Der Kanton Thurgau hat im Jahr 2021 den Fachstab Tiergesundheit eingerichtet und eine spezielle Suchhundestaffel und eine Drohnenstaffel ausgebildet, um beim Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) tote Wildschweine schnellstmöglich zu finden.
Die Einsatzfähigkeit wurde bei der kantonalen Tierseuchenübung «Obelix» in Sulgen TG überprüft, bei der rund 70 Personen beteiligt waren. «Die Tierseuchenbekämpfung ist die wichtigste Aufgabe des Veterinäramts», sagte die Thurgauer Kantonstierärztin Malin Engeli an der Übung, bei der auch Vertreter der Politik und die Medien eingeladen waren.
Auf Kadaversuche
Der Einsatzleiter Yvo Rindlisbacher, Chef Zivilschutz, erklärte das Szenario der Übung, bei der im Raum Güttingen−Romanshorn ein ASP-Ausbruch bei Wildschweinen simuliert wurde. Auf einer Fläche von 17 Quadratkilometern wurden 20 Wildschweinkadaver ausgelegt, die von einer jeweils sechsköpfigen ASP-Drohnenstaffel und einer ASP-Hundestaffel aufgestöbert werden mussten.
Bei der Jagdhütte Sommeri erklärte der Drohnenstaffelführer Manuel Sturzenegger, dass ein bewegungsloser Kadaver durch die entstehende Wärme der Verwesung von einer Höhe bis zu 60 Metern entdeckt werden kann.
Wenn für den Drohnenpiloten am Bildschirm ein heller Punkt sichtbar wird, senkt er die Drohne ab, um den Fund zu identifizieren. Bei einer erfolgreichen Suche werden die Koordinaten auf dem Bildschirm ausgewertet und an das Bergeteam weitergegeben. Wenn eine Wärmebildkamera beispielsweise durch eine zu dicke Laubdecke nichts erkennen kann, kommen die Spürhunde zum Einsatz.
Jagdhunde kennen den Wald
Das Thurgauer Veterinäramt ist schweizweit eines der ersten Ämter, die eine ASP-Hundestaffel ausgebildet haben. Weil sich Jagdhunderassen im Wald auskennen und im Dickicht sehr gängig sind, wurden bisher die Hunderassen Deutscher Wachtelhund, Lagotto Romagnolo, Kleiner Münsterländer und Deutscher Dackel eingesetzt.
Da sich Jagdhunde allerdings durch lebendes Wild ablenken lassen, hat der Kanton Thurgau eine neue Staffel mit zwei Hundeführern der Rettungsorganisation Redogs mit ihren Hunden ausgebildet. «Diesen Hunden ist es schnurzegal, wie viel Wild im Wald umherläuft», sagte Peter Höltschi, Chef der Hundestaffel.
«Sowohl der Einsatz der Suchhundestaffel wie auch derjenige der Drohnenstaffel hat sich bewährt, ebenso die konsequente Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden», sagte Malin Engeli. Die Kantonstierärztin befürchtet dennoch, dass das ASP-Virus irgendwann aus den betroffenen Gebieten Osteuropas durch den Fernverkehr in die Schweiz eingeschleppt wird.
Ein Gemüsebauer wies darauf hin, dass die zahlreichen osteuropäischen Saisonarbeiter, die als Erntehelfer in den Thurgau kommen und einen Teil ihrer Verpflegung mitbringen, eine nicht zu unterschätzende Gefahr bedeuten.
Besuch in Deutschland
Robert Hess, Amtsleiter des Thurgauer Veterinäramts, erzählte vom letztjährigen Besuch einer Delegation des Veterinärdienstes im deutschen Brandenburg, wo die ASP schon seit über zwei Jahren bekämpft wird: «Die dortige Aussage war klar. Am effektivsten ist die Suche mit Hunden und Drohnen, der Einsatz von Menschen bringt wenig bis gar nichts.» Der Mensch verscheuche nur das Wild, wodurch das Virus weiter verbreitet werde.
Bei der Übung im Thurgau musste auch erkannt werden, dass die Suche mit einer Wärmebildkamera bei hohen Temperaturen schwierig ist, weil dann zu viele Wärmequellen vorhanden sind. Daraus wurde die erste Erkenntnis gezogen, dass eine Drohnensuche am frühen Vormittag oder frühen Abend eher zum Erfolg führt. In den nächsten Wochen erfolgt eine vertiefte Auswertung der Übungsergebnisse, um allfällig festgestellte Schwachpunkte konsequent auszumerzen.