Im Wald liessen die Täterschaft nur die Mägen und die Gedärme zurück.
Franz Eugster
«Zuerst war ich fassungslos und schockiert – jetzt bin ich einfach nur wütend», sagt Franz Eugster. Auch mehrere Tage nach dem Vorfall kann der Mitte-Kantonsrat und Präsident des Schafzuchtverbands Oberthurgau nur den Kopf schütteln, ob dem, was ihm passiert ist. Drei seiner Lämmer wurden in der Nacht auf Samstag, den 4. Oktober, von der Weide gestohlen und in einem Waldstück nahe der Thur getötet.
Spaziergänger finden Überreste
Der «Krimi», wie es Franz Eugster nennt, beginnt am Samstagvormittag. Spaziergänger finden in einem Waldstück bei Bischofszell TG Überreste von toten Lämmern. Sie informieren die Polizei, diese schaltet die Wildhut ein. «Der Wildhüter bestätigte, dass es sich nicht um einen Wildtierriss handelte, sondern um eine Tötung durch Menschenhand und begann, mit den Schafhaltern in der Region Kontakt aufzunehmen.» Weil ein Fell auf ein Schwarznasenschaf hindeutete, sei man rasch auf ihn gekommen, so Eugster.
Die Täterschaft hinterliess von den getöteten Lämmern zudem noch das Fell.
Franz Eugster
Er sei dann mit seinem Sohn zu einer seiner beiden Herden gefahren. «Beim ersten Zählen vermissten wir keine Schafe.» Sein Sohn habe interveniert, dass sie ein Lamm mit soch hellbraunem Fell und weiss Schwanzspitze hätten. In der zweiten Herde bei Niederhelfenschwil fehlte tatsächlich ein Schwarznasenlamm. Nach dem zweiten Zählen aller Tiere und dem Abgleich der Ohrmarken herrschte traurige Gewissheit: Drei Lämmer von Franz Eugster fehlten.
Die Dunkelziffer ist gross
Der Vorfall ist leider kein Einzelfall. «Immer wieder kommt es vor, dass Lämmer gestohlen und geschächtet werden, besonders um den Ramadan herum», weiss der Schafzüchter. Ein Indiz dafür ist, dass – so wie in Eugsters Fall – nur das Fell, der Magen und die Gedärme liegen gelassen werden. Dass seine Tiere qualvoll gestorben sind, macht ihm sehr zu schaffen, im Moment mehr als der finanzielle Schaden. Er sagt: «Wir halten unsere Nutztiere vorschriftsgemäss und unter Einhaltung des Tierwohls und auch die Schlachtung läuft für die Tiere schmerzfrei ab.» Die Vorstellung, dass die Lämmer einen grausamen Todeskampf erlitten, macht ihn wütend. Auch Eugsters Kinder nimmt das Ganze emotional sehr mit. «Sie haben Angst um ihre Schafe und Alpträume», schildert Eugster.
Die Dunkelziffer solcher Fälle sei gross, sagt der Schafhalter. Sorgen aufgrund von Nachahmungstätern macht er sich im Moment nicht. Bei der Frage, ob Herdenschutzhunde für ihn ein Thema seien, winkt Eugster ab: «Ein Kollege hat mir seine Hunde angeboten. Da meine Weiden teils in besiedeltem Gebiet liegen oder an Spazierwege angrenzen, ist das keine Option.» Die einzige Möglichkeit, die Tiere sicher zu schützen, wäre, sie jeden Abend nach Hause zu holen.
Bevölkerung sensibilisieren
Franz Eugster hat am Samstag sofort bei Polizei Anzeige erstattet und schaltete zugleich die Presse ein. TVO und Teletop berichteten am Sonntagabend über den Vorfall. «Es ging mir darum, die Öffentlichkeit wachzurütteln», sagt Eugster und ergänzt: «Fahrzeuge, die in der Dämmerung oder Dunkelheit bei einer Schafweide anhalten, sind verdächtig und sollten umgehend der Polizei gemeldet werden.»
Franz Eugster ist Schafhalter und Präsident des Schafzuchtverbands Oberthurgau.
zvg
Die Zusammenarbeit mit der Polizei bezeichnet er als gut und kooperativ. Er sei zuversichtlich, dass die Täter gefasst werden. Seitens Polizei gibt es aufgrund der laufenden Ermittlungen keine Auskünfte. Zu Redaktionsschluss lag noch keine Meldung über die Ergreifung der Täter vor.