Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern aus der Schweiz und Italien, die in der Zeitschrift «Nature Geoscience» veröffentlicht wurde.
Wissenschaftler vom Paul Scherrer Institut (PSI) analysierten zusammen mit anderen Institutionen in den Jahren 2018 und 2020 Eisbohrkerne, die in den Corbassière-Gletscher gebohrt worden waren. Aufgrund der starken Schmelze könne der Gletscher nicht mehr als «Klimaarchiv» genutzt werden.
Gletscher als Informationsquelle
Gletscher sind für die Klimaforschung von unschätzbarem Wert, wie es in einer Medienmitteilung des PSI vom Freitag heisst. In ihrem Eis sind die Klima- und Atmosphärenbedingungen vergangener Zeitalter konserviert. Ähnlich wie Baumringe oder Meeressedimente können sie der Forschung als ein sogenanntes Klimaarchiv dienen.
Normalerweise schwankt die Menge an Spurenelementen im Eis mit den Jahreszeiten. Diese Stoffe wie Ammonium, Nitrat und Sulfat stammen aus der Umgebungsluft und werden durch Schneefall auf dem Gletscher abgelagert. Im Sommer ist die Konzentration hoch, im Winter niedrig, weil die Kälte verhindert, dass die verschmutzte Luft aus dem Flachland aufsteigt.
Der Corbassière sollte einer von Gletschern sein, die zu einem globalen Klimaarchiv gesammelt werden. Doch nun zeigen die Analysen des Eisbohrkerns am Grand Combin im #Wallis: Das Klimaarchiv ist bereits verloren. https://t.co/jSCfthIC0v
— SRF News (@srfnews) January 31, 2024
Gletscherschmelze verunmöglicht Erkenntnisse
Der Eisbohrkern von 2018 wies die erwarteten Schwankungen auf und enthielt Ablagerungen, die bis ins Jahr 2011 zurückreichen. Der Bohrkern von 2020 hingegen zeigte diese Schwankungen nur in den oberen drei bis vier Jahresschichten. Weiter unten im Eis und damit weiter in der Vergangenheit wird die Kurve flacher und die Gesamtmenge ist geringer.
Laut Schwikowski muss die Gletscherschmelze zwischen 2018 und 2020 so stark gewesen sein, dass Wasser oft und in grossen Mengen von der Oberfläche ins Innere des Gletschers gelangte und die darin enthaltenen Spurenelemente mit sich riss. «Aber offenbar ist das Wasser, sobald es dort war, nicht wieder gefroren und hat dabei die Spurenelemente konzentriert. Es floss ab und laugte sie regelrecht aus», schlussfolgert die Forscherin.