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Auch Brienz droht verschüttet zu werden

Die Gefahr im evakuierten Bündner Bergsturzdorf Brienz hat sich nach starken Niederschlägen im Mai verschärft. Am Freitag wurde zum dritten Mal die Phase Rot ausgerufen. Evakuierte können auch tagsüber nicht mehr ins Dorf, es könnte jederzeit verschüttet werden. Es gilt ein totales Betretungsverbot.

Die Gefahr im evakuierten Bündner Bergsturzdorf Brienz hat sich nach starken Niederschlägen im Mai verschärft. Am Freitag wurde zum dritten Mal die Phase Rot ausgerufen. Evakuierte können auch tagsüber nicht mehr ins Dorf, es könnte jederzeit verschüttet werden. Es gilt ein totales Betretungsverbot.

Die – hohe – Gefahrenstufe Rot war erst Anfang Mai auf die Stufe Orange gesenkt worden. Die knapp 100 evakuierten Einwohner und die Ferienwohnungsbesitzerinnen und -besitzer konnten neu tagsüber regelmässig in das Dorf zurück. Damit ist vorerst Schluss.

Felssturz nicht auszuschliessen

Das sogenannte Plateau Ost, ein Teilbereich des rutschenden Berghanges, beschleunige sich seit mehreren Wochen stärker als dessen Umgebung. Das sagte der Leiter des Brienzer Frühwarndienstes Stefan Schneider vor den Medien in Chur. «Wir können nicht mehr ausschliessen, dass diese Gesteinsmassen demnächst abstürzen», erklärte der Geologe.

In Bewegung sind am Plateau 600'000 Kubikmeter Fels, das Volumen von 600 Einfamilienhäusern. Es sind aber noch zwei andere Teile des Berges instabil. Ein verheerender Kaskadeneffekt sei vorstellbar. Sollte das Plateau Ost als Ganzes auf eine zweite instabile Felszone darunter stürzen und mit dieser weiter auf eine dritte Schwachzone, könnten sich bis zu 2,2 Millionen Kubikmeter Gestein in Gang setzen.

Dorf zerstört, Bahnlinie und Kantonsstrasse sicher

Computersimulation zeigen, dass dann das ganze Dorf verschüttet werden könnte und die Gesteinsmassen darüber hinaus bis an die Linie der Rhätischen Bahn rutschen. Schon ein Gesteinsvolumen von einer Million Kubikmetern könnte laut dem Leiter des Frühwarndienstes unter bestimmten Bedingungen das Dorf zerstören.

«Wir können diesen Worst Case nicht ausschliessen und müssen mit dem Schlimmsten rechnen», sagte Schneider. Es gebe aber auch die Möglichkeit, dass die Schuttmassen wie schon vorletztes Jahr vor dem Dorf stehen bleiben. Als Zeitrahmen nennt der Experte «Tage bis Wochen».

In keinem Szenario werden die Bahnlinie und die Kantonsstrasse unterhalb des Dorfes getroffen. Allerdings könnten die Behörden bei akuter Gefahr vorübergehend die Phase Blau ausrufen. Die Verkehrswege würden dann aus Sicherheitsgründen geschlossen.

«Wir können die Verkehrswege nicht offen lassen, wenn oberhalb davon ein bis zwei Millionen Kubikmeter Fels in Bewegung sind», erklärte Christian Gartmann vom Führungsstab der Talgemeinde Albula/Alvra, zu der Brienz gehört. Die Kantonsstrasse und die Bahnlinie seien aber absolut sicher, betonte der Kommunikationschef der Gemeinde.

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Aufgabe des Dorfes kein Thema

An der Haltung der Behörden zum Kampf um das Dorf ändert die neueste Verschärfung der Lage nichts. «Die Gemeinde wird diese Bauzone weiter unterhalten», sagte Gartmann der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Bewohner sollen nach wie vor selber entscheiden, ob sie umsiedeln.

Natürlich könnte man den aufwendigen Unterhalt der mit dem Dorf abrutschenden Infrastruktur in Frage stellen, wenn nur noch wenige Menschen im Dorf wohnen. «Wir sind aber noch weit davon entfernt, uns solche Überlegungen zu machen», versicherte der Gemeindevertreter.

Brienz ist seit November evakuiert – und das schon zum zweiten Mal. Wechsel zwischen den Phasen Orange und Rot sind mehrmals vorgekommen. Das Dorf war bereits 2023 mehrere Wochen evakuiert. Ein gewaltiger Schuttstrom stoppte damals kurz vor dem Dorfrand. Das abgerutschte Felsvolumen betrug 1,7 Millionen Kubikmeter. Jetzt könnte die Sturzmasse im Extremfall noch grösser werden.

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