/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Aufgeben ist für den jungen Bauer keine Option

Christian Jaggi, der beim Bergsturz seinen Stall verloren hat, ist wieder zuversichtlich. Aufgeben will der Junglandwirt nicht. Er bestösst diesen Sommer sogar seine Gletscheralp. Und er blickt bereits in die Zukunft.

Christian Zufferey |

Bislang war die Gletscheralp in wenigen Minuten bequem zu erreichen. Das Alpgebiet beginnt unmittelbar neben der normalerweise sehr stark frequentierten Postauto-Endhaltestelle Fafleralp, die sich auf einem grossen Parkplatz befindet. Doch seit dem Bergsturz in Blatten im Lötschental ist alles anders.

Schafe wieder gefunden

«Kamen letztes Jahr sehr viele Leute hierher, ist man jetzt mutterseelenallein», erzählt Christian Jaggi während eines Kontrollgangs zu seinen Rindern und Kälbern. Als das Bergdorf Blatten am 19. Mai evakuiert wurde, gelang es der Familie Jaggi noch, alle ihre Kühe in Sicherheit zu bringen.

Ihre Schafe zu evakuieren, war nicht mehr möglich. Jaggis konnten sie nur noch freilassen, womit sie für einige Tage sich selbst überlassen waren. Etwas oberhalb des Weilers Weissenried, der von der Katastrophe knapp verschont blieb, haben Jaggis sie schliesslich wieder gefunden, als das zur Sperrzone erklärte Gebiet wieder eingeschränkt zugänglich war. Zurzeit befinden sich Jaggis Schafe im zur Gletscheralp gehörenden Gebiet Augstkumme, nicht weit vom Birchgletscher entfernt, der am 28. Mai kollabierte und Blatten zerstörte.

Zugang über Lötschentaler Höhenweg

Mit ihren Milchkühen auf die Gletscheralp zu kommen, war nicht möglich, denn sie können weder ihren Melkstand hoch- noch die Milch in die Käserei hinunterbringen. Die Milchkühe befinden sich stattdessen auf der Lauchernalp, die von Wiler aus über eine asphaltierte Strasse und eine Seilbahn erschlossen ist, genaugenommen aber noch gar keine Alp ist.

Die Lauchernalp liegt auf fast 2’000 m. ü. M., die Gletscheralp dagegen auf nur knapp 1’800 Metern. Trotzdem wurden der Familie Jaggi ausserordentlich Sömmerungsbeiträge zugesichert. Sieben Rinder und Kälber weiden diesen Sommer auf der Gletscheralp. Sie mussten, am Halfter geführt, über den normalerweise beliebten Lötschentaler Höhenweg hierhergebracht werden.

Stall wieder aufbauen

Dieses Jahr auf die Nutzung der Gletscheralp zu verzichten, kam für Jaggi nicht infrage. Wenngleich ihm bewusst ist, dass die Alp mit nur 7 Stück Jungvieh – normalerweise umfasst sie etwa 30 Normalstösse – nicht voll genutzt werden kann. Ausserdem konnte kein Alpwerk stattfinden. «Doch wir gehen davon aus, dass wir die Gletscheralp im nächsten Sommer wieder ordentlich bewirtschaften können», gibt sich Christian Jaggi zuversichtlich.

Für ihn ist auch klar, dass sein Stall wieder aufgebaut werden soll, voraussichtlich in Kippel, und dass seine Tiere wieder besamt werden. «Aufgeben ist keine Option», betont der junge Bergbauer. Aufwendig sind jedoch die Kontrollgänge. Christian Jaggi muss sich dazu einen ganzen Tag reservieren. Weil er auch ausserbetrieblich berufstätig ist, und weil es nicht erlaubt ist, in der Sperrzone zu übernachten, bleibt ihm dazu praktisch nur jeweils der Sonntag.

Bewilligung für Sperrzone

Von der Lauchernalp aus muss Jaggi drei Stunden zu Fuss zur Gletscheralp hinabsteigen. Vorbei am zerstörten Dorf Blatten, wenn auch etwa 500 Höhenmeter darüber. Zudem gilt auch für ihn: Das hintere Lötschental darf nur betreten, wer bei der Gemeinde vorgängig eine Sonderbewilligung in Form eines Ausweises für einen Tag ausgestellt bekommen hat.

Erst letzte Woche bekam Christian Jaggi eine Dauerbewilligung. Nicht aber sein Cousin und dessen Vater, die regelmässig nach seinen Schafen schauen – sie bekommen vorerst weiterhin nur Tagesbewilligungen. Insgesamt befinden sich auf dem Gemeindegebiet von Blatten, der hintersten und flächenmässig grössten Gemeinde im Lötschental, fünf Alpen, die auch diesen Sommer teils mit Eringer-Kühen, teils mit Schafen bestossen wurden.

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Geht Ihr auf die Jagd?

    • Ja:
      51.01%
    • Nein, habe keine Ausbildung/Berechtigung:
      46.09%
    • Früher ja, jetzt nicht mehr:
      0%
    • Noch nicht, will Ausbildung machen:
      2.9%

    Teilnehmer insgesamt: 345

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?