Im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) luden Lea Egli und Reto Fivian im freiburgischen Villarepos zu einer Betriebsbesichtigung ihrer Bergerie de Chandossel ein. Vorgestellt wurde dabei auch eine Studie, welche das Schäferpaar auf ihrem Betrieb zusammen mit dem FiBL durchgeführt hat.
Die Studie ging der Frage nach, ob sich tanninreiche Pflanzen als Futter im Kampf gegen Parasiten eignen würden. Sowohl das FiBL, wie auch das Schäferpaar haben sich positiv zu ihrer Zusammenarbeit geäussert. «Wir sehen keine andere Institution, die uns weiterhelfen könnte», sagt Lea Egli. Für das FiBL ist diese On-Farm-Forschung essenziell.
Heimat für bedrohtes
Lea Egli und Reto Fivian beherbergen auf ihrem 55 Hektaren grossen Biohof rund 310 Mutterschafe. Ein grosser Teil ihrer Herde gehört der vom Aussterben bedrohten Engadinerrasse an. Für das Engadinerschaf haben sie sich entschieden, weil es einen ruhigen und zutraulichen Charakter habe. Das Pro Specie Rara Tier sei ausserordentlich fruchtbar, widerstandsfähig und verfüge über sehr gute Muttereigenschaften und eine hohe Lebensdauer.
Die Schafe der Bergerie de Chandossel verbringen dreiviertel des Jahres auf der Weide. Im Sommer geht ein Grossteil auf eine Alp. Im Winter werden die Schafe in Laufställen auf Stroh gehalten und können regelmässig ins Freie. Sie ernähren sich von Heu, Emd und Grassilage. Auf Futtermais verzichtet das Schäferpaar.
Die artgerechte Tierhaltung ist ihnen ein grosses Anliegen. Dazu gehört, dass sie die Schafe beim Einstallen scheren, ihnen regelmässig die Klauen schneiden, sie artgerecht füttern, kranke Tiere fachgerecht pflegen und die Schwänze nicht kupieren.
Esparsette wirkt gegen Parasiten
Parasiten zeigen sich zunehmend resistent gegen Entwurmungsmittel. Deshalb sei es wichtig auf andere Strategien zurückzugreifen, hiess es an der Besichtigung. Das Futter könnte dabei eine Strategie sein war die Vermutung, die der Studie zugrunde lag, die auf der Bergerie de Chandossel durchgeführt wurde. «Wir sind an der Parasitenbekämpfung interessiert und waren neugierig», erklärt Reto Fivian seine Motivation für die Teilnahme an dieser Studie.
Die Studie über tanninreiches Futter zeigte, dass sich die Esparsette als wirkungsvoll im Kampf gegen Magen-Darm-Würmer erweist. Da diese Pflanze jedoch schwer zu kultivieren sei, hat sich das Schäferpaar für eine andere Strategie entscheiden, nämlich für die Zucht.
Die Bergerie de Chandossel befindet sich im gleichnamigen Weiler, etwa 7 Kilometer südwestlich von Murten.
Parasitenresistenz als Zuchtkriterium
Das Schäferpaar hält ihre Schafe auf der Weide. Dadurch besteht das Risiko, dass sich die Tiere mit Magen-Darm-Würmern anstecken. «Ein Viertel der Herde trägt die Hälfte der Parasiten», erklärt Reto Fivian. Daraus lässt sich ableiten, dass nicht alle Schafe in demselben Umfang befallen sind. Und diese unterschiedliche Parasitenresistenz der Schafe ist ein primäres Selektionskriterium.
Seit 2008 wählen sie dazu, die für die Zucht geeigneten Mutterschafe mittels einer Kotanalyse aus. Diese ermittelt die Anzahl Eier der Magen-Darmwürmer pro Gramm. Nur jene Lämmer mit einem tiefen Wert werden für die Zucht verwendet. Dasselbe Verfahren wenden sie auch bei den Böcken an. «Die Zucht haben wir in der eigenen Hand. Und nach 18 Jahren können wir sagen, dass es funktioniert», sagt Reto Fivian.
Bio-Lammfleisch
Die Lämmer der Bergerie de Chandossel werden in der Nachbargemeinde geschlachtet und von einem bio-zertifizierten Metzger fachmännisch verarbeitet. Das Bio-Lammfleisch vertreiben sie dann über den Direktverkauf . Auch Wolle und Felle bieten sie an.
Doch auch ein Gastro-Grossist, Kantinen und Restaurants kommen in den Genuss von Ragout, Merguez, Spiessli oder Gigot aus biologischem Lammfleisch.
Für Rezepte mit Lammfleisch verweist die Schäferei auf die Seite des Schweizerischen Zuchtvereins des Engadinerschafs .
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