Nach dem Tod ihres Mannes stand Claudia Schwizer vor der Wahl: verbittern oder anpacken? Dank den Kindern gab sie nicht auf.
Über die Festtage und den Jahreswechsel publizieren wir spannende Berichte der vergangenen Monate.Dieser Artikel erschien erstmals am 3. Oktober 2021.
Ihr Rebberg über dem Walensee ist für Claudia Schwizer wie eine Ruhe-Oase. «Auf unserem Bauernhof ist ständig etwas los», sagt sie. Der Hofladen, direkt neben den Stallungen für ihre Zuchtschweine, führt auf ihrem Hof zu einem ständigen Kommen und Gehen. Die herrliche Aussicht und Ruhe, wenn sie von den Reben über den See schaut, hilft ihr dabei, auch beim Arbeiten abzuschalten und dabei manchmal auf neue Ideen zu kommen.
Grosse Verantwortung
Claudia Schwizer weiss, wovon sie spricht. Sie redet ganz offen darüber, wie nach der Krebsdiagnose ihres vor acht Jahren verstorbenen Mannes kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist. «Mir blieb am Ende nur die Wahl zu verbittern oder anzupacken», so Schwizer. Doch obschon sie nun allein die noch minderjährigen Kinder zu versorgen und einen sehr arbeitsintensiven Betrieb zu leiten hatte, stand Aufgeben für sie nie zur Diskussion.
Es waren die Kinder Jasmin und Silvan, die ihr in dieser Zeit Kraft gaben und bis heute Kraft geben. «Vor allem für die Kinder war es extrem hart, denn einen Vater hat man nur einmal», hält Schwizer fest. Auch unter ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fühlt sie sich so wohl, dass sie sie wie eine grosse Familie ansieht.
Drei Angestellte
«Wir haben zwar nur wenig Boden, aber nicht wenig Arbeit», betont Schwizer. Nachdem ihre Schwiegereltern, einst leidenschaftliche Viehzüchter, aufgrund des Autobahnbaus viel Boden verloren hatten, stellten sie auf Schweinezucht um.
Heute sind es drei Angestellte, die sich um die Schweine kümmern. Um strategische Zuchtentscheidungen oder andere Ziele zu definieren, organisiert Schwizer monatliche Teamsitzungen, für die sie sich trotz Hektik genügend Zeit nehmen will. Nur wenn alle mitdenken würden, könne man gemeinsam an einem Strick ziehen, ist sie überzeugt. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.
Wenn ihre Mitarbeiter Feierabend haben oder wenn junge Ferkel geboren werden, begibt sich auch Schwizer gern zu ihren Schweinen in den Stall. Sie selbst kümmert sich aber vor allem ums Büro, um den Hofladen und um ihren Partyservice mit Fleisch- und Wurstwaren aus eigener Produktion.
Schnaps wegen Lockdown
Erst der Lockdown und die dadurch frei gewordene Zeit verschafften ihr die Möglichkeit, sich für einen Schnapsbrenner-Kurs anzumelden. «Das Schnapsbrennen und wie sich mit nur geringen Temperaturunterschieden Geschmäcker verändern lassen, fasziniert mich extrem und das schon seit Jahren», sagt Schwizer. Anfangs habe man sie für die Idee, ins Schnapsbrennen einzusteigen, ausgelacht, erzählt sie schmunzelnd. «Heute muss ich sogar aufpassen, dass mich mein Sohn Silvan und mein Partner Roman auch mal an die Brennanlage lassen», ergänzt sie, während sie bereits darüber nachdenkt, noch einen Whisky-Kurs zu besuchen.
Dankeschön, dass Sie Ihr Schicksal mit uns teilen. Ihr Weg, die Kraft - welche Sie mobilisieren konnten - und Ihre Zuversicht sind sehr bewundernswert. Ich wünsche Ihnen und Ihren Liebsten alles Gute und viel Erfolg mit all Ihren Unternehmen.
Durch den Tod eines geliebten Menschen, lässt sich das Schicksal nicht bestimmen. Ich kann solange die geliebten Menschen leben, immer den Weg des Herzens gehen, bevor es zu spät ist. Dazu gehört auch sich dem Unbehagen zu stellen und Zeichen zu setzen.
Ich wünsche ihnen, ihren Kindern und ihren
Mitarbeitern alles Gute und viel Glück in Haus und Stall.