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Herdenschutzhunde: Abstammung ist massgebend

Seit zwei Jahren betreibt der Kanton Graubünden ergänzend zum Bund ein eigenes Herdenschutzprogramm. Er lässt dadurch Hunde aller Rassen zu und gibt Älplerinnen und Älplern mehr Freiheiten beim Kauf, der Aufzucht und der Ausbildung von Hunden. Es zeigt sich nun, dass nicht die Rasse des Hundes entscheidend ist, sondern seine Herkunft aus einer entsprechenden Zucht.

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 Im Vergleich zum Vorjahr sind die Wolfrisse um rund 70 Prozent zurückgegangen. Für die Verantwortlichen ist es aber noch zu früh, diesen Erfolg auf das kantonale Programm zurückzuführen. Sie wollen noch keine Schlussfolgerungen ziehen und die tieferen Risszahlen nicht allein auf den Herdenschutz zurückführen, wie die «Südostschweiz» schreibt. Dass es für ein Fazit vielleicht noch zu früh ist lässt auch der Fall des Jungrinds vermuten, das in den letzten Tagen bei Sedrun GR gerissen wurde. 

Wie erfolgreich der Kanton Graubünden auch immer gegen die Wolfangriffe vorzugehen scheint, sind es dann doch diese Einzelfälle, wie eben dieses Jungrind, die einem in Erinnerung bleiben. Sie sind auch immer mit einem ganz persönlichen Schicksal verbunden, das für die Betroffenen mit einer starken emotionalen Belastung einhergeht. Mit dem Herdenschutzprogramm scheint der Kanton jedoch aufs richtige Pferd, beziehungsweise auf den richtigen Hund gesetzt zu haben.

Kantonale Probleme brauchen kantonale Lösungen

Zurzeit sind 400 Herdenschutzhunde in den Bündner Alpen unterwegs. Diese Schutzhunde stehen den ungefähr 100 Wölfen gegenüber, die gemäss den Angaben des Kantons zurzeit in Graubünden leben.

Wie die Karte unten über die aktuelle Wolfspräsenz in der Schweiz erkennen lässt, sind nicht alle 26 Kantone in gleichem Masse betroffen. Die Wolfspräsenz verursacht insbesondere in den Kantonen Graubünden, Wallis, Tessin und Waadt Probleme. 

Dem Geist des Föderalismus entsprechend sollte es also auch an den Kantonen sein – natürlich mit der Unterstützung des Bundes – diese Problematik eigeninitiativ anzugehen. Und genau diesen Weg hat vor zwei Jahren der Kanton Graubünden eingeschlagen, als er ein kantonales Herdenschutzprogramm etabliert hat, das ergänzend zum Bundesprogramm Gültigkeit hat.

Kantonales Herdenschutzprogramm ist flexibler

Der wesentliche Unterschied des Programms des Kantons Graubünden zum Bundesprogramm ist der, dass im Kanton Graubünden alle Hunderassen als Herdenschutzhunde zugelassen sind. Wer sich also im Kanton Graubünden für einen Herdenschutzhund entscheidet, der nicht der vom Bund anerkannten Rassen angehört (Montagne des Pyrénées oder Maremmano Abruzzese), wird vom Kanton trotzdem unterstützt.

Der Bund toleriert weiter nicht, dass Älplerinnen und Älpler die Hunde selbst kaufen, aufziehen und ausbilden. Doch genau diese Eigenverantwortung wollen viele Betroffene übernehmen, wie auf der Seite des Kantons zu lesen ist. Der Kanton Graubünden unterstützt diese Eigeninitiative der Betroffenen und lässt alle Hunde als Herdenschutzhunde zu, unabhängig von der Rasse und der Herkunft.

Voraussetzung ist, sich an das Herdenschutzkonzept zu halten, dessen Wegleitung Sie hier einsehen können . Dazu gehört auch eine so genannte Einsatzbereitschaftsüberprüfung (EBÜ), die durch den Plantahof in Landquart organisiert wird.

Ohne dieses kantonale Programm sähe die Situation im Kanton wesentlich brenzliger aus. «Sonst würden in Graubünden wohl um die 200 Herdenschutzhunde fehlen», sagt Jan Boner der Zeitung «Südostschweiz». Boner ist Berater Herdenschutz und Hundewesen am Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof in Landquart. 

Nicht Rasse, sondern Herkunft ist entscheidend

Mindestens 150 kantonal anerkannte Schutzhunde würden auf Bündner Landwirtschaftsbetrieben und Alpen eingesetzt, schätzt Boner. Dazu kämen etwa gleich viele vom Bund anerkannte Hunde. «Alles in allem dürften um die 400 Herdenschutzhunde in Graubünden im Einsatz sein», so Boner. Vor wenigen Jahren waren es noch nicht einmal 100 Hunde.

