Warum kommen die vielen Haselnüsse, die wir im Müesli, im Kuchen oder als Snack geniessen, mehrheitlich aus der Türkei und nicht aus der Schweiz? Diese Frage stellte sich der Biologe und Landwirt Stefan Gerber aus Mettmenstetten ZH und beschloss, sich der Haselnuss zu verschreiben. Auf seinem Haselnuss-Hof betreibt er auch wissenschaftliche Forschung.
Suche nach effizienterem Bewirtschaften
Vor zwei Jahren startete Stefan Gerber mit dem Anbau und erhält seither intensiv Unterstützung vom sogenannten Purpose Unternehmen Crowd Container , das auf drei Kontinenten die nachhaltige Produktion und den Verkauf von lokalen Produkten fördert.
Auf dem Land von Stefan Gerber wachsen inzwischen auf einer Fläche von rund drei Hektaren 2’000 junge Haselnussbäume. Für das Knacken der Nüsse reicht im Moment noch der Handnussknacker. Es handle sich hier nicht um Haselsträucher, wie wir sie in der Schweiz kennen, führt der Landwirt im Rahmen einer Begehung aus. «Die Sträucher werden auf Bäume gepfropft. Somit ist das Bewirtschaften effizienter und das Ernten auf Netzen viel einfacher.»
Der Haselnuss-Hof von Stefan Gerber befindet sich in Mettmenstetten ZH.
Wissenschaftliche Forschung an 53 Sorten
Haselnuss ist nicht gleich Haselnuss. Es gibt ungefähr 300 verschiedene Sorten Kulturhaselnüsse, deren Herkunft im Ausland liegt. Einige sind zum Beispiel rund, andere länglich, einige braun, andere gemasert. Zudem unterscheiden sie sich im Geschmack.
In Mettmenstetten wachsen 53 verschiedene Sorten. Sie bieten Stefan Gerber die Grundlage, um wissenschaftlich zu forschen, welche Sorten sich für den Anbau im Schweizer
Klima eignen. Mit diesen Erkenntnissen ist es in Zukunft möglich, interessierten Landwirtinnen und Landwirten Sortenempfehlungen für den Haselnussanbau in der Schweiz abzugeben.
Das Wissen um die Sortenwahl und den erfolgreichen Anbau ist bis jetzt kaum vorhanden. Es geht dabei nicht nur um die Frage der Ertragsmenge, sondern auch um die Schädlingsresistenz und den Blütezeitpunkt für die gegenseitige Bestäubung. Haselnüsse sind in der Schweiz ein Nischenprodukt. Es gibt zurzeit nur rund zehn Betriebe, auf denen Haselnüsse angebaut werden.
Es gibt ungefähr 300 verschiedene Sorten Kulturhaselnüsse. Sie tragen so geheimnisvolle Namen wie Hallesche Riesen, Emoa, Butler, Tonda di Giffoni oder Rote Zeller.
zvg
Nuss gilt als Obst
Bis vor Kurzem war die Haselnuss nicht offiziell als landwirtschaftliche Kultur anerkannt. Inzwischen zählt sie zu den Obstbaukulturen. Auch der Pflanzenschutz ist eine Herausforderung, da es noch keine anerkannten Mittel gibt. Im Moment testet Stefan Gerber im Rahmen einer Sonderzulassung verschiedene Pflanzenschutzmethoden. Biodiversität und der Einsatz von Nützlingen auf der Plantage, die inzwischen biologisch bewirtschaftet wird, sind ihm ein grosses Anliegen.
Er hat bereits Hecken und Nützlingsstreifen angepflanzt, Ast- und Steinhaufen angelegt und Nistkästen aufgehängt, die schon alle bewohnt seien.
Vermarktung aufbauen
In den kommenden Jahren wird Stefan Gerber zusammen mit Crowd Container einen Plan erarbeiten, wie die Nüsse vermarktet werden können. «Ich habe eine Vision», erklärt er. «Ich möchte in meiner Scheune eine Haselnussverarbeitung einrichten. Bis ich aber hier Nüsse verkaufen kann, gibt es noch viel zu tun. Doch ich schätze diese spannende Herausforderung», ergänzt Gerber.