Seit 2020 pachten Jonas (28) und Marina Imfeld (27) die Mühle in Geuensee LU. Unterstützt wird die junge Pächter-Familie im täglichen Betrieb von zwei Teilzeitangestellten. Zum Betrieb gehören neben der Müli auch noch 4,8 Hektaren Land, wovon «wir auf 50 Aren Getreide anbauen.» Der Rest ist Weideland.
«Weiter haben wir rund 60 Hochstamm-Obstbäume und 2,5 Hektar Wald», sagt Jonas Imfeld. Das Müller-Handwerk hat er sich durch Bekannte und in Eigenregie selbst beigebracht. Seine Frau Marina hat als Fachfrau Betreuung die Bäuerinnenschule abgeschlossen.
Maschinen aus den 1940er-Jahren
Im letzten Sommer wurden umfangreiche und dringend notwendige Unterhaltsarbeiten im Inneren des Gebäudes durchgeführt, wobei die historischen Maschinen aus den 40er-Jahren von der Firma Meyer & Co. aus Solothurn wieder sorgfältig eingebaut wurden. Diese Investition war dringend nötig, damit die Bio-Mühle weiter gewerblich betrieben werden kann.
Vereinigung Schweizer Mühlenfreunde
Auf Initiative des Architekten und Denkmalpflegers Heinz Schuler haben sich am 26. November 2000 einige Schweizer Mühlenkundler und Mühlenfreunde in der historischen Grabenöle im solothurnischen Lüterswil zusammengefunden und die Vereinigung Schweizer Mühlenfreunde VSM/ASAM gegründet. Wichtigster Anlass ist der seit 2001 jeweils am Samstag nach Auffahrt stattfindende Schweizer Mühlentag.
Der Schweizer Mühlentag 2024 steht unter dem Motto «Der Duft des Holzes». In diesem Jahr sind am Mühlentag an über 109 Standorten 150 Anlagen live in Betrieb zu sehen, davon über 39 Sägemühlen.
Unterstützung erhielt das Pächterpaar vom Verein Molaris und von der Eigentümerin der Liegenschaft, der Stiftung Molaris. «Selber hätten wir die Investition niemals stemmen können», sagt Jonas Imfeld. Die Müli Geuensee wird auch durch die Albert Koechlin Stiftung unterstützt, die sich in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Umwelt engagiert.
So sind die alten Maschinen jetzt wieder in neue Technik eingebettet – eine moderne Abluftfilteranlage zum Beispiel, die das Arbeiten sehr viel staubfreier und angenehmer macht. Angetrieben wird die Mühle elektrisch, da der Dorfbach zu wenig Wasser führt. Der Maschinenantrieb mit Lederriemen sorgt für eine schonende Verarbeitung. Zusammen mit den alten Maschinen entsteht eine hochwertige Mehlqualität.
Vielfältiges Angebot
Im Angebot des gut frequentierten Hofladens finden sich nebst den Getreideprodukten je nach Saison frisches Obst, Konfitüren und Sirup. «Wir kaufen unser Getreide direkt bei den Bauernbetrieben ein. Diese ernten es und bringen es zu uns nach Geuensee. Die Produzenten sind alle weniger als 30 Kilometer von uns entfernt. Alle Produzenten sind nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse zertifiziert», sagt Jonas Imfeld. Zudem gibt es verschiedene Pasta, die eine Bäuerin für uns aus unserem Mehl herstellt.
Die Müli Geuensee wurde vor 570 Jahren erstmals urkundlich erwähnt.
Michael Schenk
Rahm, Joghurt und offenen Käse bezieht man von der Bio-Käserei Trutigen aus Sempach. Neu gibt es auch ein eigenes Knusper-Müesli, das zu 100 Prozent aus der Schweiz und biologischen Zutaten besteht. Ab Herbst soll es im dann im 2020 eröffneten Hofladen auch Bio-Lammfleisch aus der eigenen Zucht zu kaufen geben. Topshots auf der Verkaufsliste sind unter anderem Dinkel- oder Emmermehl. Einmal pro Woche – am Mittwoch – ist Brottag. «Wir verkaufen rund 70 Brote», sagt der Chef.
Rundgang durch Betrieb
«Jetzt ist es nach vier Jahren Zeit für den Besuchstag», hält Jonas Imfeld fest. Am Samstag, 11. Mai, haben alle Interessierten die Möglichkeit, das historische Gebäude im Innern zu bestaunen. Von 8.30 Uhr bis 17.00 Uhr gibt es Führungen durch die Müli. Weiter ist der Hofladen durchgehend geöffnet und die Festwirtschaft lädt zum Verweilen ein.
«Der Duft des Holzes» - «L'odeur du bois» - «L'odore del legno» auf den Spuren der historischen Mühlen und Sägemühlen besuche am nächsten Samstag deine historische Anlage: https://t.co/jElG0T34lNpic.twitter.com/PIA5Ns04T4
— VSM/ASAM (@vsmasam) May 4, 2024
Auf dem Betriebs-Rundweg können die beiden alten Getreidesorten Emmer und Einkorn auf dem Feld besichtigt werden. «Unser Ziel ist, dass wir den Hof öffnen, ein Erlebnis bieten und Wissen vermitteln», sagt der Chef, der in der Freizeit im Jodlerchörli Geuensee mitsingt. Wer weiss? Vielleicht finden sich im Rahmen des Besuchstages sogar noch ein paar grössere Abnehmer der eigenen Mehlprodukte und/oder neue Mitglieder für den Trägerverein. «Das würde uns natürlich sehr freuen», so Jonas Imfeld.
Pro-Specie-Rara-Schafzucht
Seit 2022 widmen sich Imfelds auch der Schafzucht. Dies, nachdem man zuvor rund ein halbes Dutzend Milchkühe im Stall hatte. Ziel sind 30 (zurzeit 17) Mutterschafe der Pro-Specie-Rara-Rasse Engadiner. «Mit dem Landwirtschaftsbetrieb und der Müli in der Pacht haben wir ein für uns optimales Paket gefunden.
Wir sind sehr glücklich, dass wir das machen und das alte Handwerk erhalten dürfen», sagt Jonas Imfeld. «Eine ökologische Bewirtschaftung und das Herstellen von naturbelassenen Produkten liegt uns sehr am Herzen», ergänzt er.
-> Hier finden Sie alle Informationen zum Schweizer Mühlentag 2024.