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Erstes Uhrmacher-Festival – Bauern haben dazu beigetragen

Am kommenden Freitag findet das erste Uhrenfestival in Yverdon-les-Bains VD statt. Bauern haben die Entwicklung der Schweizer Uhrenindustrie im 18. Jahrhundert wesentlich mitgeprägt. Als Zusatzverdienst haben jurassische Landwirte Einzelteile für die Uhrenproduktion hergestellt

sda/ome  |

Am kommenden Freitag findet das erste Schweizer Uhrenfestival in Yverdon-les-Bains VD statt. Rund 30 unabhängige Uhrmacher, Handwerker, Sammler, Ausbilder und Designer und Verbände werden an der Veranstaltung im Explorit-Zentrum teilnehmen.

Ein völliges Eintauchen sei im partizipativen Modus mit interaktiven Workshops und faszinierenden Animationen möglich, so die Veranstalter weiter. Das Uhrmacherhandwerk könne von der Entwicklung einer Uhr über die Herstellung eines Zahnrads bis zur Montage entdeckt werden. Das Swiss Watchmaking Festival lade Besucherinnen und Besucher ein, «alle kreativen Schritte zu erkunden, die zum permanenten Streben nach Schweizer Exzellenz beitragen».

Die Schweiz geniesst international auch einen Ruf als Uhrenherstellerin. Seit je werden im Jurabogen, der sich von Genf bis nach Basel erstreckt, Uhren hergestellt. Touristisch wird diese Region heute als «Watch Valley» (Tal der Uhren) beworben. Die sogenannten Uhrmacher-Bauern haben dabei einst einen entscheidenden Beitrag zum Aufschwung der Schweizer Uhrenindustrie geleistet.

Zusätzliches Einkommen

Von etwa 1750 bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren die meisten jurassischen Bauern während der Wintermonate auch Uhrenmacher. Für die Bauern bot dies ein zusätzliches Einkommen. Während sie durch den Schnee von der Aussenwelt abgeschnitten waren, sassen die Uhrmacher-Bauern mit Lupe und Pinzette an ihren Werkbänken und stellten Einzelteile für Uhren her, die sie im Frühling ins Tal brachten. Das Bauern- und Handwerksmuseum in La-Chaux-de-Fonds NE wie auch ein kleines Museum in Les Bois JU geben einen Einblick in die Welt der Uhrmacher-Bauern jener Zeit.

Die ersten Schweizer Uhrenmanufakturen entstanden in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Genf. Von dort aus verbreitete sich diese Handwerkerkunst allmählich über den Jurabogen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelten sich die Zentren der Uhrenindustrie in Neuenburg, Le Locle und La-Chaux-de-Fonds.

Die Bauern brachten die gefertigten Einzelteile anfangs noch in diese Städte. Doch im Verlaufe des 19. Jahrhunderts entstanden auch in den abgelegenen jurassischen Tälern Manufakturen. In Les Bois wurde 1830 die heute noch existierende berühmte Uhrenfirma Baume & Mercier gegründet. Im Vallée de Joux entstand 1875 Audemars Piguet.

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts liessen sich viele Uhrenmarken, wie Breguet oder Blancpain, im Jura nieder, um von den Kenntnissen der Uhrmacher-Bauern zu profitieren. Mit der aufkommenden Industrialisierung konzentrierten sich die Arbeitskräfte dann auf die Fabriken.

Durch den guten Verdienst angelockt, haben viele Bauern ihre Höfe aufgegeben und sich in den Uhrenzentren niedergelassen, um eine Karriere in dieser neuen Handwerkskunst anzustreben. Der Anteil der Heimarbeiter ging zurück. Doch anfangs haben die Uhrmacher-Bauern die Einzelteile auf ihren Höfen gefertigt.

Bauern im Homeoffice

Die langen Wintermonate waren seit je bestimmt für Reparaturen und andere Handwerksarbeiten. Dieses handwerkliche Geschick nutzten die Bauern, um sich mit der Herstellung von Uhrenteilen einen Zusatzverdienst zu sichern. Jede Familie hatte sich dabei auf einige Teile spezialisiert, die dann in den Manufakturen zusammengesetzt wurden.

Anfangs wussten die Uhrmacher-Bauern nicht, was genau sie da herstellten. Doch listige Bauern lernten rasch, die Uhren auch zu zerlegen, zu reparieren und dann selber herzustellen. Sie haben also nicht nur Einzelteile hergestellt, sondern später auch Uhren für Kunden in ganz Europa repariert.

Ein grosses Fenster

Die Uhrmacherei brauchte zwar nicht viel Platz und nur wenig Rohstoffe, doch dafür sehr viel Licht. Um das Tageslicht so gut wie möglich zu nutzen, brachten die Bauern viele Fenster an und durchbrachen die Giebel, um auch den Dachboden mit Licht zu durchfluten. Hinter diesen Fenstern stellten sie die Werkbänke auf.

Die Arbeit der Uhrmacher-Bauern spiegelt sich also auch in der Architektur der Bauernhäuser wider. Die jurassischen Uhrenbauernhöfe erkennt man sehr gut an den zahlreichen grossen Fenstern. Und da die Steuern einst nach der Anzahl Fenster erhoben wurden, weil die Beamten dadurch die Uhrenmacher zur Kasse bitten wollten, bauten viele Bauern zwei kleine Fenster einfach zu einem grossen um.

Dieser Artikel ist am 20. Mai 2020 im Schweizer Bauer erschienen. 

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