Gleich drei Freiburger Staatsräte haben letzte Woche im landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum Grangeneuve die ersten Ergebnisse der kantonalen Strategie zur wirtschaftlichen Entwicklung des Agrar- und Ernährungssektors vorgestellt. Nach einjähriger Tätigkeit zieht der Staatsrat eine erste positive Bilanz.
Kern dieser Strategie sind drei Leitprogramme, die als Entwicklungsschwerpunkte definiert wurden. Zu jedem dieser Leitprogramme haben drei multidisziplinäre Teams jeweils ein Projekt ausgearbeitet. Es gäbe «konkrete und vielversprechende Ergebnisse», heisst es in einer Mitteilung der Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg.
Strategie führt zu Hebeleffekt
Freiburg sei ein landwirtschaftlich geprägter Kanton, erwähnte Didier Castella, Regierungspräsident und Direktor für Land- und Forstwirtschaft, in seiner Rede. 59% der Fläche werde landwirtschaftlich von 3'376 Betrieben genutzt. 20% der Arbeitsplätze seien im Landwirtschaftssektor angesiedelt. Dieser Sektor solle durch die Entwicklungsstrategie anhand der Leitprogramme weiter gestärkt werden.
Eine Million Franken wurden letztes Jahr in diese Strategie investiert, weitere 1,5 Millionen Franken kommen dieses Jahr dazu. Auch der Privatsektor würde investieren, wodurch diese kantonalen Investitionen einen «Hebeleffekt» auslösen würden, so Castella in der Mitteilung.
Innovationspreise in Höhe von 40’000 Franken
Die Direktorin für Ausbildung und Kultur, Sylvie Bonvin-Sansonnens, erwähnte, dass "sich diese Strategie als echte Chance erweist, Feldwissen und wissenschaftliche Forschungskompetenz zum Nutzen einer nachhaltigeren und effizienteren Zukunft der Agrar- und Ernährungswirtschaft zu vernetzen".
Für Olivier Curty, Direktor für Wirtschaft, Beschäftigung und Berufsbildung, seien die die ersten Ergebnisse "sehr ermutigend und zeigen, dass der Kanton Freiburg dank der in den letzten Jahren getätigten Investitionen nun sowohl über die Instrumente als auch über die notwendigen Fähigkeiten verfügt, um in der Branche führend in der Schweiz zu werden".
In jedem der 3 Schwerpunkte wurde je ein Innovationspreis vergeben, in der Höhe von insgesamt 40'000 Franken. Über eine neue Webseite wird laufend über die Fortschritte der Strategie kommuniziert.
Stéphane Schmutz
Projekt zum Leitprogramm «Landwirtschaft und Industrie 4.0»: Optimierte Stickstoffdüngung
Das Leitprogramm «Landwirtschaft und Industrie 4.0» soll die Entwicklung und Umsetzung digitaler Technologien und die Nutzung von Daten in der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie fördern, um die Produktivität zu optimieren, die Kosten zu senken und die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Ziel des dazu ausgearbeiteten Projektes sei es , die Güllemengen in der Landwirtschaft zu optimieren. Und zwar durch die Nutzung der Ertragsdaten und der Daten hinsichtlich einer geringeren Umweltbelastung.
Es wurden mehrere Methoden getestet, und die Analyse der umfangreichen gesammelten Daten hat eine erhöhte Wirksamkeit dieser Methoden im Vergleich zum Standard gezeigt. Die Daten wurden dabei auch durch Drohnen erhoben, die mit Multispektralkameras ausgestattet sind.
Projekt zum Leitprogramm «Verwertung von Biomasse»: Proteine und zirkuläre Inhaltsstoffe
Das Leitprogramm «Verwertung von Biomasse» soll die Entwicklung neuer Möglichkeiten zur Verwertung Biomassen und Nebenprodukte aus der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie fördern. Ziel ist dabei die Förderung eines systemischen Ansatzes, der auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist.
Ziel des dazu ausgearbeiteten Projekts sei es , zirkuläre und nachhaltige Modelle durch die Aufwertung lokaler Nebenprodukte (insbesondere Molke) zu entwickeln. Es wurde eine Technologie für die Herstellung neuer Inhaltsstoffe entwickelt, die auf ernährungsphysiologischer Ebene von Vorteil seien, dies im Sinne einer Kreislaufwirtschaft.
Projekt zum Leitprogramm «Food Living Lab»: Food & Farm
Das Leitprogramm «Food & Farm Living Lab» hat sich zum Ziel gesetzt, die Entstehung innovativer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle im Bereich der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft zu unterstützen, indem es Konsumenten aktiv einbindet.
Ziel des dazu ausgearbeiteten Projekts ist es , Konsumentinnen in die gemeinsame Entwicklung von Lösungen für ein effizienteres und nachhaltigeres Lebensmittelsystem einzubeziehen. Im Jahr 2022 wurden sieben Verbrauchertests mit regionalen Unternehmen durchgeführt, an denen mehr als 500 Personen beteiligt waren. Es wurden spezielle methodische Werkzeuge geschaffen, die es ermöglichen, neue Produkte, Konzepte oder Geschäftsmodelle zeitnah einem Konsumententest zu unterziehen.
Gewinner der Innovationspreise (aus 17 eingereichten Dossiers)
Zum Leitprogramm 1:Low impact Food SA aus St. Aubin, für einen neuen Dünger, der die zirkuläre, lokale und nachhaltige Wirtschaft berücksichtigen würde. Es ist der Dünger «Frass», der aus dem Kot essbarer Insekten gewonnen werde und eine hervorragende Quelle für Mineralien und Biostimulanzien sei.
Zum Leitprogramm 2: Overney Technologie Sàrl aus Villars-sur-Glâne, für das mechanische Ausreissen von Blacken auf der Grundlage der automatischen Erkennung. Dadurch würde die Qualität von Weiden und Wiesen durch ein einfaches, automatisiertes und angehängtes System verbessert.
Zum Leitprogramm 3: Translait SA et Milco SA aus Corminboeuf, für die Erprobung verschiedener Alternativen zur Verwertung von Molke im Rahmen einer regionalen Arbeit, um den lokalen Konsum zu fördern und eine ergänzende Einkommensquelle für Käsereien zu gewährleisten.