Der Wolf wurde illegal erschossen. (Symbolbild)
Kapo VS
«In der Region Val Poschiavo sind bis zum heutigen Zeitpunkt keine Wölfe zum Abschuss freigegeben worden», teilte das Amt für Jagd und Fischerei am Dienstag mit. Deshalb geht die Behörde von einem illegalen Abschuss aus. Beim toten Wolf handelt es sich um ein männliches Tier.
Bei Jagd entdeckt
Bei der aktuellen Hochjagd seien Jäger jedoch bei der Suche nach dem erlegten Rotwild auf den toten Wolf gestossen, schrieb der Leiter des AJF, Adrian Arquint auf Anfrage von Keystone-SDA. Kantonale Wildhüter hätten anschliessend festgestellt, dass der gefundene Wolf an den Folgen eines Schusses starb. Wie lange das Tier schon tot war oder ob es während der Jagd erlegt wurde, sei im Moment noch unklar, so Arquint weiter
Die Ermittlungen der Polizei sollen Hinweise über den Tathergang liefern. Der tote Wolf wurde für weitere forensische und biologische Analysen an das Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI) in Bern überführt. Die genetische Untersuchung wird am Laboratoire de Biologie de la Conservation der Universität Lausanne durchgeführt.
Rudel im Puschlav
Im August 2023 haben die Behörden die Neubildung eines Wolfsrudels auf Gemeindegebiet von Poschiavo bestätigt. Durch die Wildhut wurden im Sommer vier Wolfswelpen beobachtet. Das Rudels trägt seither den Namen Rügiul-Rudel. Es bewegt sich nach aktuellen Kenntnissen südlich des Berninapasses auf dem Gebiet. Im Oktober 2024 hat das Bundesamt für Umwelt (Bafu) den dritten Antrag des Kantons Graubünden zur Regulation von zwei Drittel der Jungtiere zugestimmt. Ein Regulierungsgesuch für den Winter 2025/26 wurde vom Bafu zurückgestellt. Der Grund: Es fehlen Nachweise einer Reproduktion des Rudels.
Wölfe dürfen nur erlegt werden, wenn ein entsprechendes Gesuch vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) gutgeheissen wurde. Ebenso sind die Abschüsse dann nur im Zeitraum vom 1. September bis im Januar zulässig. Schiessen dürfen Wildhüter und geschulte Jägerinnen und Jäger.
Zwölf gewilderte Wölfe seit 1999
Laut nationalen Statistiken der Stiftung Kora und der Gruppe Wolf Schweiz sind seit 1999 zwölf Wölfe im Land gewildert worden. Drei davon in Graubünden. Würde sich der vorliegende Fall bestätigen, wären es vier. Die meisten Fälle gab es jedoch im Wallis. Sieben waren es bisher an der Zahl, einer in St. Gallen und einer in der Waadt. In Freiburg wurde 2017 ein Wolf vergiftet.
Die Dunkelziffer dürfte aber grösser sein, wie die Gruppe Wolf Schweiz auf Anfrage von Keystone-SDA schrieb. Diese zwölf Fälle seien nur ein kleiner Ausschnitt. Diese Wölfe hätten vermutlich angeschossen fliehen können und seien deswegen von ihren Wilderern nicht beseitigt worden. Ansonsten werde ein solcher illegaler Abschuss «sorgfältig vertuscht».