Das Entlebuch besitzt die grössten Moorlandschaften der Schweiz sowie eindrückliche Karstgebiete und eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Deswegen wurde das 397 km² grosse Haupttal der Kleinen Emme vor 23 Jahren zum Unesco-Biosphärenreservat erhoben.
Aber ausgerechnet in der Landwirtschaft – einem dominierenden Wirtschaftszweig im Entlebuch – gibt es wenig Biobetriebe. Warum das so ist, hat Tim Schmid, ETH-Agrarwissenschafter und Mitarbeiter am Forschungsinstitut für biologischen Landbau Fibl in Frick AG, in seiner Masterarbeit untersucht und an einer Informations- und Diskussionsveranstaltung im Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung BBZN Schüpfheim LU vorgestellt.
Ein Landdienst-Erlebnis
Tim Schmid, Sohn eines Lehrerehepaars aus dem industriealisierten Badener Stadtteil Dättwil, hatte keine Beziehung zur Urproduktion – abgesehen von gelegentlichen Schülereinsätzen in der nahen Baumschule von Toni Suter. Und als Absolvent der Kantonsschule Baden mit den Fächern Latein und Altgriechisch schien sein Weg auch eher in eine geisteswissenschaftliche statt landwirtschaftliche Richtung zu verlaufen. Nur mässig motiviert trat er darum in der dritten Gymi-Klasse die obligatorische Landdienstwoche bei einer Entlebucher Bauernfamilie in Flühli-Sörenberg LU an.
Aber auf dem Hof begann ihn die landwirtschaftliche Tätigkeit zu faszinieren. Er verlängerte den Aufenthalt um eine Woche und beschloss, Agrarwissenschaft zu studieren. Nach dem Bachelordiplom konzentrierte er sich für den Masterabschluss an der ETH auf den Pflanzenbaubereich. Praxislücken schloss er während des Studiums und im Zivildienst vorwiegend auf Landwirtschaftsbetrieben. Ein Praktikum verschaffte ihm eine frühe Anstellung am Fibl, das ihm auch gute Bedingungen für die Masterarbeit bot.
Masterarbeit als Auftrag
Anstelle einer klassischen wissenschaftlichen Pflanzenbau-Arbeit, die vor allem mit der Erhebung und Auswertung von Bodenproben und von Daten verbunden gewesen wäre, stiess Tim Schmid auf ein anderes Masterthema: Er bewarb sich – bestärkt durch sein früheres Landdienst-Erlebnis – für eine von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald ausgeschriebene sozialwissenschaftliche Forschungsarbeit über den Biolandbau im Entlebuch.
Wieso gibt es ausgerechnet in dieser Unesco-Vorzeige-Biosphäre so wenig Biobetriebe? lautete die Frage. Der Auftrag führte den jungen Agronomen, der vom ETH-Umweltsystemwissenschafter Prof. Michael Stauffacher begleitet wurde, über seine angestammte naturwissenschaftliche Domäne hinaus in das Fachgebiet der Sozialwissenschaften.
Er stützte seine Forschungsergebnisse nicht vorwiegend auf «harten Fakten» wie Mess- und Datenanalysen ab, sondern bezog «weiche Faktoren» wie das Verhalten von Individuen und von Gruppen mit ein. Dazu führte er Interviews mit 16 Landwirtinnen und Landwirten, mit drei Käsereibetreibern und mit einem Landwirtschaftsberater. Darin kamen auch Werthaltungen, Umwelteinflüsse und Gefühle zum Ausdruck.
Käsereien als Drehpunkt
Dass es ausgerechnet im vermeintlich prädestinierten Grasland Entlebuch unterdurchschnittlich wenige Biobetriebe gibt (2022: 9,8 Prozent), ist nach Tim Schmids Erkenntnissen auf strukturelle, wirtschaftliche, auf soziale und auf naturbedingte Faktoren zurückzuführen.
Dabei nehmen die zahlenmässig zwar reduzierten, aber noch starken Käsereien eine Schlüsselstellung ein: Bei der Käseherstellung entsteht das Nebenprodukt und beliebte Schweinefutter Schotte. Über 30 Prozent der Entlebucher Landwirtschaftsbetriebe halten als Zusatzerwerb Schweine.
Die geringe Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch hemmt eine Umstrukturierung; sie wäre mit mehr Auflagen, mit Zeitaufwand und mit Kosten verbunden. Auch die als Genossenschaften oder als Aktiengesellschaften organisierten Käsereien mit viel bäuerlichem Einfluss sehen wenig Anlass, auf Bioproduktion umzustellen, weil das erhebliche betriebstechnische Veränderungen bedingt und die Vermarktung der Produkte bereits erfolgreich läuft.
Hinzu komme, stellt Tim Schmid fest, dass im Entlebuch mit relativ vielen kleineren Betrieben, die teilweise im Nebenerwerb oder oft mit dem Einsatz der ganzen Familie bewirtschaftet werden, der Strukturwandel etwas langsamer vor sich geht. Die kleinen Nebenerwerbsbetriebe möchten möglichst zeiteffizient wirtschaften. Der Zusammenhalt der Bevölkerung ist stark, der zwischenmenschliche Austausch lebendig, das Verständnis für bäuerliche Belange noch intakt. Doch schaut man auch prüfend aufeinander – und kritisch auf Experimente. Das erzeugt einen gewissen sozialen Druck.
Lieber regional als bio
Aus Tim Schmids Forschungsarbeit geht hervor, dass die Landwirtschaft mit den Rahmenbedingungen im Biosphärenreservat Entlebuch gut zurechtkommt, aber dass sich das relativ geringe Gewicht des Biolandbaus im Tal der Kleinen Emme kaum rasch ändern wird.
Der Regionalmarke «Echt Entlebuch», die im Eigentum des Gemeindeverbandes Unesco-Biosphäre Entlebuch ist, wird mehr Bedeutung zugemessen als dem Label «Bio». Dem Aargauer Tim Schmid ging es nicht darum, den Entlebucher Bauern Belehrungen zu erteilen und Rezepte anzubieten.
Aber seine Erkenntnisse regten zum Nachdenken und zu einer sachlichen öffentlichen Diskussionsveranstaltung vor Ort an. Der 28-jährige Agrarwissenschafter befasst sich mittlerweile am Fibl im Departement Bodenwissenschaften mit Ackerkulturen, Bodenfruchtbarkeit und Anbautechniken.
Nicht gefroren, nicht in Riesenpäckchen. Normale Mengen. Glückliches Leben ( draussen), Hofschlachtung. Auch Speck . Von Rassen, die zur Freilandhaltung geeignet sind, zB Mangalitza Schweine. In Deutschland gibt es ein Projekt, in dem Kunden in der Metzgerei " ihre" Schweine auf dem Bildschirm sehen können. Life. (Strohschweine). Finde das ist ein guter Ansatz