In der vergangenen Woche hat sich im Goms eine Tragödie ereignet. Insgesamt 15 Kühe und Kälber sind in ein Couloir gestürzt. Dass ein Wolf die Tiere in Panik versetzte, schliesst die Wildhut nicht aus.
Diesen Anblick wird Björn Kreuzer wohl nie mehr vergessen. Mehr als die Hälfte seiner Herde lag tot oder schwer verletzt in einem Graben bei der Alpe «Blase» im Obergoms. Das gibt liegt rund 2000 Meter über Meer.
13 Tiere sofort tot
Wie der «Walliser Bote» berichtet, besitzt der Junglandwirt insgesamt 27 Mutterkühe mit Kälbern. Vergangene Woche fanden beim Absturz 13 Kühe und Kälber direkt den Tod, fünf weitere Tiere waren noch am Leben. Zwei davon waren so schwer am Kiefer verletzt, dass der Tierarzt diese vor ihren Schmerzen erlösen musste. «Es war ein riesiger Schock», sagte der 24-Jährige zu «Blick». Auf einen Schlag verlor er 15 seiner 27 Kühe.
Entdeckt wurden die toten und verletzten Rinder vergangenem Samstag von einem Jäger. Dieser alarmierte umgehend die Wildhut. Die Tiere lagen übereinander und waren teils verkeilt. Überlebende Rinder befanden sich geschockt in der Nähe.
Mitgenommener Landwirt
Für Kreuzer, der den Betrieb erst vor einigen Jahren übernommen hat und diesen von Schaf- auf Mutterkuhhaltung umgestellt hat, ist dieser Vorfall ein gravierender Einschnitt. «Diese Nachricht hat mich derart mitgenommen, dass ich mich ausserstande fühlte, mich selbst zur Absturzstelle zu begeben», sagte der Landwirt zum «Walliser Bote». Berufskollegen haben ihn dorthin begleitet und auch bei der Bergung mitgeholfen.
Die Tiere wurden im schwer zugänglichen Gelände mittels Seilwinde und Helikopter geborgen und ins Tal geflogen. Nebst dem emotionalen Schock verursacht der Absturz der Rinder auch einen grossen finanziellen Schaden. Die Kosten für die Bergung werden deutlich mehr als 50'000 Franken betragen. Trächtige Rinder würden derzeit zwischen 4000 bis 5000 Franken gehandelt. Für die Tiere habe er eine Tierversicherung abgeschlossen, so der Junglandwirt. Er geht davon aus, dass Wölfe für den Tod seiner Kühe verantwortlich sind. «Kühe machen so etwas normalerweise nicht. Meine Kühe sind sehr ruhig und lassen sich nicht so schnell erschrecken. Sie sind auch Menschen gewöhnt», sagte er zu «20 Minuten». Einen Blitz als Grund würde er nicht ausschliessen. Während der Absturzzeit habe es aber in der Gegend kein Gewitter gegeben.
Dezimierte Herde entdeckt
Die Kühe auf der Alpe «Blase» wurden von Hirtin Christina Schnellmann betreut. Sie sah die Herde von Kreuzer letztmals am Mittwochnachmittag vergangener Woche. Die Tiere hatte sie zuvor auf ein tiefer gelegenes Gebiet geführt. Am Donnerstag hatte sie keinen Kontakt zu den Rindern. Dies sei nichts Aussergewöhnliches auf dem riesigen Gebiet mit zwei Hochalpen, sagte die Hirtin zum «Walliser Bote». Als sie aber am Freitag nach sechsstündiger Suche nur zwei Kühe und sieben Kälber vorfand, informierte sie Besitzer Kreuzer.
Sie vermutet, dass die Herde in der Nacht auf Donnerstag in den 150 Meter tiefen Graben gestürzt sind. Diese Angaben bestätigt die Dienststelle für Jagd des Kantons Wallis. Man habe Kot und Spuren entdeckt, so der Kanton zur Zeitung. Weshalb die Tiere abgestürzt seien, sei derzeit aber noch unklar.
Wolf als Täter vermutet
Hirtin Schnellmann geht davon, dass die trittsicheren Mutterkühe in voller Panik auf die Kante des Couloirs rannten. Sie sei Wild begegnet, dass ausser Atem gewesen sei. Zudem habe sie Kot entdeckt, der von einem Wolf stammen könnte. Sie ist deshalb überzeugt, dass ein Wolf die Rinder in Panik versetzt hat. «Bereits im letzten Jahr ist auf unserer Alpe ein Wolf fotografiert worden», sagte sie zum «Walliser Bote». Auf den benachbarten Alpen wurden in diesem Sommer 17 Schafe durch Wölfe gerissen. Auch ein Herdenschutz musste nach einem Angriff eingeschläfert werden.
Gemäss dem Kanton halten sich derzeit zwei Wölfe im Goms auf, ein Rüde und ein Wolfsweibchen. Der Rüde ist seit Juli zum Abschuss freigegeben. Bauern in der Region können sich nicht erinnern, wann jemals so viele Rinder auf einmal verunglückt sind. Was sagt die Wildhut zum Verdacht, dass es der Wolf die Tiere in den Tod getrieben hat? An den Tieren seien keine Verletzungen gefunden worden, die auf einen Wolfsangriff hinweisen würden. «Ob ein Wolf, Hund oder Gewitter die Tiere in die Flucht getrieben hat, lässt sich nicht abschliessend klären», sagte die Wildhut zum «Walliser Bote».
zu Gunsten der Wildnis und des Wolfes, verzichtet werden soll.