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Deshalb ist die Wildschweinjagd so herausfordernd

Nicht nur die Wölfe machen den Bauern zu schaffen. Auch Wildschweine können grosse Schäden an Feldern und Kulturen anrichten. Die Jagd dieser anpassungsfähigen Tiere erweist sich jedoch als herausfordernd. Das gegenseitige Verständnis der Bauern und der Jäger füreinander vermag Konflikte zu entschärfen.

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In der Region Illnau-Effretikon ZH habe sich in den letzten Jahren der Bestand an Wildschweinen massiv vergrössert, wie «Der Landbote» in einem Bericht ausführt. Der Druck der Landwirte auf die Jäger wurde immer grösser.

Auch dank des Einsatzes von High-Tech-Geräten ist es den Zürcher Jägern mittlerweile gelungen, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Jagd auf Wildschweine und die Kontrolle deren Bestände erweist sich jedoch aus unterschiedlichen Gründen als äusserst schwierig.

Je mehr Nahrung, desto mehr Wildschweine

Wildschweine können auf der Suche nach Schnecken und Würmern Löcher in die Wiesen wühlen. Die dabei hinterlassenen Löcher und Erdhaufen richten nicht nur Schäden auf den Feldern an, sondern können auch landwirtschaftliche Maschinen beeinträchtigen. Auf der Suche nach Eiweiss vergehen sich die Wildschweine aber auch gerne an Maisfeldern und beschädigen diese. Für Landwirte ist dies ein grosses Ärgernis. In Illnau-Effretikon haben deshalb die Bauern  zunehmend Druck auf die Jäger ausgeübt und gefordert, dass diese mehr Wildschweine jagen sollen. Denn der Bestand an Schwarzwild wurde immer grösser.

Biologe Andreas Moser stellt fest, dass das veränderte Klima die Bäume immer mehr Nüsse und Eicheln produzieren lässt, wie es im Bericht heisst. Dies sei einer von vielen Faktoren, welcher dazu führt, dass sich der Bestand an Wildschweinen vergrössert. Denn dieser Bestand hänge auch von der Verfügbarkeit der Nahrung ab. Je höher das Nahrungsangebot, desto höher also der Bestand an Wildschweinen. Und wenn in einem mageren Jahr dann einmal die reichliche Nahrung in den Wäldern fehlen würde, fänden die Wildschweine auf den landwirtschaftlichen Äckern genügend Nahrung.

Konfliktpotenzial

In den Wäldern von Kyburg habe der Bestand an Wildschweinen in den letzten Jahren stark zugenommen, führt der Bericht weiter aus. Dies führte auch zu mehr Schäden und damit zu einem höheren Konfliktpotenzial. Die Jäger gerieten seitens der Landwirtschaft immer mehr unter Druck, den Bestand an Wildschweinen auf ein erträgliches Mass zu reduzieren. Dies ist ihnen mittlerweile gelungen. 

 Mit teurem High-Tech auf Wildschweinjagd

«Wir haben in den letzten Jahren aufgerüstet und schiessen nun mehr Tiere», verrät Jäger Stephan Wälti dem «Landboten». Noch vor drei Jahren seien die Jäger mit äusserst einfachen Mitteln zur Jagd gegangen. So benutzten sie beispielsweise noch Lampen, um in der Nacht zu jagen.

Die Zürcher Jäger haben mittlerweile aber aufgerüstet und gehen mit hochmodernen Geräten zur Jagd. Eine Modernisierung, die auch mit erheblichen Kosten verbunden ist. Denn die modernen Wärmebildziel- und Beobachtungsgeräte kosteten zusammen rund 10'000 Franken.

Trotz Technik grosser Aufwand

Trotz der modernen Technik ist die Jagd aber immer noch mit einem sehr grossen Aufwand verbunden, heisst es im Bericht weiter. Schwarzwild sei erst ab Mitternacht aktiv. Entsprechend müssen sich die Jäger daran richten. Bis 4 Uhr morgens seien sie deshalb gelegentlich im Einsatz.

