Während der Zeremonie läutet eine Gedenkglocke, die nur am Jahrestag ertönt und im ganzen Ort zu hören ist. Die Messe ist den Einheimischen vorbehalten.
13 Sterne
Doch zum 25. Jahrestag der Katastrophe haben die Gemeindebehörden beschlossen, einen besonderen Gedenktag zu organisieren. Dieser ist für Samstag, den 25. Oktober, geplant. Dabei sind nebst der Bevölkerung aus der Region auch die Medien eingeladen. Staatsrat Franz Ruppen (SVP), Vorsteher des Departements für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt, wird der Veranstaltung beiwohnen.
Bei der Gedenkfeier im Jahr 2010 überreichten die Behörden dem Helikopterpiloten, der damals die Bewohner evakuiert hatte, ein Geschenk – ein symbolischer Akt, um allen Rettungskräften zu danken. Und an der Felswand, an der der Erdrutsch seinen Ursprung hatte, wurden zum Gedenken an die 13 Opfer 13 Sterne entzündet.
Kaskade von Ereignissen
Die Katastrophe in Gondo, das als Durchgangsort nach Italien über den Simplonpass gilt, ereignete sich in mehreren Etappen. Zwischen dem 11. und 15. Oktober 2000 fielen rund 800 Millimeter Regen in der Region. Die Bäche traten über die Ufer, die Böden waren völlig durchnässt. Die Behörden registrierten mehrere Erdrutsche im Oberwallis. Die Region befand sich im Alarmzustand.
In Gondo sammelten sich zunächst rund 10'000 Kubikmeter Schlamm hinter einer Betonmauer. Diese etwa 15 Meter lange und 6 Meter hohe Mauer, bestehend aus sechs ineinander verkeilten Blöcken, war ursprünglich errichtet worden, um die Nationalstrasse vor Steinschlägen von der beeindruckenden Felswand oberhalb des Dorfes zu schützen.
60 km/h
Der Druck der Mure nahm mit der Zeit zu – am 14. Oktober kippten schliesslich drei dieser je 600 Kubikmeter grossen Betonblöcke. Der erste kam oberhalb des Dorfes zum Stehen, der zweite schlug gegen den Stockalper-Turm, der dritte raste mit über 60 km/h den Hang hinab, durchquerte das ganze Dorf und landete in der überfluteten Doveria. Es war 10.30 Uhr. Innerhalb weniger Sekunden wurde Gondo verwüstet.
Die Wetterbedingungen erschwerten die Ankunft der Rettungskräfte erheblich. Die Simplonstrasse war ab dem Pass gesperrt. Der Bahnhof im italienischen Iselle stand unter Wasser. Helikopter konnten nicht starten und die Telefonleitungen waren teilweise unterbrochen.
Tote und Vermisste
Zu Fuss erreichten Bergführer, Rettungshunde, Feuerwehrleute und Ärzte das Dorf kurz nach Mittag. Von den 161 Einwohnern waren rund 100 zum Zeitpunkt der Katastrophe im Ort. Etwa 40 von ihnen hatten sich in Zivilschutzbunker geflüchtet und waren von Erdmassen eingeschlossen. Alle wurden am frühen Nachmittag evakuiert.
Gleichzeitig suchten die Rettungskräfte in den Trümmern nach Überlebenden. In den folgenden Tagen wurden elf Leichen geborgen. Zwei Bewohner blieben für immer vermisst. Seit dem Unglück verstärkten Bauarbeiter die Schutzmauer gegen Steinschlag mit Mitteln des Bundes. Ein Kanal wurde gegraben, um bei Unwettern das Wasser gezielt abzuleiten und zu verhindern, dass es unkontrolliert die Felswand hinabstürzt.
Dank einer bis dahin beispiellosen Welle der Solidarität in der Schweiz stellte konnte die Glückskette 14,5 Millionen Franken für den Wiederaufbau des Grenzdorfes bereit.
Jahrhunderthochwasser
Im Oktober 2000 betrafen die extremen Wetterbedingungen das gesamte Wallis. Über mehrere Tage kam es zu zahlreichen Erdrutschen. In Neubrück bei Stalden wurden vier Häuser zerstört. Zwei Frauen wurden dort von den Schlammmassen mitgerissen – eine von ihnen wurde später tot in der Rhone bei Martigny gefunden.
Die Rhone trat über die Ufer. Es handelte sich um ein sogenanntes «Jahrhunderthochwasser». Der Rhone-Durchfluss erreichte in Sitten über 900 Kubikmeter pro Sekunde – mehr als das Sechsfache der üblichen Menge zu dieser Jahreszeit. Insgesamt mussten im gesamten Kanton mehr als 5000 Menschen evakuiert werden.