Die Behörden wollen die rund 70 Bauten in der «roten Zone» gar abreissen lassen. Die kantonale Gebäudeversicherung sprach von einem der grössten Ereignisse in der Versicherungsgeschichte.
60’000 Kubikmeter als Gefahr
In der roten Zone herrsche unmittelbare Gefahr für Leib und Leben, sagte der Gemeindepräsident von Glarus Süd, Hansruedi Forrer (SP), am Freitag vor den Medien in Schwanden. Nach wie vor drohen 60’000 Kubikmeter Material in die Tiefe zu rutschen – doppelt so viel wie Ende August heruntergekommen war und etliche Häuser zerstört und beschädigt hatte.
Nach diesem Ereignis erstellten die kantonalen Behörden eine Gefahrenkarte, die aufzeigt, welche Siedlungsgebiete stark gefährdet sind. Rund 30 Liegenschaften mit etwa 70 Bauten liegen in der sogenannten roten Zone. Dort erliessen die Behörden nun ein dauerhaftes Nutzungs- und Betretungsverbot. Ausserdem sollen alle bestehenden Bauten abgerissen werden.
Gefahrengebiet Rot
Das Gefahrengebiet Rot weist aufgrund der ereignisbezogenen Gefahrenkarte und des darauf fussenden Risikoberichtes eine sehr hohe Gefährdung aus. In diesem Gebiet herrscht unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Juristisch ausgedrückt, übersteigt das individuelle Todesfallrisiko in diesem Gebiet den gesellschaftlich akzeptierten Grenzwert zum Teil massiv. Der Gemeinderat ist deshalb zur Handlung verpflichtet.
Das Gefahrengebiet Rot bedeutet eine erhebliche Gefährdung, wobei Personen innerhalb und ausserhalb von Gebäuden erheblich gefährdet sind. Es kann zu Zerstörungen von Gebäuden kommen, weshalb grundsätzlich ein Verbot für Neubauten oder Erweiterungen gilt. Ein Wiederaufbau zerstörter oder beschädigter Gebäude ist nicht möglich, und Umbauten sind nur mit grossen Auflagen denkbar. Im Gefahrengebiet Rot werden keine neuen Bauzonen ausgeschieden – im Gegenteil, es sind Rückzonungen anzustreben, schreibt der Kanton.
Im Januar werden die Eigentümerschaft zu Einzelgesprächen eingeladen. Ende Januar sollen dann die Abrissverfügungen verschickt werden. Vor dem Abriss prüfe jeweils ein Statiker, ob die Gebäude genug stabil sind, um daraus Habseligkeiten zu bergen oder nicht. Leider könne bereits eine Einsprache den Prozess um Jahre verzögern, sagte Forrer vor den Medien. Dies lasse sich wohl nicht vermeiden.
Betroffene reagierten ruhig
Die Betroffenen wurden bereits am Vortag informiert. Er sei überrascht gewesen, wie ruhig sie auf diese Hiobsbotschaft reagiert hätten, sagte Forrer weiter. Die Ereignisgefahrenkarte sei wie eine Erlösung gewesen. Die 40 betroffenen Menschen hätten nun Gewissheit und können sich eine dauerhafte, neue Lösung suchen.
Aktuell sind immer noch 64 Personen evakuiert. Gemäss der neuen Gefahrenkarte haben 24 Personen Aussicht auf eine Rückkehr. Ihre Häuser liegen in der gelben und blauen Zone. Aber auch da werde es künftig immer wieder zu Evakuierungen kommen, sagte Adolf Tschudi an, er ist Departementsleiter Wald und Landwirtschaft der Gemeinde Glarus Süd. Stand Freitag sollten bis in einem Jahr alle 24 Personen aus diesen Gebieten wieder zurückkehren können.
Bis zu 25 Millionen Franken Schaden
Bei den Erdrutschen in Schwanden handle es sich um eines der grössten Ereignisse der Versicherungsgeschichte, sagte Hansueli Leisinger, Vertreter der kantonalen Gebäudeversicherung. Er rechne mit einer Schadenssumme von 15 bis 25 Millionen Franken. Die Betroffenen der roten Zone erhalten nun Geld für einen Aufbau oder Kauf eines anderen Hauses im Kanton.
Die Gemeinde plant für die Unterstützung der Betroffenen einen Spendentag. Am 20. Dezember werden regionale Medienpartner den ganzen Tag für Schwanden auf Spendensuche gehen. Bisher sind knapp 400’000 Franken eingegangen. Dies sei zwar ein grosser Betrag. Angesichts der vielen Geschädigten sei das Geld aber schnell weg, hiess es seitens der Behörden.