Wie karg die Menschen in den Tessiner Bergtälern über Jahrhunderte lebten, ist im Valle Bavona bis heute sichtbar und spürbar. Das noch ursprüngliche Tal zählt sowohl zum Bundesinventar der schützenswerten Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) als auch zum Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS).
300'000 Kubikmeter Geröll
Doch Ende Juni 2024 gingen über Teilen des Valle Bavona schwere Unwetter nieder. Besonders der Bach Larecchia im Bereich Fontana-Mondada-Bosco führte Hochwasser und spülte über 300'000 Kubikmeter Geröll ins Tal. Menschen starben, Häuser wurden zerstört, und seither bedecken teils gigantische Felsblöcke landwirtschaftliche Flächen und Teile der traditionell gepflegten Kulturlandschaft.
Doch wie soll die Landschaft zwischen Fontana und Mondada künftig gesamthaft aussehen? «Anstatt eilig den vorherigen Zustand wiederherzustellen, wollen die Fondazione Valle Bavona und die Gemeinde Cevio diese Frage in einem partizipativen Prozess mit der Bevölkerung beantworten», erklärt die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und begründet damit unter anderem auch ihre Wahl des Valle Bavona TI als «Landschaft des Jahres 2025». Auch der Kanton Tessin wird an der Projektorganisation beteiligt sein.
Kleinere landwirtschaftliche Flächen wiederherstellen
Nebst der Gemeinde Cevio ist somit auch die Fondazione Valle Bavona Preisträgerin. «Seit 1990 pflegt sie diese wertvolle traditionelle Kulturlandschaft, von den Kastanienselven und terrassierten Anbaugebieten über die Wege, Trockenmauern, Wohn- und Wirtschaftsgebäude bis zu den Splüi, den An- und Unterbauten bei grossen Felsblöcken», wie die Stiftung Landschaftsschutz erklärt. Damit trage die Fondazione Valle Bavona grundlegend zur Sicherung der hohen nationalen Schutzziele bei.
Nun stellt sich nach den Notfallmassnahmen wie der Sicherung der Wasserleitung und der Strasse die Frage nach der Zukunft der betroffenen Gebiete. Teilweise dürfte dafür die aktualisierte Gefahrenkarte des Kantons massgeblich werden, die im Sommer 2025 vorliegen wird. Weiter sollen einige kleinere landwirtschaftliche Flächen so bald wie möglich wieder nutzbar gemacht werden, wie die Stiftung Landschaftsschutz schreibt.
«Landschaft des Jahres»
Seit 2011 ernennt die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz jedes Jahr eine «Landschaft des Jahres». Wie die Stiftung schreibt, beleuchtet sie damit die Werte der schweizerischen Landschaften und würdigt das lokale Engagement für die Landschaftspflege. Gestiftet wird der Preis vom Migros-Genossenschafts-Bund und von Balthasar Schmid, Meggen. Die Preissumme beträgt 10'000 Franken.