Übernächsten Sonntag, 2. Juni, werden im Wildtierschutzgebiet Huetstock bei Melchsee-Frutt drei jungen Bartgeier ausgesetzt: Gaia, für den der Kanton Obwalden die Namenspatenschaft gesponsert hat, Paradiso und ein noch namenloses Weibchen.
Ihre Auswilderung soll die noch zu geringe genetische Vielfalt der Bartgeierpopulation weiter erhöhen. Während rund acht Wochen überwacht ein Team die Junggeier und versorgt sie mit Futter, bis sich die drei eigenständig in der freien Natur zurechtfinden können, teilt die Stiftung Pro Bartgeier mit.
Genetische Vielfalt erhöhen
Die drei Bartgeier stammen aus Zuchtlinien, die in der Wildpopulation noch wenig vertreten sind. Sie und ihre Nachkommen sollen dazu beitragen, die genetische Vielfalt der Wildpopulation zu erhöhen. Seit 2015 hat die Stiftung Pro Bartgeier in Obwalden 15 Bartgeier auswildern können. Davon haben 13 den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft. Elf von ihnen haben bisher überlebt und die ersten bereits erfolgreich Nachkommen grossgezogen, allerdings noch nicht in der Zentralschweiz. Die Stiftung Pro Bartgeier hofft, dass sich auch hier bald die ersten Brutpaare ansiedeln werden.
Die drei jungen Bartgeier werden im Wildtierschutzgebiet Huetstock bei Melchsee-Frutt ausgesetzt:
Die geringe genetische Vielfalt kann zu Problemen führen. Tatsächlich wurden bereits drei wildgeschlüpfte Bartgeier gefunden, die nicht fliegen konnten, weil das Gefieder nicht richtig entwickelt war. «Wir müssen davon ausgehen, dass dieses Problem aufgrund von Inzucht entstanden ist», erklärt Daniel Hegglin, Geschäftsführer der Stiftung Pro Bartgeier. Damit das Inzuchtrisiko sinkt, wildert die Stiftung daher weiterhin Bartgeier aus genetisch noch wenig vertretenen Linien aus.
Erfolg für Artenschutz
Die Wiederansiedlung des Bartgeiers im Alpenraum ist ein Erfolg im Artenschutz. Im Jahr 1986 wurden erstmals drei junge Bartgeier im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern ausgewildert. In den Jahren 1987, 1991 und 1994 folgten ähnliche Aktionen in Hochsavoyen, im Engadin und in den Südalpen. 1997 gelang schliesslich die erste erfolgreiche Brut in Hochsavoyen und seit 2007 brüten Bartgeier auch in der Schweiz.
Insgesamt wurden bisher 251 Bartgeier im gesamten Alpenraum ausgewildert, die bisher für 461 Nachkommen in freier Wildbahn gesorgt haben und die Population jedes Jahr weiter anwachsen lassen. Allerdings ist die genetische Vielfalt der Wildpopulation immer noch sehr gering, weil viele der Bartgeier in der Wildpopulation von nur wenigen Tieren aus der Zucht abstammen. Dadurch besteht die Gefahr von Inzucht, die den Erfolg des Projekts gefährden könnten.
Stiftung sucht Namenspaten
Die Wiederansiedlung der Bartgeier wird durch Spenden und Gönnerbeiträge finanziert. Namenspatenschaften spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Kanton Obwalden hat als Zeichen der Unterstützung die Namenspatenschaft für den Bartgeier Gaia übernommen. Bartgeier Paradiso hat einen privaten Namenspaten gefunden.
Nun soll auch das dritte Tier, ein junges Weibchen, eine Namenspatenschaft erhalten. Mit einem Namenswettbewerb wollen wir es einer breiten Gruppe von Bartgeierfans ermöglichen, über den Namen abzustimmen und damit diese Patenschaft gemeinsam zu sponsern.
-> Über dieses Seite können Sie am Namenswettbewerb teilnehmen.
Die Stiftung Pro Bartgeier sucht noch nach einem Namenspaten für eines der Jungtiere (Symbolbild).
Hansruedi Weyrich
Während der Auswilderungsperiode kann man die Junggeier besuchen. Am Auswilderungsstandort im Eidgenössischen Wildtierschutzgebiet Huetstock bei Melchsee-Frutt betreibt die Stiftung Pro Bartgeier einen Infostand, von dem aus man die Junggeier gut beobachtet kann. Mit dem Bilderblog berichtet das Projektteam täglich über das Geschehen vor Ort und über eine Webcam kann man die Bartgeier direkt beobachten. Die Webcam wird am 2. Juni wieder in Betrieb genommen.
-> Hier können Sie sich zum Auswilderungsanlass vom 2. Juni anmelden.