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Maggiatal: Bauer Mattei muss umsiedeln

Er ist einer der drei Bauern, die ihren Betrieb wegen des verheerenden Unwetters im Maggiatal vor einem Jahr umsiedeln müssen: Ivan Mattei. Was das für ihn bedeutet, hat der 40-jährige Landwirt bei einem Rundgang in Pian di Peccia, ganz oben im Maggiatal TI, gezeigt.

An diesem trüben Dienstagmorgen ist die Maggia eher ein Bach als ein Wildfluss. Unter der provisorischen Brücke bei Visletto füllt das türkis leuchtende Wasser das Flussbett nicht einmal zur Hälfte aus. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Wassermassen in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2024 die Steinbrücke zum Einknicken brachten.

Die Folgen des Unwetters, das aus der Maggia einen zerstörerischen Strom machte, beschäftigen den Bauern Ivan Mattei bis heute. Das erzählt er der Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf einen Rundgang in Pian di Peccia. Von seinen 45 Hektaren Land sind fünf unter Steinen und Geröll begraben worden. Rund 50 Tiere haben die Matteis. Den meisten von ihnen ist in der Nacht vom 29. Juni 2024 nichts passiert, da sie auf den Alpweiden auf rund 1800 Metern weilten. Nur zwei wurden beim Unwetter leicht verletzt.

Weit und breit nur Geröll

Mit dem Jeep überqueren wir zusammen mit Ivan Mattei den Fluss Peccia, der weiter unten im Tal in die Maggia fliesst. Eine provisorische Schotterpiste führt Richtung Norden, wo früher Matteis Felder lagen.

Die ursprüngliche Strasse, die auf der anderen Seite der Peccia lag, ist vom Unwetter weggefegt worden. Wo einst die Strasse hinauf zum Marmorsteinbruch führte, fällt der Hang nun steil ab. Weit und breit ist nur Geröll zu sehen. Fast scheint es, als wäre das Unwetter erst gestern gewesen.

Neustart weiter unten im Tal

Seinen grossen Stall inklusive Ferienzimmer muss Ivan Mattei nun zurückbauen, da er in der Gefahrenzone steht. Die Suche nach einem Ersatz gestaltet sich schwierig, wie er erzählt. «Mein Ziel ist es, dass wir in zwei Jahren alles neu aufgebaut haben.»

Mit den im Sommerhalbjahr immer gut gebuchten Ferienzimmern geht ihm eine wichtige Einnahmequelle verloren. Ivan Mattei und seine Familie vermieteten seit 25 Jahren eine Wohnung für sechs Personen sowie einzelne Zimmer. Total konnten sie 20 Personen beherbergen.

30 Jahre Arbeit vernichtet

Auch die Duschen und Toiletten für die Feriengäste wurden in der Unwetternacht weggerissen, 30 Jahre Arbeit seiner Eltern seien vernichtet, resümiert Mattei. «Es ist hart, so etwas zu erleben.»

Wenn alles klappt, kann er einen Kilometer weiter unten im Tal Land kaufen und ein neues Gebäude bauen. Wie viel die Versicherung am Rückbau des alten Gebäudes bezahlt, steht noch in den Sternen.

Nach dem Unwetter in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2024 habe er drei Nächte lang nicht geschlafen, sagt der 40-Jährige mit dem wachen Blick. Mehrere Tage war das obere Maggiatal ohne Strom und ohne Wasser, auch das Mobilfunknetz funktionierte nicht. Angehörige blieben ohne Nachricht von ihren Verwandten im Tal.

Was passiert bei einem nächsten starken Gewitter?

Das Unwetter war eine Zäsur für das Tal. Den betroffenen Gemeinden fehlt es noch immer an Mitteln für den Wiederaufbau. Was passiert bei einem nächsten starken Gewitter? Wie geht es mit der Maggia weiter, die teilweise ihr früheres Flussbett verlassen und sich neue Wege gebahnt hat?

Starke Korrekturen der Gewässerläufe würden keine vorgenommen, erklärte der Vorsteher des Tessiner Amtes für Wasserläufe, Laurent Filippini, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Mittels Studien habe man Gefahrenzonen festgelegt und die morphologischen Veränderungen durch das Ereignis zu beurteilen versucht. Diese Studien bildeten die Grundlage für alle Massnahmen im Tal. In vier Zonen seien Eingriffe geplant, darunter in Piano di Peccia, und zwar an der Mündung des Flusses Peccia und des Baches Soveneda in der Nähe des Stalles der Familie Mattei.

«Es braucht ein neues Gleichgewicht»

Auch im Siedlungsgebiet von Prato Sornico, wo die Eisbahn zerstört wurde, seien Massnahmen geplant. Wo nötig, würden Dämme am Rand der Auen- beziehungsweise Überschwemmungszone errichtet, sagte Filippini.

Zudem möchte der Kanton in Sant’Antonio di Peccia landwirtschaftliche Flächen wieder nutzbar machen und den Ortskern schützen. Gleichzeitig solle dem Gewässer ausreichend Raum für künftigen Wasser- und Sedimenttransport gegeben werden, erklärte Filippini weiter. Im unteren Lavizzaratal schliesslich habe der Fluss Erosion verursacht. Dort werde der Flusslauf, wo nötig, neu profiliert, wichtige Güter- und Verkehrswege würden zudem mit Schutzbauten gesichert.

Schutz vor Gefahren

«Ziel ist es, einen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen nach Wiederaufnahme der Aktivitäten im Tal einerseits und dem notwendigen Schutz vor Gefahren andererseits zu finden», resümierte Filippini. Das Tal müsse «ein neues Gleichgewicht» finden.

Dieses Gleichgewicht hänge auch von einer Reihe kleinerer und mittlerer möglicher Hochwasserereignisse in den kommenden Jahren ab; denn diese könnten das in den Talsohlen liegende Material wieder mobilisieren. Deshalb müssten Eingriffe im Maggiatal «auf das Notwendige» beschränkt bleiben. Gleichzeitig sollen alle Massnahmen flexibel gestaltet werden, wie Filippini betonte. Denn nur so sei man gerüstet, um sich künftigen Entwicklungen anzupassen.

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