Denn die Tiere müssen nicht nur geschossen, sondern dann auch noch aufgebrochen, ausgeweidet und für die Metzgerei gesäubert werden. «Wir sind alles Milizen, wenn du am nächsten Morgen arbeiten musst, bist du schon erschöpft», erzählt Wälti dem «Landboten».

Vernachlässigung kommt Jäger teuer zu stehen

Doch die Jäger können sich nicht erlauben ihre Arbeit zu vernachlässigen. Denn der Druck der Bauern steigt, sobald der Bestand an Wildschweinen eine gewisse Grösse überschritten hat. Denn mit der Grösse des Bestandes steigt auch die Zahl der Wildschäden. Die Jäger sind aber auch einem finanziellen Druck ausgesetzt. Denn sie sind dazu verpflichtet, einen Teil der Wildschäden zu bezahlen. Auch der kantonale Wildschadenfonds wird von den Jägern mitgetragen.

Der Konflikt, der in der Region Illnau-Effretikon diesbezüglich zwischen den Jägern und den Bauern immer heftiger wurde, konnte mittlerweile entschärft werden. Dies auch Dank dem Verständnis, dass die beiden Parteien füreinander aufbringen.

Abschüsse führen zu mehr Geburten 

Biologe Andreas Moser, ehemaliger Moderator der SRF-Fernsehsendung «Netz Natur», weiss um die Anpassungsfähigkeit der Wildschweine. Dem «Boten» erklärt er, dass Wildschweine in der Lage seien, ihren Bestand auszugleichen.

In freier und ungestörter Natur würden Bachen oft erst im zweiten Jahr geschlechtsreif. Unter Stresssituationen, wie das in einem Jagdgebiet der Fall ist, oder bei einer massiven Dezimierung ihres Bestandes, könne die Geschlechtsreife bereits nach neun Monaten erreicht sein. Wenn also mehr Wildschweine geschossen werde, führe dies zu mehr Nachwuchs. «Auch wir Biologen wissen nur wenig über dieses vielschichtige und geniale System», gibt Moser zu verstehen.

Braucht Balance

Den Jägern von Illnau-Effretikon ist es trotz dieser Anpassungsfähigkeit gelungen, den Bestand zu reduzieren. Dies merke man auch an den Schäden, die verglichen mit der Situation vor drei Jahren deutlich abgenommen hätten. Die Jäger würden dabei gezielt junge Tiere aus der Rotte herausnehmen, so dass die Bachen den Verlust kaum wahrnehmen würden.

Um diese Balance zu finden, müssen die Jäger aber äusserst geschickt vorgehen. Denn sobald die Wildschweine wieder zu stark dezimiert werden, reagieren sie wiederum mit einer höheren Vermehrungsrate.

Wildschweine lernen dazu und passen sich an

Hinzu kommt, dass sich die Wildschweine auch als intelligent erweisen und es den Jägern nicht leicht machen. So würden sich Wildschweine in Gegenden zurückziehen können, in denen die Jagd nur unter erschwerten Bedingungen möglich sei. Auch könnten einzelne Gruppen näher an Siedlungsgebiete verschieben, was einen Abschuss schwieriger machen würde, heisst es im Bericht des «Landboten» weiter. 

Biologe Andreas Moser empfehle den Jägern und Bauern, die Situation genau zu beobachten und mit Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten. Dadurch könne man gezielt auf die Entwicklung reagieren.

Das Video unten zeigt eine Ausgabe von «Netz Natur» mit Andreas Moser vom März 2021. Zu sehen ist auch ein Kampf zwischen vier Wölfen und einem Wildschwein.

Kommentare (1)

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  • Kuster Fredy | 30.11.2023
    Warum bejagen die Pächter/Jäger in den von Wildschweinen stark betroffenen Reviere nur immer innerhalb der Gesellschaft und/oder Region. Viele Jäger in den von "verschonten" Gebieten/Revieren fahren nach Tunesien, Rumänien,Türkei usw. Um eine Wildsau zu schießen! Man könnte doch auch mal diese Jäger zur Jagd einladen. Spielt hier nicht auch der "Schussneid" mit?
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