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Was ein Serverraum mit einem Gewächshaus zu tun hat

 Auf dem Betrieb von Grob Gemüseanbau in Schlattingen steht ein Datencenter, das Wärme für die Gewächshäuser produziert. Mit dem Pilotprojekt setzt das innovative Familienunternehmen einmal mehr auf nicht-fossile Energien. 

ame |

Die Familie Grob aus Schlattingen gehört zu den grossen Gemüseproduzenten im Kanton Thurgau. Der Familienbetrieb bemüht sich darum, die Wärme für ihre Gewächshäuser selber zu produzieren.

Erneuerbare Energien stehen dabei im Fokus. Dass dabei auch die anfallende Wärme von heiss laufenden Servern genutzt wird, ist ein schweizweit einzigartiges Projekt. 

Verzicht auf fossile Brennstoffe

Wenn man zum Betrieb der Familie Grob in Schlattingen fährt, fallen neben den Gewächshäusern die riesigen zylinderförmigen Metalltanks ins Auge. Diese dienen als Energiespeicher und gehören zu den stetigen Bemühungen des Familienbetriebs, die Wärme für die Gewächshäuser mit erneuerbarer Energie selbst zu produzieren.

Um auf fossile Brennstoffe verzichten zu können, nutzen die Grobs fast alle Technologien, die die Welt der erneuerbaren Energien bietet: Vom Dach des Verpackungsgebäudes und der südlichen Fassade liefern Solarpanels Strom. Eine Geothermieanlage versorgt den Betrieb mit Heizenergie. Auch die Abwärme der Kühlräume nutzt Grob Gemüsebau zum Heizen.

«Wir waren schon immer innovativ»

Demnächst soll eine Biogasanlage dazukommen, in der die betriebseigenen Bioabfälle vergärt werden. Doch das innovativste und schweizweit erste Projekt seiner Art ist ein dezentraler Mini-Server zur Datenverarbeitung, dessen (Ab)Wärme die Grobs zum Heizen der Gewächshäuser nutzen.

Für das Pilotprojekt suchte das Thurgauer Start-up k51 AG Gemüseproduzenten und Hotels, die Serverabwärme zum Heizen nutzen wollen. Dass die Grobs sich zu einer Partnerschaft entschlossen, erstaunt nicht: Schon Hans-Jörg Grob, der Vater des jetzigen Betriebsleiters Stefan Grob, wollte von der fossilen Energie wegkommen. «Wir waren schon immer innovativ», sagt er.

Im Kopf eines Betriebsleiters sei es ständig am Arbeiten. «Man sucht immer nach Möglichkeiten, den Produktionsprozess zu verbessern und den Betrieb zu optimieren.» Und: «Eine intakte Natur gibt es nur einmal», sagt Hans-Jörg Grob und fügt hinzu: «Wir sind dafür verantwortlich, sie zu erhalten.» Dass die Abwärme von Servern und Rechenzentren nicht konsequent genutzt wird, stört Grob «elementar».

Wärme nach Wunsch

Seit März dieses Jahres ist auf dem Betriebsgelände der Familie Grob ein Data-Center untergebracht, das mit dem Strom der eigenen Solaranlage arbeitet und dabei Wärme produziert. Und zwar nur dann, wenn diese in den Gewächshäusern gebraucht wird oder in den Wassertanks in Form von heissem Wasser gespeichert werden kann.

Für Benoît Strölin, Gründer und Strategieentwickler von k51, handelt es sich bei der vom Datacenter produzierten Energie nicht um Ab-Wärme. Vielmehr sieht Strölin die Datenzentren als Wärmeproduzenten und die Datenverarbeitung als Nebenprodukt. Für die Unternehmen, die die Daten verarbeiten müssen, kommt es nicht darauf an, wann das geschieht.

Als Beispiel nennt Strölin Banken, die gesetzlich verpflichtet sind, ein Mal täglich komplexe Datenverarbeitungsprogramme laufen zu lassen, um ihre Risiken zu berechnen. «Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Programme am Morgen oder am Abend laufen», erklärt Strölin.

Die Wärmespeicher auf dem Betriebsgelände der Grobs ermöglichen es zudem, die Server dann arbeiten zu lassen, wenn die PV-Anlage Strom produziert. Der Betrieb in Schlattingen ist für k51 darum ein idealer Partner.

Kreislaufwirtschaft

Der Familienbetrieb Grob Gemüse gehört zu den grossen Gemüseproduzenten im Thurgau mit seinen humusreichen Böden und dem relativ milden Klima. In der hofeigenen Kantine wird den Mitarbeitenden auf Wunsch jeden Tag ein warmes Essen zubereitet.

Bei der Führung durch das Gurkengewächshaus macht Betriebsleiter Stefan Grob darauf aufmerksam, dass der Gemüseproduzent auch das Wasser recycelt, das die Pflanzen in den Gewächshäusern nicht aufnehmen: Es wird aufgefangen, durchläuft eine Wasserreinigungsanlage und wird samt den Nährstoffen ein zweites Mal zur Bewässerung eingesetzt, damit sich auch hier der Kreislauf schliesst.

Ein Familienbetrieb

Aufgrund der Anforderungen seiner Abnehmer an ökologische und soziale Standards ist Grob Gemüse u.a. nach dem Global Risk Assessment on Social Practice (Grasp) Standard zertifiziert. Dass seine vier Kinder alle in der einen oder anderen Weise im Betrieb engagiert sind, führt Hans-Jörg Grob darauf zurück, dass er und seine Frau immer Wert darauf gelegt haben, das Zusammensein in der Familie nicht zu stark mit betrieblichen Herausforderungen zu belasten.

«Am Mittagstisch haben wir selten über den Gemüsebetrieb gesprochen», erzählt er. «Wenn Kinder sich ständig anhören müssen, mit welchen Aufgaben man sich gerade herumschlägt, bekommen sie weniger Lust, in den Betrieb einzusteigen», ist er überzeugt. 

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