Die Anzahl der Evakuierten sei am Mittwoch bei 97 Personen geblieben, erklärte Hans Rudolf Forrer, Gemeindepräsident von Glarus Süd, zu dem Schwanden gehört. «Schon 38 Liegenschaften sind betroffen von dem Murgang, der sich immer weiter ausdehnt», sagte er vor den Medien. Sechs Gebäude seien verschüttet und zerstört.
Gibts noch einen grossen Murgang?
Durchaus denkbar sei ein weiterer grosser Murgang, der weitere Teile des Siedlungsgebietes treffe, erklärte Markus Gächter von der Naturgefahrenkommission der Gemeinde. Ein weiteres Szenario seien viele kleine Murgänge, die aber dennoch einigen Schaden anrichten. Bei diesem Ereignis müsse man mit der Beschädigung, wenn nicht Zerstörung weiterer Gebäude rechnen.
Am wenigsten wahrscheinlich sei ein grosser Murgang der bis in den Sernfbach fliesse. Das aber würde zusätzlich Probleme durch gestautes Wasser verursachen.
Der Erdrutsche riss mehrere Häuser mit sich.
Glarus Süd
Zeitlicher Horizont unklar
Ein zeitlicher Horizont für diese Ereignisse und damit für die Dauer der Evakuierung könne noch nicht genannt werden, sagte Gächter. «Wir müssen diese Rutschung beobachten und lernen, wie sie bei Niederschlägen funktioniert», sagte er.
Klar ist laut dem Naturgefahren-Verantwortlichen, dass die Rutschung in der Wagenrunse aus zwei Teilrutschungen besteht, die sich gegenseitig beeinflussen. Zuoberst rutscht Fels, darunter Lockermaterial. Der Hauptmotor der Rutschung sei Wasser in der Lockermasse. «Jetzt treten richtige Bäche daraus heraus», berichtete Gächter.
Bisher sind gemäss provisorischen Schätzungen 30’000 Kubikmeter aus dem Rutschhang herausgebrochen, das Volumen von 30 Einfamilienhäusern. Das Volumen des Lockermaterials, das noch im Hang ist, wird auf das Doppelte geschätzt. Diese Masse liege instabil in der Wagenrunse, sagte Gächter. «Wir müssen davon ausgehen, dass daraus weitere Murschübe ausbrechen werden.»
«Wir sind parat»
Vor Ort waren am Mittwochabend noch 66 Einsatzkräfte aktiv, nachdem es in der Nacht über 100 waren. Nach der Stabilisierung von Stromnetz und Kommunikationsverbindungen seien sie aktuell vor allem mit Absperrmassnahmen beschäftigt, erklärte Hanspeter Speich, Stabchef der Gemeindeführungsorganisation. «Wir sind parat, wenn etwas passiert», versicherte er.
Die Gemeinde werde die Unterstützung durch den Zivilschutz beantragen. Gemäss Gemeindepräsident Forrer gibt es auch schon Überlegungen, Hilfe bei der Armee zu holen.
400 Meter
An eine Räumung des verschütteten Gebietes kann aber vorerst nicht gedacht werden. Die Gefahr durch weitere Murgänge ist zu gross. Nicht mal die involvierten Naturgefahrspezialisten können sich in die Sperrzone hinein wagen, wie die Behörden ausführten.
Die beiden grossen Erdrutsche bei der Wagenrunse oberhalb von Schwanden ereigneten sich am Dienstagabend. Die Erd- und Gesteinsmassen erstreckten sich auf einer Länge von 400 Metern den Hang hinunter. Das Gebiet war vorsorglich bereits evakuiert. Schon eine Woche vorher hatte sich dort ein erster Erdrutsch ereignet.