Gleich drei Produkte werden im Holzheizkraftwerk von Bioenergie Frauenfeld aus dem einzigartigen Rohstoff gewonnen: Strom, Wärme und Biokohle – Youtube
Energie 360° und Schweizer Zucker haben in Frauenfeld TG ein Holzheizkraftwerk realisiert. Dieses liefert Strom für rund 8‘000 Haushalte sowie Wärme für die Zuckerfabrik und den Wärmeverbund «Thurplus». Die bei der Stromproduktion gewonnene Pflanzenkohle wird in der Landwirtschaft eingesetzt.
Am vergangenen Freitag haben die beiden Bauherren das Kraftwerk offiziell eröffnet. Das Hochfahren der Anlage wurde bereits vor Monaten gestartet. Im Februar 2022 der erste Motor in Betrieb genommen. Seit Mai sind alle vier Motoren in Betrieb, der erste Strom fliesst ins Netz und die Wärme kann von der Zuckerfabrik genutzt werden.
Strom, Wärme und Pflanzenkohle
Der Spatenstich für den Bau des Holzheizkraftwerks erfolgte im Februar 2021. «Was wir in Frauenfeld in einem Jahr erreicht haben, ist unglaubliche», sagte Stefan Projektleiter Ellenbroek. Insgesamt haben über 25 Partnerfirmen, die meisten aus der Region, am Projekt mitgewirkt. Die Anlage – gemäss den Betreibern eine der grössten ihrer Art in Europa – steht vis-à-vis der Zuckerfabrik an der Oberwiesenstrasse in Frauenfeld.
Die Schweizer Zucker AG (SZU) und die Zürcher Energie- und Mobilitätsdienstleisterin Energie 360° haben das Holzheizkraftwerk in Frauenfeld gemeinsam realisiert. Sie gründeten dazu das Unternehmen Bioenergie Frauenfeld AG, das Strom, Wärme und Pflanzenkohle produziert. Der Strom wird ins Netz eingespeist,
Im Umkreis von 50 Kilometern
Energieträger für das Kraftwerk ist Holz aus der Region. Das Holz für Bioenergie Frauenfeld stammt aus den umliegenden Wäldern, nicht weiter als 50 Kilometer vom Holzheizkraftwerk entfernt. Genutzt wird Schnittholz aus der Wald- und Landschaftspflege, Sturmholz oder von Schädlingen befallenes Holz.
Im Kraftwerk wird diese zunächst getrocknet. Anschliessend entsteht in einem thermochemischen Prozess bei 850 °C ein gasförmiger Brennstoff, das Holzgas. Vier Gasmotoren produzieren daraus erneuerbaren Strom. «Dieser reicht aus, um den jährlichen Bedarf von rund 8000 Haushalten zu decken», heisst es in der Mitteilung von Schweizer Zucker und Energie 360°. Dazu braucht es rund 25’000 Tonnen Holzschnitzel jährlich.
9‘000 Tonnen CO2 gebunden
Abnehmerinnen der erneuerbaren Wärme sind die Zuckerfabrik und Thurplus. Letztere nutzt die Wärme im bestehenden Wärmeverbund im Gebiet Frauenfeld West. Aus dem Prozess wird zudem die Biokohle ausgeschleust. Diese setzt sich zu rund 90% aus Kohlenstoff zusammen. Die Verarbeitung des Holzes geschieht unter reduzierter Luftzufuhr, weshalb keine Verbrennung stattfindet. «Ein Teil des im Holz gespeicherte CO2 wird somit nicht freigesetzt und in Form von Biokohle der Atmosphäre dauerhaft entzogen», heisst es in der Mitteilung weiter.
Die Pflanzenkohle wird in der Landwirtschaft zur Verbesserung des Bodens, als Futterzusatz oder als Aktivkohle in der Wasseraufbereitung Verwendung. Das Holzheizkraftwerk ist gemäss den Betreibern klimapositiv. «Das Holzheizkraftwerk produziert klimafreundlichen Strom und Wärme. Zusätzlich binden wir dank der Biokohle 9‘000 Tonnen CO2 pro Jahr. Und das alles ohne Abfall zu produzieren», sagt Projektleiter Stefan Ellenbroek.