«Schweizer Bauer»: Wie sind Sie als Gemüsebauer zu den Eringerkühen gekommen?
Ich war einmal mit dem Schützenverein im Wallis. Dort mussten wir das Feuer einstellen, um eine Eringerkuhherde vorbeizulassen. Ich habe die Kühe dort gesehen und gesagt: «Die gefallen mir, irgendeinmal kaufe ich mir so eine.» Das war vor 15 Jahren – damals hatte ich noch keine Zeit dafür und war noch voll an den Gemüsebaubetrieb gebunden. Im 2018 habe ich mir meine ersten zwei Eringerkühe gekauft. Dann hat mich das Fieber gepackt, und ich habe in relativ kurzer Zeit verschiedene Tiere aus dem Wallis dazugekauft. Vom Kalb bis zur Kuh habe ich heute rund 50 Eringer. Mit 59 Jahren noch anzufangen, ist relativ spät.
Wie meinen Sie das?
Es braucht eine lange Vorbereitungszeit und jahrelange Zuchtarbeit, um mit der eigenen Zucht weiterkommen zu können. Im Wallis ist das oft eine Familiensache, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Mit 59 Jahren noch anzufangen, ist also spät. Trotzdem hat es mich fasziniert und gepackt. Letztes Jahr habe ich den Gemüsebetrieb an zwei Söhne übergeben. Jetzt kann ich mir mehr Zeit nehmen für mein Hobby.
Was fasziniert Sie an der Eringerkuh?
Wie sie reagiert, ihre Schönheit, die sie von innen heraus ausstrahlt, ganz anders als sonstige Kühe. Das Zutrauen zu Menschen trotz des Kampfgeistes, den sie in sich haben. Die Art, wie sie ihre Rangordnung erstellen. Mit Eringerkühen lernt man immer wieder etwas Neues. Man sieht nicht in sie hinein und muss lernen, sie zu spüren.
«Eringerkühe sind sehr zutraulich gegenüber dem Menschen, stolz mit einer schönen Ausstrahlung und wissen genau, was sie können», sagt Peter Herren.
Anja Tschannen
Was fasziniert Sie an Kuhkämpfen?
Der Kampf gehört zu dieser Rasse – auf der Weide tragen diese Kühe auch ihre Rangkämpfe aus. Für mich gehört es dazu, wenn man Eringer hält und züchtet, sich mit anderen Berufskollegen zu messen. Es ist spannend zu sehen, ob sich die eigenen Tiere im Kampf integrieren können oder eben nicht. Für mich ist die Teilnahme an Kuhkämpfen ein Beitrag an den Erhalt einer Schweizer Tradition.
Wieso organisieren Sie einen Kuhkampf im Seeland?
Viele Freunde, Bekannte und Verwandte fragen immer wieder an, um einmal mitkommen zu können zu einem Kuhkampf. Aber die meisten kommen dann doch nicht bis ins Wallis. Der Kuhkampf im Seeland bietet der Bevölkerung aus der Umgebung die Gelegenheit, eine Walliser Tradition einmal vor Ort zu sehen und zu erleben. Der Anlass findet auf dem Gelände des diesjährigen Feldschiessens statt. Das Feldschiessen ist nur alle zehn bis zwölf Jahre in unserer Region. Ich werde dieses Jahr 65 Jahre alt. In 10 Jahren bin ich schon über 70, dann werde ich vermutlich keine solchen Anlässe mehr organisieren. Ich habe mir gesagt: «jetzt oder nie.»
Kuhkampf am Feldschiessen
Am Samstag, 18.05.2024 wird die 3 Seeen-Königin unter den Eringerkühen erkohren. Der Ringkuhkampf beginnt um 09:30 Uhr auf dem Festgelände des Feldschiessens und wird von der Familie Herren aus Gempenach und Ihren Helfern mit Eringerkühen organisiert. Mehr Infos hier.
Wieso findet der Anlass auf dem Gelände des Feldschiessens statt?
