Der Kanton Wallis hat ein eigenes Programm zur Prüfung und Legitimierung von Herdenschutzhunden entwickelt. Grund dafür ist der Mangel an offiziell vom Bund anerkannten Hunden. Der Kanton Wallis und der Bund investieren zusammen 2,78 Millionen Franken in Herdenschutzmassnahmen.
Für die Anerkennung der Herdenschutzhunde in der Schweiz war bislang allein Agridea, die landwirtschaftliche Beratungszentrale der kantonalen Fachstellen, zuständig. Herdenschutzhunde werden als Schutzmassnahme betrachtet und beim Abschussentscheid im Falle eines Wolfsangriffs berücksichtigt.
Hohe Nachfrage
Im Wallis gibt es derzeit 57 offizielle Herdenschutzhunde (HSH). Sie haben den von Agridea organisierten Eignungstests bestanden. Wegen der Zunahme des Wolfs in der Schweiz könne Agridea jedoch der Nachfrage nach Herdenschutzhunden im ganzen Land nicht mehr nachkommen, hiess es an einer Medienkonferenz der Walliser Regierung am Donnerstag in Sitten.
Um den Mangel an offiziell vom Bund anerkannten Hunden zu beheben, hat der Kanton Wallis beschlossen, ein eigenes Prüfungs- und Legitimierungsprogramm zu entwickeln. Mit den neuen Eignungstests wurde Arcadia, die Schweizerische Vereinigung zur Erhaltung der Weidewirtschaft, betraut. Die Organisation hat eine Ausbildung für Hunde sowie Züchterinnen und Züchter ausgearbeitet.
Im Wallis gibt es 157 Alpen, die im Sommer von Schafzüchtenden bewirtschaftet werden. Sie sind in zwei Kategorien eingeteilt: schützbar und nicht schützbar. Etwas mehr als die Hälfte der Alpen gilt heute als schützbar.
43 Hunde haben Prüfung bestanden
Das sorgt für Linderung. 43 Hunde verschiedener Rassen – unter anderem Bernhardiner, Kangal und Transmontano – haben die Prüfungen erfolgreich bestanden. Sie begleiten die Herden in diesem Sommer auf die Alpen. Wie die Regierung mitteilt, interessieren sich auch andere Kantone für das Konzept. Zurzeit laufen deshalb Gespräche mit dem Bundesamt für Umwelt, damit der Bund die Ausbildung noch in diesem Jahr anerkennt und die HSH Wallis ab sofort in die interaktive Schweizer Herdenschutzhunde-Karte, die sich vor allem an Spaziergänger richtet, aufnimmt.
Zudem ergreift der Kanton weitere Massnahmen, um das Zusammenleben der verschiedenen Interessengruppen im Berggebiet zu fördern. «Auf der einen Seite müssen die Landwirte die notwendigen Sicherheits- und Informationsmassnahmen wie Schilder, Zäune oder Umleitungen ergreifen. Auf der anderen Seite müssen Spaziergänger und Biker die landwirtschaftliche Tätigkeit respektieren und Verhaltensregeln befolgen», teilt die Regierung mit.
2,8 Millionen für Herdenschutz
2,78 Millionen Franken werden dieses Jahr im Wallis in Schutzmassnahmen investiert, wovon 1,13 Million Franken von Kanton übernommen werden, das sind 200'000 Franken mehr als im Vorjahr. Zu den wichtigsten Massnahmen gehören das Errichten von Zäunen, die Einrichtung von Nachtpferchen, der Kauf von mobilen Unterkünften sowie die Einstellung von Hilfshirten.