Obschon alle Hunderassen zugelassen sind, habe sich für Boner herausgestellt, dass sich für die Verhältnisse in Graubünden ausschliesslich jene Rassen eignen, die aus einer Arbeitslinie stammten, so die «Südostschweiz» weiter . Massgebend sei, dass die Hunde aus einer professionellen Zucht stammten, die auf den Herdenschutz spezialisiert sei. Es gäbe in Graubünden diesbezüglich wenige, aber sehr gute Züchter.

Nur leicht hinter Wolfsdruck

Aufgrund von Krankheiten oder Verletzungen gäbe es zwar gelegentlich Probleme mit dem Angebot. «Doch im Grossen und Ganzen hinken wir dem Wolfsdruck nur leicht hinterher», gibt Boner der «Südostschweiz» zu verstehen.

Mit der Einführung des Herdenschutzprogramms vor zwei Jahren habe sich auch die Arbeit der Herdenschutz-Fachleute geändert. Zuvor wurden sie erst aufgeboten, nachdem die Risse bereits stattgefunden haben. Heute seien sie hauptsächlich damit beschäftigt, zusammen mit den Tierhaltern ein Herdenschutzkonzept zu erarbeiten, das auf den Betrieb zugeschnitten sei. Notfalleinsätze würden jedoch weiterhin geleistet.

Wolfsrudel formieren sich immer wieder neu 

Im ersten Halbjahr sind gemäss dem «Quartalsbericht Grossraubtiere 2023/1 und 2» bei 17 bestätigten Wolfsangriffen insgesamt 37 Nutztiere gerissen sowie 7 weitere verletzt worden . 2 hängige Fälle müssen noch abschliessend beurteilt werden. Das seien 71 Prozent weniger Risse als im Vorjahr schreibt die «Südostschweiz», als noch 127 Nutztiere gerissen und 6 verletzt wurden.

Der kantonale Bericht geht von zurzeit über 100 Wölfen aus, die sich im Kantonsgebiet befinden. Diese sind, je nach Quelle, in 10 oder 11 Rudeln unterteilt. Einige Rudel bewegen sich kantonsübergreifend. Nur beim Moesola- und beim Valgrondarudel konnten bisher Junge nachgewiesen werden, wie der Bericht weiter ausführt.

Auch hätte der Abschuss des Beverin Leitwolfs M92 im vergangenen November nicht zu einer Auflösung des Rudels geführt. Stattdessen hätten sich die Rudel Beverin und Stagias neuformiert. Allgemein lässt sich dem Bericht entnehmen, dass unter den einzelnen Rudeln die Führungspositionen flexibel ausgetauscht werden und dass auch Einzelwölfe zu einer Gruppe dazustossen können.

Alle Details zu der Entwicklung der Rudel im Kanton Graubünden können Sie im Quartalsbericht nachlesen.

Die Gruppe Wolf Schweiz hat auf ihrer Webseite detaillierte Informationen zu den Rudeln der ganzen Schweiz aufgeführt.

Nicht allein Herdeschutz

Die Gruppe Wolf Schweiz erkennt in diesen Zahlen einen Erfolg für den Herdenschutz. Der Verein interpretiert die Zahlen so, dass nicht die Grösse des Wolfbestandes ausschlaggebend dafür ist, wie viele Risse zu verzeichnen seien, sondern der Herdenschutz. Bauern sind mit dieser Aussage nicht einverstanden.

Auch Boner vom Plantahof in Landquart deutet den Rückgang der Risse deutlich vorsichtiger. «Die tieferen Risszahlen allein auf den Herdenschutz zurückzuführen, wäre nicht seriös. Aber natürlich ist der Herdenschutz ein wirksamer Pfeiler, um den Schaden in Grenzen zu halten», sagt Boner der «Südostschweiz» . Um daraus eine Schlussfolgerung oder eine Tendenz ableiten zu wollen, sei es noch zu früh.

Auch der Kanton Wallis wollte übrigens nicht auf eine revidierte Bundesregelung bezüglich der Herdenschutzhunde warten und hat, so wie der Kanton Graubünden, eigeninitiativ gehandelt.  

Kommentare (2)

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  • internet sanok | 07.11.2023
    Dieser Kommentar wurde von der Redaktion entfernt.
  • Beat Würsch | 01.08.2023
    Schön die eigenen Schafe und HSH in der Zeitung zu sehen,
    Ich bin sehr fruh um das Bundesprogramm...unser Kanton(NW) erhebt sogar noch 120fr Hundesteuern pro Hund und Jahr!
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