Das diesjährige Feldschiessen findet auf unserem Land statt, und ich bin selbst im Schützenverein und aktiver Schütze. Ich habe angefragt, ob ich die Infrastruktur für den Kuhkampf mitbenutzen dürfe. Das OK des Feldschiessens hat positiv reagiert.
Wie viele Kühe werden kämpfen?
Das Ziel wäre es, 40 bis 60 Tiere auf dem Platz zu haben und drei verschiedene Kategorien (Rinder, Erstmelken und Kühe) zu machen. Aktuell sind rund 25 Kühe angemeldet. Ich hoffe, es kommen noch einige dazu.
Herrens halten rund 50 Eringertiere.
Anja Tschannen
Was kann man gewinnen?
Die ersten fünf pro Kategorie bekommen jeweils eine Treichel (Glocke).
Wie haben Sie sich organisiert?
Gemeinsam mit meiner Frau. Der Kuhkampf wird gemäss den Richtlinien des Schweizerischen Eringerviehzuchtverbands für Frühlingskämpfe durchgeführt. Die Jury, Kommissäre und Rabatteure kommen aus dem Wallis. Unser lokaler Tierarzt wird während des Stechfestes auf dem Platz sein. Das kantonale Veterinäramt hat uns die Bewilligung erteilt und den Prestigekampf abgesegnet. Bei jedem Tier, das anreist, muss vorgängig eine Blutprobe entnommen werden, um eine allfällige Verschleppung von IBR/BVD zu verhindern, das schreibt der Kanton so vor. Wir sind zwischen zehn bis zwölf Helfer für die Vorbereitungen und für den Anlass selbst.
Was für Reaktionen haben Sie bisher erhalten?
Recht gute. Viele haben mich darauf angesprochen und gesagt: Du organisierst «scheints» ein Stechfest, wir kommen dann auch. Die Leute finden es gut, dass so etwas einmal in der Region stattfindet. Ich kann aber absolut nicht sagen, wie viele kommen werden.
Wie hat die Eringerszene reagiert?
Etwas verhalten. Am Sonntag davor findet das Nationale Finale der Eringerrasse in Aproz VS statt. Für viele Eringerzüchter ist das das Saisonende der Ringkuhkämpfe und der letzte grosse Anlass, bevor sie dann zu Hause im Familienkreis ihre Tiere zusammen rauslassen, um die Kühe vor der Alpzeit auf die Vorweiden zu bringen. Es ist schade, dass das Datum für die 3-Seen-Königin nach dem Finale ist, aber da wir die Infrastrukturen des Feldschiessens nutzen dürfen, ist es so vorgegeben. Im Wallis fanden die Qualifikations-Ringkuhkämpfe im März und im April statt, dann wäre es vom Datum her auch nicht gut gewesen. Ich würde mich freuen, viele aus der Eringerszene begrüssen zu können.
Beenden Sie die Sätze …
Eringerkühe sind … sehr zutraulich gegenüber dem Menschen, stolz mit einer schönen Ausstrahlung und wissen genau, was sie können.
Der Kuhkampf im Seeland ist … etwas Neues, und hoffentlich spricht es viele Zuschauer an, diese Walliser Tradition im Seeland einmal erleben zu können.
Landwirtschaft ist … Produzieren von Lebensmitteln.
Betriebsspiegel
Fläche: 50 ha LN
Arbeitskräfte: 15 Jahresangestellte, 45 Saisonangestellte
Betriebszweige: Gemüse und Ackerbau, 1,3 ha Gewächshaus (CO2-neutral dank Holzheizung)1,8 ha Himbeeren, 1,5 ha Heidelbeeren, 0,7 ha Johannisbeeren; 30 Limusin-Mutterkühe mit Kälbern, 50 Eringer. ats
Beatrice und Peter Herren organisieren mit ihren Helfern einen Eringerkuhkampf im Seeland.
Anja Tschannen
Und am Samstag, war es dann endlich soweit ,ich war live dabei und total begeistert. Es sind wundervolle Tiere und wahnsinnig stark.
Toll lieber Peter, dass du diese Walliser Tradition zu uns ins Seeland geholt hast.
Es war ein tolles Erlebnis.
I fröie mi‼️ LG 🐳🐳