Die mit Paraffin-Kerzen versuchten Bauern, die Aprikosenbäume zu schützen. Das Unterfangen bliebt in den meisten Fällen erfolglos. – zvg
In den vergangenen Wochen wurde es in den Nächten teils sehr kalt. Die Walliser Bauern wurden schwer getroffen. Im Obstbau weisen vor allem die Aprikosenbäume ein beispielloses Ausmass an Frostschäden auf, teilt die kantonale Dienststelle für Landwirtschaft am Dienstag mit. Die Produzenten müssen mit Millionenverlusten rechnen.
Die kühlen Nächte haben den Kulturen im Wallis arg zugesetzt. Gemäss Kanton wurden drei intensive Kälteperioden verzeichnet: die erste vom 19. bis 22. März, die zweite vom 6. bis 9. April und die dritte vom 12. bis 17. April 2021.
350 Hektaren zerstört
Besonders gefährlich für Obstbäume war die Nacht vom 6. auf den 7. April. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, starke Wind und anschliessender Schneefall haben die Schutzmassnahmen stark beeinträchtigt. In den Nächten danach wurden noch einmal Werte von unter -4 Grad auf einer Höhe von einem Meter über Boden gemessen.
Für viele Aprikosenbäume war das zu viel. Die Kulturen der Talflanke (350 Hektar) wurden fast vollständig zerstört. Auch jene im Talgrund wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Kanton hat zusammen mit dem Obstorganisationen Bilanz gezogen. Diese fehlt niederschmetternd aus. Insgesamt wird der erwartete Verlust der Aprikosenernte in diesem Jahr vorläufig auf etwa 70 Prozent oder knapp 5,5 Millionen Kilogramm geschätzt.

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25 Millionen Verlust
Das entspricht einem Verlust von mehr als 25 Millionen Franken für die gesamte Branche. In den vergangenen 30 Jahren wurde nie mehr so hohe Verluste verzeichnet. Zum Vergleich: Der strenge Frost im Jahr 2017 verursachte einen Produktionsverlust von 50 Prozent.
Wie hoch die Schäden an anderen Obstkulturen ausfallen, kann derzeit noch nicht beziffert werden. «Die Zeit des Frühlingsfrosts ist noch nicht vorüber und neue Kälteperioden könnten noch bevorstehen», hält der Kanton fest.
Weinbau: Schäden noch nicht abschätzbar
Auch im Weinbau ist das Ausmass der Schäden derzeit noch nicht abschätzbar. «Diese werden erst nach ein paar Tagen des aktiven Wachstums der Rebe sichtbar», heisst es weiter. Betroffen sind Rebsorten mit frühzeitigem Laubaustrieb, die bereits sichtbare grüne Blätter oder sogar schon ein erstes entfaltetes Blatt aufweisen. Auch Schäden an Knospen, die sich noch im Wollstadium befinden, wurden festgestellt.
Der Kanton und die Branchenverbände raten den Bauern, Austrieb der verbleibenden Knospen abzuwarten. «In den betroffenen Parzellen sollten daher momentan keine Massnahmen ergriffen werden», heisst es in der Mitteilung.