Im Weiler Kleinbäretswil leben 30 Menschen in elf Haushalten. Dazu gehören auch Heidi und Köbi Brunner-Stäheli. Das Ehepaar verdient ihr Einkommen mit der Landwirtschaft. Als Bauern in der Bergzone I und II stehen sie täglich vor besonderen Herausforderungen und werden immer wieder konfrontiert mit schwierigen Produktionsbedingungen.
Die steilen Hänge ihrer 32 Hektaren Land sind schwer zugänglich. Daraus resultiert eine arbeitsintensive und kostenaufwendige Produktion mit nicht immer einfachen existenziellen Sicherheiten. Trotzdem sind die beiden zufrieden und glücklich über ihr Leben und ihre berufliche Tätigkeit bei ihnen oben.
Mit Rapid über Ricken
«Am 1. April 1962, einen Tag nach der Hochzeit, kam mein Vater Jakob mit seiner jungen Frau hier hinauf», erzählt Köbi Brunner am grossen Tisch in der Küche. Er kam als Sohn eines Schuhmachers aus Ebnat-Kappel über den Ricken. Der Zapfwellenanhänger, auf dem man neben dem ganzen Hab und Gut eine Fäärlimoore mitführte, wurde von einem Rapid gezogen.
Den damals 16 Hektaren umfassenden «Weidhof» übernahm das junge Paar als Pacht. Die Verpächterin war eine wohlhabende Besitzerin eines Stickereibetriebs, die jeweils am Sonntag mit ihrem Mercedes zu Besuch kam. Köbi Brunner erinnert sich gut an die Erzählungen seines Vaters von jenem strengen Winter, als die Milch in Tansen auf dem Rücken und auf Skiern vom Stall an den Ort des Abtransports gebracht werden musste.
An Stubete kennengelernt
Wenn das Sprichwort von Wilhelm Busch «Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt» für jemanden besonders zutrifft, dann für den 53-jährigen Köbi und die 51-jährige Heidi Brunner. Sie ist mit einem Bruder und einer Schwester im thurgauischen Amlikon-Bissegg aufgewachsen.
Als Tochter der Bauernfamilie Trudi und Werner Stäheli lernte sie das Leben auf einem landwirtschaftlichen Kleinbetrieb schon früh kennen. Ihr Vater übernahm den zehn Hektaren Eigen- und zehn Hektaren Pachtland umfassenden Betrieb im Jahr 1970 von ihrem Grossvater.
Das Hauer der Familie Brunner.
Werner Lenzin
«Schon als kleines Kind half ich mit Begeisterung meinem Vater bei den anfallenden Arbeiten im Stall und auf dem Feld», sagt sie. Gerne erinnert sie sich daran, als sie mit grossem Stolz und als 15-Jährige den neuen Traktor heimfahren durfte.
Lobend erwähnt sie, dass sie und ihre Geschwister zwar am Mittwochnachmittag immer daheim helfen mussten, ihr Vater aber jeweils um 16 Uhr Freizeit einräumte, damit sie sich im nahen Schwimmbad auf dem Flugplatz austoben konnten.
Am Sonntag setzten die Eltern das Mittagessen auf elf Uhr an, damit am Nachmittag genügend Freizeit für die Familie blieb. Nach dem Melken las der Vater am Abend in der Stube die Zeitung, und die Kinder jassten oft gemeinsam mit der Mutter.
Landwirt heiraten
Im Anschluss an die Schulzeit absolvierte Heidi eine Lehre als uniformierte Postangestellte und arbeitete anschliessend als Briefträgerin im zürcherischen Egg und im kleinen Dorf Buchs ZH. «Schon als Kind hegte ich den Wunsch, einmal einen Landwirt zu heiraten, aber sicherlich keinen aus der Bergregion», meint sie und lacht. An einer Stubete lernte sie im «Alpenrösli» in Wallikon ihren Köbi kennen. Im Mai 2001 heirateten die beiden-
Die Hühnerhaltung ist ein kleiner Nebenerwerb der Bäuerin.
Werner Lenzin
Köbi Brunner absolvierte zwei landwirtschaftliche Lehrjahre und anschliessend die landwirtschaftliche Schule in Wetzikon. Nach der Rekrutenschule als Gebirgsfüsilier arbeitete er auf dem elterlichen Hof, den er 1999 von seinem Vater übernahm.
«Inzwischen bereitet mir die Selbstständigkeit und die Arbeit draussen in der Natur und auf dem Zuchtbetrieb grosse Freude», sagt er. Stolz sind er und seine Frau auf die drei Söhne Marco (22), Sämi (20) und Felix (19).
Während der Älteste den Beruf des Käsers erlernte, durchlief der Mittlere eine Lehre als Landwirt, und der Jüngste absolviert zurzeit das dritte Lehrjahr als Lastwagenchauffeur. «Der mittlere Sohn bekundet grosse Freude am Züchten und beginnt im November die Betriebsleiterausbildung», freuen sich die Eltern.
Einander helfen
Heidi und Köbi Brunner sind ein eigentliches Dream-Paar. Sie helfen einander am Morgen und am Abend im Stall und unterstützen einander überall, wo Not am Mann ist, auch beim Einkaufen im Tal unten.
Alle zwei Tage liefern sie ihre 1000 Kilo Milch, produziert nach den Vorschriften von IP-Suisse, in die Käserei nach Bettswil. Dort wird sie zu verschiedensten Weich- und Bergkäsen verarbeitet.
Ziegenbock Erwin spielt bei der Zucht eine wichtige Rolle.
Werner Lenzin
Die Rinder verbringen den Sommer jeweils auf dem Älpli Tannenberg zwischen dem Hörnli und der Hulftegg. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Familie Brunner baulich viel verändert und unter anderem ein neues Ökonomiegebäude erstellt.
Sohn Sämi züchtet mit Begeisterung Ziegen. Wenn die Familie alljährlich zu Fuss mit den geschmückten Kühen an die Viehschau in Fischenthal ins Tal hinunterzieht, hängen ihre Glocken an von ihm gestickten Lederriemen. Auf einem steht der passende sinnige Spruch: «Bauer mit Leib und Seele».