Die Soja wurde in einem Reihenabstand von 75 cm gesät. Dazwischen wird Hirse gepflanzt.
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Der Anbau von Soja ist nicht zu unterschätzen. Biolandwirt Herbert Schär hinderte das nie daran, mit Speisesoja zu experimentieren und dabei auch immer wieder Neues auszuprobieren. Dieses Jahr baut er Soja in Kombination mit Hirse an.
Erstmals bauten Herbert und Brigitte Schär in den 90er-Jahren versuchsweise Speisesoja auf ihrem viehlosen Biobetrieb in Hagenwil bei Amriswil an. Seit 2015 ist die Kultur fester Bestandteil der Fruchtfolge des 27,7 ha grossen Ackerbaubetriebs. Auf dem Feld erläuterte Herbert Schär den Teilnehmern die Anbauschritte, die bis jetzt geschehen sind. Am 2. Mai wurde die Speisesoja gesät. Vorkultur war Hafer, gefolgt von einer Gründüngung.
Weite Reihen, enger Pflanzabstand
In den Vorjahren säte Schär die Soja in einem Reihenabstand von 37.5 cm, dieses Jahr erstmals auf 75 cm. «Wir werden zwischen den Reihen nochmal Blindstriegeln und säen in den nächsten Tagen Hirse aus», teilte Schär mit. Auf die Idee kam er, weil er letztes Jahr viel Hirse in der Soja hatte. So entschied er, die Kultur zu seinen Gunsten zu Nutzen. «Ich habe vorgängig geklärt, ob das mit dem gleichzeitigen Dreschen funktioniert», so Schär.
Er sei auch nicht der Erste im Kanton, der dies so praktiziere. Im Unterschied zu seinen Berufskollegen sät er die Soja und die Hirse aber nicht gleichzeitig. Auch das hat seinen Grund: Hirse hat eine kürzere Vegetationszeit als Soja. Wenn man beides gleichzeitig ernten wolle, müsse man der Soja einen Vorsprung von ca. drei Wochen geben.
Herbert und Martin Schär (rechts aussen) schilderten den Teilnehmern der Exkursion Körnerleguminosen, wie der Sojaanbau auf ihrem Betrieb funktioniert.
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Um trotz weitem Reihenabstand auf dieselbe Menge zu kommen, hat Schär die Soja enger gesät. «Ich erhoffe mir davon weniger Unkraut innerhalb der Reihe. Wir werden sehen, wie das herauskommt», kommentierte der Biobauer. Für die Unkrautbekämpfung wird blindgestriegelt. Schär meinte dazu: «Die Herausforderung ist, die Sojapflanzen nicht zu verletzen. Wir mussten da auch Lehrgeld zahlen.» Blacken und Disteln werden von Hand ausgerissen.
Künftig ohne lange Transportwege
Erntezeitpunkt ist Mitte September. «Die Ernte sollte erfolgen, bevor die Zeit von Bodennebel hereinbricht», berichtete Herbert Schär von seinen Erfahrungen. Weil Soja und Hirse bodennahe Kulturen sind, ist die Gefahr von Erdverschmutzungen bei der Ernte gross. Durch die Erde entsteht ein gräulicher Farbton auf den Sojabohnen, was dazu führt, dass das Endprodukt Tofu nicht mehr so hell ist. Letztes Jahr mussten Schärs die Sojabohnen deshalb nach der Ernte waschen.
Die Sojapflanze ist einjährig, bildet eine tiefe Pfahlwurzel aus und lebt in Symbiose mit unterirdischen, knotenbildenden Wurzelbakterien. Diese Bakterien sammeln Stickstoff aus der Bodenluft und tauschen diesen gegen den Zucker aus, der bei der Photosynthese der Sojapflanze entsteht.
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Die Bohnen werden auf dem Betrieb getrocknet, gelagert und dann nach Biberen BE zur Bio-Mühle Rytz transportiert. Dort werden sie abgepackt und gelangen zu Tofuherstellern, unter anderem zur Firma Ensoy, welche die Teilnehmer des Flurgangs am späteren Abend noch besuchten. Martin Schär, der den Betrieb auf Anfang 2025 von seinen Eltern übernehmen wird, möchte zukünftig direkt an Ensoy liefern. «So ist die ganze Wertschöpfungskette, von der Saat bis zum fertigen Tofu regional, ohne weite Transportdistanzen», sagte der Junglandwirt.
Wiesenstreifen für die schweren Maschinen
Als grösste Herausforderungen im Sojaanbau bezeichnete Herbert Schär die späte Erwärmung seiner schweren Böden im Frühling sowie den Zeitpunkt von Saat und Ernte. «Das ist wohl der entscheidende Faktor für ein erfolgreiches Anbaujahr.» Preislich lohnt es sich auf jeden Fall: Der Preis für Speisesoja liegt bei Fr. 230.-/dt, Schär rechnet mit einem Ertrag von 25 dt/ha. Wesentlich weniger Geld gibt es für Futtersoja, nämlich Fr. 65.-/dt.
Tofu aus Schweizer Soja
Ensoy ist ein Schweizer Food-Startup, das sich auf die Produktion von Bio-Tofu spezialisiert hat. Sie produzieren ihren Tofu in ihrer Manufaktur in Amriswil und verwenden ausschliesslich Schweizer Bio-Soja.
Ensoy hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Image von Tofu zu verbessern und ihn als leckeres, vielseitiges und nachhaltiges Lebensmittel des 21. Jahrhunderts zu positionieren. Sie bieten verschiedene Tofu-Sorten an, die Sie in ihrem Online-Shop bestellen können.
Das Unternehmen wurde im Juli 2021 gegründet und hat seit September 2022 seinen Sitz in einer stillgelegten Käserei in der Gemeinde Muolen SG. Sie sind bestrebt, einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und lokale Ernährung zu leisten. ome
Bei der Feldbesichtigung stachen Wiesenstreifen ins Auge, die in regelmässigen Abständen im Feld angelegt sind. Dazu sagte der Betriebsleiter: «Mich reut der Boden, um ihn mit schweren Maschinen zu befahren, denn dadurch wird die Bodenstruktur geschädigt.» Darum befährt er nur die Wiesenstreifen mit den schweren Gerätschaften. Der Mähdrescher etwa sei gelenkt, so dass er nicht in die Ackerkultur fahren müsse.
«Bodenverdichtung bedeutet auch immer, dass Stickstoff in die Luft entweicht, der im Boden von den Pflanzen aufgenommen werden könnte.» Schär sagte, er könne für sich nicht verantworten, die Böden durch das Befahren mit schweren Gerätschaften zu beschädigen. «Darum legen wir Kunstwiesenstreifen im Wechsel zum Ackerbau an.» Alle zwei Jahre wird die Wiese umgebrochen und der Streifen quasi «gezügelt».
Der Betrieb von Herbert Schär befindet sich in Hagenwil TG.