima sehr gut zurecht. Sie wachsen einfach weniger schnell als in wärmeren Ländern», stellt er fest. Aus Bohnen, die er derzeit noch zukauft, stellt er mit seiner Mutter vegane Burger her, die er auf einem Wochenmarkt in Zürich verkauft.

In drei Jahren möchte er mit der Tierhaltung aufhören

Für das laufende Jahr versucht er an einen Anbauvertrag für Erbsen zu kommen und für seine Bohnenburger soll es dieses Jahr die ersten eigenen Kidneybohnen geben. Am Marktstand der Familie Ammann in Oerlikon gibt es nach wie vor auch Milch, Joghurt und Fleisch zu kaufen. Doch wenn alles gut läuft, möchte Ammann in drei Jahren mit der Tierhaltung aufhören und ganz auf den Anbau von Gemüse, Salat, Backgetreide und eiweisshaltigen Nahrungspflanzen setzen.

Kommentare (1)

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  • P. Wittwer | 05.05.2024
    Noch bis 20 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg pflegte man eine geordnete vielfältige Fruchtfolge, sogar noch mit blühendem Mattenklee und blühenden Heuwiesen; sogar mit einem dem Betrieb angepassten Viehbestand.
    Der Treiber der Intensivierung war die Industrialisierung und der ungebremste Immobilienmarkt, mit dem Ziel, Höchstrenditen zu erzielen.
    Fazit: Die Kostenschere, Landwirtschaft - Industrie öffnete sich bis zum Gehtnichtmehr!

    Beispiel Bauabrechnung:
    1976 Maurerpolier Std. Fr. 18.- / 2012 Fr. 80.-

    Milchpreis:
    1976 lt. + Fr. 1.- / 2012 +- Fr. 0,70
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