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Urnerboden-Alpen richten sich neu aus

Auf der grössten Kuhalp der Schweiz fanden dank dem Alpkonzept Urnerboden innerhalb gut eines Jahres Änderungen statt, welche vorher nicht denkbar waren. Und die Älplerinnen und Älpler zeigen sich zufrieden.

Christof Hirtler |

«Auf dem Urnerboden gab es in den letzten Jahren Besitzerwechsel, welche die Korporation Uri durchgewunken hat», sagt Kurt Schuler, Präsident der Korporation Uri. «Mit der Zeit entstand jedoch auf dem acht Kilometer langen Urnerboden, dessen gemeinschaftlich genutzte Weidefläche in sechs Bezirke aufgeteilt ist, ein Ungleichgewicht bei Tieren und beim Futterangebot.»

Im Mai 2021 bewilligte die Korporation Uri ein Gesuch, dass einem Älpler erlaubt, den Oberstafel Nideralp einstafelig bestossen zu dürfen. 2021/2022 gaben zwei Älpler auf den Oberstäfeln Oberalp und Wannelen bekannt, dass sie ihre Hüttenrechte verkaufen wollen. Und auf dem Urnerboden gab es Diskussionen um Weideaufteilungen, Verkäufe und fehlende Erschliessungsstrassen. Es wurde Zeit für eine Auslegeordnung.

16 Oberstäfel

Auf Antrag der Älplerinnen und Älpler erarbeitete die Korporation Uri am 11. Juli 2022 ein Alpkonzept für den ganzen Urnerboden und für die 16 dazugehörenden Oberstäfel. Für die Ausarbeitung des Alpkonzepts bildete die Korporation Uri eine breit abgestützte Arbeitsgruppe. Beratung und Unterstützung erhielt die Arbeitsgruppe von Cornel Werder, Büro Alpe.

Die Älplerinnen und Älpler und die Korporation Uri fassten sich zum Ziel, die Strukturen zu stärken, die Weiden fair aufzuteilen, die Artenvielfalt und das Landschaftsbild zu erhalten sowie die Anzahl von Neubauten auf ein Minimum zu reduzieren.

«Wichtig war uns die absolute Transparenz während des gesamten Prozesses», sagt Kurt Schuler, Präsident der Korporation Uri. «Wir haben versucht, offen und transparent zu kommunizieren. Zudem war es wichtig, dass die Älplerinnen und Älpler gemerkt haben, dass die Korporation den Prozess vor-antrieb.» Von den beteiligten Alpbetrieben wurden Ideen und Vorschläge an die Arbeitsgruppe herangetragen, die in einem mehrstufigen Verfahren in die Gesamtplanung einflossen und mehrfach den Älplerinnen und Älplern vorgestellt und mit ihnen diskutiert wurden. «Dazu gab es viele Sitzungen und Gespräche», sagt Kurt Schuler. Die Schätzungen der Gebäude nahm das Amt für Landwirtschaft vor.

Faire Lösungen für alle

«Unser Ziel waren Treibungen von 25 Kühen für alle Alpbetriebe in den sechs Bezirken des Urnerbodens», betont Kurt Schuler. «Das neue Alpkonzept erreichte seine Wirkung jedoch nur, weil ein Älpler mit 10 bis 12 Mutterkühen und 20 bis 22 Milchkühen den ganzen Alpsommer auf dem Urnerboden bleibt.»

Dieser Älpler erhielt von der Korporation Uri zwei Aufgaben zugeteilt: die Bestossung mit Mutterkühen auf dem steilen und nicht erschlossenen Stafel Sali und die Beweidung von untergenutzten steilen Planggen auf dem Urnerboden. «Dass ein Älpler den ganzen Sommer auf dem Urnerboden bleibt, löste riesige Diskussionen aus», sagt Kurt Schuler. «Aber es war letztlich der Weg zur Lösung, mit der man viele Knöpfe lösen konnte.» So konnten beispielsweise Bezirke mit zu vielen Kühen entlastet werden, indem sich Älplerinnen und Älpler bereit erklärten, in andere Hütten und Ställe umzuziehen.

Die Korporation Uri ist die grösste Landbesitzerin im Kanton Uri. Ihr gehören, mit Ausnahme des Urserntals, die meisten Alpen. Seit 1888 ist die Korporation Uri eine öffentlich-rechtliche Körperschaft, mit eigener Verwaltung und Gesetzgebung. 2023 umfasst die Alp Urnerboden 43 Sömmerungsbetriebe. Bislang hatte jeder Sömmerungsbetrieb einen Unterstafel, welcher sich auf dem Urnerboden befindet und einen Oberstafel, oberhalb des Urnerbodens, sowie beidseits des Klausenpasses. Grundeigentümerin der Alpen ist die Korporation Uri. Die Älplerinnen und Älpler besitzen ein sogenanntes «Baurecht auf Allmend», auch «Hüttenrecht» genannt. Dieses berechtigt sie im Unter- und Oberstafel je ein Alpgebäude mit Wohnteil und Stall zu errichten oder zu halten und eine gewisse Anzahl Vieh (Kuhessen) aufzutreiben. chi

Am 26. September 2022 fand im Hotel Alpina in Unterschächen eine geheime Abstimmung über das Alpkonzept statt, das mit 35 zu 6 Stimmen angenommen wurde. Nachdem das Alpkonzept Urnerboden für einzelne Älpler Einstafeligkeit vorgesehen hatte, musste Artikel 3 (Gesetz über den Viehauftrieb und die Sömmerung) überarbeitet werden. Die vom Korporationsrat beantragte Änderung wurde von den Versammelten an der Korporationsgemeindeversammlung vom 7. Mai 2023 genehmigt.

Der Plan funktioniert

Das Alpkonzept Urnerboden umfasst rund 130 Massnahmen. In rund 35 Gebäuden kam es zu einem Eigentümerwechsel. Für eine besondere Neuerung sorgten drei Älpler, welche im Alpsommer 2023 nur noch einen Stafel betrieben – die also während des ganzen Sommers an einem Ort blieben und nicht mitsamt ihren Kühen den Standort wechselten: auf der Nideralp, auf Wannelen und auf dem Urnerboden. Auf dem Urnerboden reduzierte sich die Anzahl der Tiere um rund 100 Kühe, u.a. wegen der Einstafeligkeit sank die Zahl der Auftreibenden auf dem Urnerboden von 49 auf 43.

«Wir wollten keine Verlierer», sagt Kurt Schuler, Präsident der Korporation Uri, sichtlich stolz, dass ein derart komplexer Prozess in so kurzer Zeit umgesetzt werden konnte und dass die getroffenen Massnahmen real auch funktionieren. Es sind dies insbesondere die gleichmässige Weideaufteilung, die Einstafeligkeit von drei Alpen und die gute Nutzung der Infrastrukturen. Das Fazit: Die Älplerinnen und Älpler sowie die Korporation Uri sind mit dem Alpsommer 2023 sehr zufrieden.

Kommentare (1)

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  • Fridolin Marti | 26.09.2023
    Das ist gelebte Urner Kultur und führt stets zu einem guten Ergebnis, wäre auch für Glarus Süd sehr zu wünschen. Gratuliere allen Beteiligten. ⚘⚘⚘😊
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