Der Bergsturz habe sich am knapp 4000 Meter hohen Piz Scerscen am Sonntag um 06.56 Uhr ereignet, sagte der Gemeindepräsident von Samedan, Graubünden, Gian Peter Niggli, auf Anfrage zu verschieden Medienberichten. Das Bergsturzgebiet oberhalb des Ferienortes Pontresina befinde sich auf Samedaner Gemeindegebiet.
Volumen von mehr 1000 Einfamilienhäusern
Das Volumen des Bergsturzes werde auf über eine Million Kubikmeter geschätzt, womit dieser vergleichbar sei mit dem Bergsturz von Bondo im Bergell im Jahr 2017. Das Gestein türme sich im bekannten Wandertal Val Roseg meterhoch, erklärte Niggli. Die Dimension des Bergsturzes sei «sehr selten». Das Volumen entspricht dem von mehr als 1000 Einfamilienhäusern.
«Suchflüge haben am Sonntag keine Hinweise auf verschüttete Menschen gebracht», sagte Anita Senti, Medienverantwortliche der Bündner Kantonspolizei, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es seien keine Spuren entdeckt worden, und es lägen auch keine Vermisstmeldungen vor.
Gefahren analysieren
Tourengänger, die im Bergsturzgebiet im Winterraum der geschlossenen SAC-Hütte Tschierva übernachtet hätten, seien in Sicherheit. «Man darf annehmen, dass zu dieser Morgenzeit niemand im Gebiet unterwegs war», sagte dazu Gemeindepräsident Niggli. Die Behörden rieten von einer Begehung des Rosegtals und des Bergsturzgebietes ab. Gesperrt war das Gebiet laut Niggli aber nicht. «Dazu ist das Gebiet viel zu gross», sagte er.
Die Gemeinde Samedan analysiere zusammen mit dem kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren die Situation und werde danach etwaige Massnahmen treffen, erklärte der Gemeindepräsident. Angeschaut werde die Gefahr einer Seebildung im Tal durch eine stauende Wirkung der Bergsturzmasse. Es gehe aber vor allem um den Umgang mit verschütteten Wanderwegen.
Wie der SAC-Bernina auf seiner Webseite schreibt, sind Zustiege zu den Berghütten Tschierva und Coaz vom Bergsturz betroffen. Querungen des Tschierva-Gletschers zu Piz Roseg, Piz Scerscen und Piz Aguagliouls seien ebenfalls tangiert.
Bergsturz kam unerwartet
«Der Bergsturz in dieser Grössenordnung ist unerwartet gekommen», erklärte Martin Keiser vom Amt für Wald und Naturgefahren gegenüber Keystone-SDA. Es habe vorher keine Anzeichen gegeben für ein solches Ereignis, das grösste im Gebiet seit Jahrzehnten.
Aktuell bestehe die Gefahr von Nachstürzen. Für Infrastrukturen, Siedlungen und Menschen herrsche im unbewohnten Tal keine Gefahr. Die Ereignisanalyse werde mehrere Tage bis einige Wochen in Anspruch nehmen, erklärte der Naturgefahrenspezialist. Eingeschätzt werde etwa das Risiko von Bewegungen der abgestürzten Masse nach Starkniederschlägen.