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Nach 30 Jahren: Gislers geben Betrieb auf

Als gelernte Schreiner und Unternehmer stiegen sie 1994 in Bürglen UR in die Landwirtschaft ein und prägten ab dann die Vieh- und Ziegenzucht. Die Brüder Valo und Tino Gisler haben ihren Betrieb im März 2024 eingestellt.

Adrian Haldimann |

Während den Festtagen präsentieren wir euch in regelmässiger Folge Artikel, die 2024 auf reges Interesse gestossen sind. Dieser Artikel wurde am 29. März 2024 erstmals publiziert.

Der erfolgreichste ehemalige Schweizer Milchviehbetrieb und heutige Ziegenzuchtbetrieb schliesst seine Tore. Die Rede ist vom Betrieb Riedisfeld in Bürglen UR am Tor zum Schächental, im Besitz der Brüder Valo und Tino Gisler.

Damit verliert die Schweizer Landwirtschaft äusserst engagierte und erfolgreiche Ziegenzüchter, die mit ihrem Namen G’Swiss Elite über die Grenze hinaus bekannt wurden. Die Aufgabe des Betriebs wurde diese Woche bekannt.

Personal und Gesundheit

Der «Schweizer Bauer» erreichte Tino Gisler Mitte März für ein Gespräch. Er spricht von einem sehr schwierigen Entscheid, den man habe treffen müssen. Im Vordergrund stehen mangelndes Personal und gesundheitliche Gründe. Man habe mit Nicole und Sascha Güntert zwei sehr pflichtbewusste und sehr gute Angestellte auf dem Betrieb, betont Gisler. Es bräuchte aber noch mehr Personal, das aber sehr schwer zu finden sei.

«Der Entscheid beruht auf Gegenseitigkeit, im Einverständnis mit Nicole und Sascha», sagt Gisler. Innerhalb der letzten drei Tage seien bereits 50 Ziegen verkauft worden. Die sehr grosse Nachfrage erstaunt nicht, denn die Qualität der Tiere ist einzigartig. «In den kommenden Tagen verkaufen wir sämtliche Tiere privat.»

Die bekannteste und einflussreichste Ziege war die selbst gezüchtete Gämsfarbige Gebirgsziege Lisa, die laut Gisler an rund 15 Ausstellungen Miss wurde. Im Oktober letzten Jahres gewann sie an der Urner Kleinviehausstellung sowohl den Miss- wie auch den Schöneuterwettbewerb (siehe Bild). Allein an dieser Ausstellung belegten Gislers mit ihren Tieren 18 Podestplätze, davon 8 erste Ränge. Dieses Beispiel zeigt, welche Bedeutung G’Swiss Elite in der Ziegenzucht zuletzt hatte.

Jugend auf der Alp

Bevor sich Gislers der Ziegenzucht verschrieben, lag hinter ihnen eine bewegte und nicht weniger erfolgreiche Zeit. Schauen wir zurück. Die beiden Brüder wuchsen zusammen mit sechs weiteren Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf, nicht auf einem Bauernbetrieb. Bereits in ihrer Jugend durften sie im Sommer auf die Alp gehen. «Diese Zeit war prägend für uns und legte den Grundstein für unsere Leidenschaft für die Tiere», sagt Tino Gisler.

Auf der Alp hätten sie über 20 Kühe von Hand gemolken, und sie hätten gekäst. Die beiden machten zuerst die Schreinerlehre, und obschon in den 70er-Jahren die Hälfte der Schreiner Lernenden ohne Arbeit dastanden, fanden sie bei der Firma Fenster Nauer AG in Schindellegi SZ Arbeit, wo sie sich entwickeln konnten und schliesslich zwischen 1992 und 2018 deren Inhaber wurden.

Im Verlauf der Jahre wurden aus 15 Angestellten 115. Und im Jahr 1994 erhielten sie die Möglichkeit, den Betrieb Riedisfeld oberhalb des Dorfes Bürglen auf knapp 600 m ü.M. in der Bergzone III zu kaufen. Nebst 4,5 ha Eigenland kam eine Pachtfläche von rund 23 ha hinzu, und sie hielten rund 24 Kühe, insgesamt 80 Stück Rindvieh.

In allen Farben vorab

Gislers bauten mit viel Engagement eine Top-Brown-Swiss-Herde auf. Tino Gisler schwärmt rückblickend von «herausragenden Kühen», etwa fünf Starbuck-Kühe habe man gehabt, eine davon sei Sarina gewesen. Der Bruna-Sieg im Jahr 2002 mit Starbuck Sarina EX-98 war dann auch der emotional schönste Erfolg für Gislers. Doch bei den gewaltigen Brown-Swiss-Erfolgen sollte es nicht bleiben. An der 1. Swiss International Sale in Chur ersteigerten Gislers für 17’200 Franken mit Tamy-Nager eine französische Mtoto-Manager-Tochter, das erste Holsteinrind.

Und bereits per Anfang 2009 gründeten sie zusammen mit Familie Steiner aus Wilen bei Wollerau SZ GS Alliance – ein Name, der wenige Jahre später weltweit bekannt wurde. Dafür verantwortlich war Decrausaz Iron O’Kalibra EX-97, die alle grossen Ausstellungen gewann und in den Jahren 2013 und 2015 jeweils zur Weltmeisterin auserkoren wurde. Zahlreiche weitere Spitzenkühe wie Ptit Cœur Iron Dirona EX-96, Ace Arve EX-97 oder Grand-Bois Rustler Ottawa EX-92 prägten diese Jahre, bevor sich die Züchtergemeinschaft GS Alliance per Ende 2015 auflöste und sich Gislers der Ziegenzucht verschrieben.

Land verpachten

Während der letzten Jahre bewirtschafteten sie mit rund 40 Ziegen und ebenso vielen Zicklein der Rassen Toggenburger-, Brienzer- und Saanenziegen den Betrieb Riedisfeld. Nun wollen sie die Landflächen verpachten. Noch ist offen, was sie mit den Stallungen machen werden.

30 Jahre nach dem Kauf des Betriebs geht nun eine Ära zu Ende. Tino Gisler blickt dankbar zurück: «Wir hören auf dem Höhepunkt auf. Dort, wo es am schönsten ist. Wir haben alles erreicht.»

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