Nach den Blogs aus Neuseeland, von der Alp Meienfall im Diemtigtal und der Alp Pfidertschegg im Eriz, bloggt Esther Schneiter wieder auf www.schweizerbauer.ch. Derzeit ist die Landwirtin und Lehrerin zusammen mit ihrem Mann Töbu in Australien unterwegs. -> Mit Video
Dies ist mein 19. Blog im Jahr 2019 und vorerst der letzte, zumindest aus der Schweiz.
In letzter Zeit standen tausend kleine Dinge an: Einstallen, Start mit der Winterfütterung, Maschinen einwintern, Zäune wegräumen, Glocken und Treicheln putzen, salben und aufhängen und vieles mehr. Halt eben alle Herbstarbeiten, dazu gesellten sich viele Vorbereitungen für die kommende Zeit. Darunter fiel das Besorgen von sämtlichen Futtermitteln und Verbrauchsmaterial wie beispielsweise Viehsalz, Milchfilter und Zitzentauchmittel.
15 Kuhkälber, die Bilanz stimmt
Zudem gab es immer wieder Nachwuchs auf unserem Betrieb. Von total 28 Geburten sind es schon 15 muntere Kuhkälber, das ist ein sehr erfreuliches Resultat. Eigentlich haben wir keine Lieblingstiere auf unserem Betrieb, alle sind gleichgestellt.
Doch bei der kleinen Jana mache ich eine Ausnahme. Sie wurde als «Hämpfeli» geboren und ist immer noch kleiner als die sechs Wochen jüngeren Kolleginnen. Jedoch ist sie eine besonders vorwitzige Dame geworden, die immer alles ausproben muss und eine unglaubliche Lebensfreude hat.
Viertes Mal Excellent
Uns ist klar: Mit unserem angestrebten Zuchtziel einer Kuh, sie soll aus hofeigenem Raufutter und ohne Kraftfutter Milch produzieren, berggängig sowie fruchtbar sein und ausserdem am Biomarkt gesucht sein, werden wir keine Kategorie an der Viehschau gewinnen. Dies ist auch nicht unbedingt das, was wir anstreben. Die Kuh muss funktionell sein. Schönheit ist zweitrangig, so wie sie auf dem Markt gesucht ist.
Und auch punkto Rasse passt die Leitkuh Caramel längst nicht mehr in unsere Herde. Sie ist eine grossgewachsene RH-Kuh mit viel Milchcharakter. Aber es ist eben Caramel, eine spezielle Kuh, die sich durch ihre Nachzucht und gute Gesundheit auszeichnet. Und auch, durch ihre Schönheit. Sie wurde im November zum vierten Mal linear mit Excellent beurteilt. Dies ist ein sehr starkes Resultat, das nur wenige Kühe erreichen.
Jobtausch
Im November hat Töbu einen siebentägigen Kurs im Bereich Tierschutz und Primärproduktion absolviert. So ging er morgens mit seinem Rucksack «uf ds Poschi» und kam am Abend wieder mit dem öffentlichen Verkehr nach Hause. Ich war Betriebsleiterin und mehr oder weniger auf mich gestellt.
Ich genoss diese Aufgabe, auch wenn ich vor nicht einfache Herausforderungen wie eine Schwergeburt gestellt wurde. Gleichzeitig erlebte er «meinen Alltag» ausserhalb des Hofes und konnte am Abend viel berichten, was er gelernt hat. Für mich war es ein spannender Tausch.
Strasse immer noch nicht fertig
Eigentlich wollten wir das Jahr mal ohne Baustelle abschliessen. Das gab es noch nie, seit wir ein Paar sind. Doch wir vertagen dies um ein weiteres Jahr. Die neue Alpzufahrt auf die Pfidertschegg ist immer noch nicht fertig. Die Feinplanie konnte zwar trotz Schneefall fertig gestellt werden. Die Furten sind aber noch nicht befahrbar.
Obwohl sie nach Berechnungen und Plan gebaut wurden, ist eine Durchfahrt mit dem Viehtransporter nicht möglich. Nun liegt Schnee, die Strasse ist verriegelt und wir kümmern uns im nächsten Jahr wieder darum. Jetzt haben wir anderes vor.
Reise ans andere Ende der Welt
Wir sprechen schon lange davon, endlich ist es soweit. Wenn Sie den Blog lesen, werde ich bereits am anderen Ende der Welt sein, für acht Wochen! Ursprünglich wollten wir die Kühe alle trocken stellen und im Keller Winterschlaf halten lassen. Nun haben wir doch unseren Freund Fridu engagiert, der sich während dieser Zeit um alles kümmern wird.
Unsere Reise führt nach Australien. Wir werden in Sydney landen und dann mit dem Camper Richtung Melbourne und Adelaide fahren, wo wir auch verschiedene Farmen besuchen wollen. Vieles steht noch in den Sternen: die genaue Reiseroute, wer mehr Heimweh hat und wie oft wir online sind. Je nach Erlebnissen, Lust und Laune werde ich vielleicht einige Bilder und Zeilen hochladen. Vielleicht werden wir aber auch einfach die Zeit zu zweit geniessen und dann im Februar einen ausführlichen Reisebericht verfassen.
Unser Betrieb
Auf unserem Hof leben im Sommer zirka 25 Kühe (im Winter zirka 40 Kühe), 30 Rinder und 15 Kälber. Der Talbetrieb liegt im Bach, Gemeinde Fahrni BE. Hier produzieren wir auch das Futter für den Winter. Den Sommer, rund 100 Tage, verbringen wir auf der Alp Fiedersegg im Eriz. Die Tiere grasen nachts auf der Weide. Tagsüber sind sie im Stall, wo sie sich ausruhen können und vor Insekten und der Hitze geschützt sind.