Eigentlich ist es nicht verwunderlich: Wenn Abfälle wie Schuhsohlen, Aludosen, PET-Flaschen und Plastikfetzen im Grünabfall oder an Autobahnböschungen landen, werden sie beim Mähen und der anschliessenden Verarbeitung zu Kompost wieder auf den Feldern verteilt – sofern sie nicht aussortiert werden.
Drei Eimer voll Plastik
So geschehen auch auf einem Winterthurer Feld in der Nachbarschaft von Werner Meier. Sein Name wurde von der Zeitung «Der Landbote» geändert. Werner Meier hat drei Eimer voller Plastik, Dosen und Golfbälle gesammelt, nachdem auf dem angesprochenen Feld Kompost verteilt wurde. Der benachbarte Landwirt verwendet diesen als Dünger für den Anbau von Weizen und Soja.
Den Kompost erhielt er von der privaten Biogasanlage Lindau. «Sie wussten, dass ihre Erde stark verschmutzt ist, und sagten mir, ich solle nach dem Verteilen fötzeln», sagt der Landwirt rückblickend gegenüber der Zeitung. Auch er will sich im Artikel nur anonym äussern.
10 bis 13 Tonnen Kunststoff
Wie gross das Problem generell ist, zeigen die Zahlen: Allein im Kanton Zürich sind in den Produkten aus Kompostier- und Vergärungsanlagen 10 bis 13 Tonnen Kunststoff enthalten, schätzt das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) für das Jahr 2024, wie der «Landbote» in Erfahrung bringen konnte.
Darum ist die Zeitung der Frage nachgegangen: Warum ist teilweise so viel Müll, insbesondere Kunststoff, im Kompost enthalten, und warum landet trotz Kontrollen jedes Jahr tonnenweise Kunststoff in der Erde?
Zu teuer und aufwändig
Seit 2021 wird stichprobenartig kontrolliert, ob Kompostier- und Vergärungsanlagen die Grenzwerte einhalten (siehe Kasten). Im Jahr 2023 hätte nur eine von 36 Anlagen im Kanton Zürich die Kontrollen nicht bestanden. Welche das war, verriet das Awel der Zeitung jedoch nicht. Wo also liegt das Problem?
- Unzureichende Kontrolle bei der Annahme: Biogas- und Kompostieranlagen nehmen teilweise stark verschmutztes Grüngut an, um Lieferanten nicht zu verärgern. In einigen Fällen wird verschmutzter Kompost aus praktischen Gründen dennoch verwendet, anstatt ihn ordnungsgemäss zu entsorgen.
- Ineffektive Sortier- und Reinigungsprozesse: Die vorhandenen Anlagen können nicht alle Fremdstoffe effektiv aus dem Kompost entfernen, insbesondere kleinere Teile bleiben zurück. Kleinere Anlagen können sich teure Sortier- und Siebanlagen oft nicht leisten.
- Littering an Strassenrändern: Abfälle, die entlang von Strassen weggeworfen werden, gelangen bei der Böschungsmähung in das Grüngut. Das Bundesamt für Strassen hat nach eigenen Angaben nur begrenzte Mittel zur Verfügung, um Grünflächen von Abfall zu befreien.
- Mangelnde Sorgfalt bei der Abfalltrennung: Viele Menschen werfen fälschlicherweise nicht-kompostierbare Materialien wie Plastik, Metall und andere Fremdstoffe in den Grünabfall. Es fehlt an ausreichender Information für die Bevölkerung über die korrekte Entsorgung von Abfällen.
Die Schuldigen zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Recherche von «Der Landbote» zeigt: Die Lösungen sind entweder teuer, aufwändig oder zielen auf die Sensibilisierung bei der Abfalltrennung ab.
Verantwortung liegt bei der gesamtem Wertschöpfungskette
Michael Müller, der Co-Geschäftsführer von Biomasse Suisse, dem Verband der Biogas- und Kompostieranlagen, bringt es auf den Punkt. Im Artikel des «Landboten» erklärt er, dass sich die Verantwortung über die gesamte Wertschöpfungskette verteilt.
Sie fange beim Konsumenten an, der den Abfall richtig trennen müsse. Gehe über Sammel- und Transportbetriebe, die stark verschmutztes Grüngut gar nicht einsammeln sollten, und reiche bis hin zu den Kompost- und Vergärungsanlagen, die für die Endqualität ihrer Produkte verantwortlich seien.
«Hauptsache, es ist jetzt weg.»
Im Falle des Winterthurer Bauern liess sich dieser inzwischen von seinem Nachbarn dazu bewegen, den kontaminierten Komposthaufen nicht weiter zu verteilen und ihn von der Biogasanlage wieder abholen zu lassen.
Auf Nachfrage des «Landbote» sagt Hanspeter Frey, der Besitzer und Betreiber der zuständigen Biogasanlage, allerdings, er wisse nicht, wo die Komposterde gelandet sei. Auch der Landwirt meint achselzuckend, er wisse es nicht: «Hauptsache, sie ist jetzt weg.»
Richtlinien
In der Schweiz gelten klare Richtlinien, wie viele Fremdstoffe bei Kompostier- und Vergärungsanlagen maximal im Naturdünger zurückbleiben dürfen. Der Grenzwert liegt bei 0,1 Prozent Anteil an der Trockensubstanz für Kunststoff und Alu beziehungsweise 0,4 Prozent für Papier, Karton, Glas und Metall. Schweizweit sind es laut einer Studie von Agroscope aus dem Jahr 2019 rund 50 Tonnen Kunststoff, die in die Landwirtschaftsböden gelangen.
wer erwischt wird beim wegwerfen ,Strafeinsatz an Strassen etc . aufräumen!!
Happige Bussen .
Freiwilligenarbeit mehr Wertschätzen . Die an Strassen putzen gehen.
Asylbewerber Beschäftigungsprogramm .