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Reise-Blog: Mundo del café

Nora Rutishauser und Benno Jungo werden während mehr als drei Monaten das mittelamerikanische Land Costa Rica bereisen. Dort arbeiten sie auf einem kleinen Betrieb, der exotische Früchte produziert. Während ihres Aufenthaltes berichten die Lebensmitteltechnologin und der Agronom über das Leben, die Landwirtschaft sowie die Produkte des Betriebs.

Nora Rutishauser, Benno Jungo |

 

 

Nora Rutishauser und Benno Jungo werden während mehr als drei Monaten das mittelamerikanische Land Costa Rica bereisen. Dort arbeiten sie auf einem kleinen Betrieb, der exotische Früchte produziert. Während ihres Aufenthaltes berichten die Lebensmitteltechnologin und der Agronom über das Leben, die Landwirtschaft sowie die Produkte des Betriebs.

Das zweite Wochenende in Costa Rica verbrachten wir in Cartago, einem Kanton südlich von San José. Ein Nachmittag in der Welt des Kaffees hat es uns angetan.

Je höher, desto bessere Qualität

Diesen Blogeintrag widmen wir ausschliesslich unserer Kaffeetour im Tal Orosí. Das Tal liegt eine Stunde Busfahrt entfernt von Cartago Zentrum, und es ist aufgrund dem letzten Vulkanausbruch Irazú 1964 sehr fruchtbar. Nachdem wir von unserem Guide, José Alfredo Gímenez, bei der Kirche (älteste funktionerende Kirche Costa Ricas) in Orosí abgeholt wurden, fuhren wir per Jeep an Zitrusbäumen, verschiedenen Gemüsearten und farbenfrohen Blumen vorbei, bis wir die Kaffeeplantagen erreichten. Das Tal Orosi ist auf 1200 m.ü.M., und mit konstanten Temperaturen von 18-20 Grad wird hier Kaffee bei optimalen Bedingungen angepflanzt. Je höher die Kaffeeplantagen liegen, desto besser ist die zu erwartende Qualität der Kaffeebohnen. 

Unser Guide ist Berater und Verkäufer von Kaffeepflanzen und selbständiger Tourguide für Touristen. Er testet Kaffeepflanzen im Versuchsgarten und sucht immer nach noch besseren Rahmenbedingungen für den Kaffeeanbau, ähnlich wie bei einem Agronomen. Selbst nach einem halben Tag und scheinbar unendlichen Fragen war sein breites Wissen noch nicht ausgeschöpft. Die Kaffeesaison dauert von Oktober bis Januar, weshalb es mehr leere, als volle Bäumchen zu sehen gab. Momentan finden die letzten Erntetage statt. 

“Treekiller”

Die Kaffee-Tour begann mit der Besichtigung von Jungpflanzen, die zum Testen und Vermehren gesetzt werden. In Costa Rica gibt es auschliesslich Sorten der Familie Arabica. Dadurch wird die Reinheit des Kaffees gewährleistet, die Durchmischung mit Sorten der Familie Robusta minimiert, und so die Kaffeequalität gesichert. Die angebauten Kaffeepflanzen sind Hybriden. Dies bedeutet, dass zwei Elternlinien mit guten Eigenschaften gekreuzt werden, und die daraus entstehenden Nachkommen die entsprechenden Eigenschaften, wie Geschmack oder Krankheitsresistenz, aufweisen. Der hybride Nachkomme weist durch den Kreuzungseffekt überdurchschnittlich gute Eigenschaften auf.

Es gibt Sorten, die einen sehr guten Geschmack im fertigen Kaffee afweisen, jedoch anfällig auf Krankheiten sind, und andere weisen gute Resistenzeigenschaften auf, büssen dies jedoch mit einem durchschnittlichen Geschmack ein. Die neuen Sorten (u.a.HN5) sind z.B. frühreifer und tragen schneller Früchte. Die Samen des Versuchs, und der Setzlingproduktion, werden im CATIE (Institut für Genetik von Kakao, Kaffee etc.) in San José entwickelt und produziert. Ein grosses Problem beim Kaffeeanbau sind die Vögel, die parasitäre Pflanzen aus dem Wald auf die Kaffeepflanzen bringen. Wird diese Parasitierung der Kaffeepflanzen nicht bekämpft (von Hand!), gehen die Kaffeepflanzen ein. Daher auch der Name “Treekiller” (Baumtöter).

Vulkangestein, Pferdemist und Abfall aus der Reisproduktion

Zwei wichtige Faktoren für eine gute Kaffeequalität sind die Sonneneinstrahlung und die Regenmenge. Beides Faktoren, die kaum zu beeinflussen sind. Um ein Gleichgewicht herstellen zu können, werden grosse Bäume in die Kaffeefelder gepflanzt. Diese spenden Schatten und schützen vor zu starkem Regenfall. Durch die Verwendung von Leguminosenbäumen (Poro eritrina) kann zudem ein Düngungseffekt erzeugt werden. Eine auf den Boden gefallene Kaffeebohne wächst sofort zum Keimling an. Diese Keimlinge konnten wir während unserer Tour in Töpfe verpflanzen.

Dabei erklärte uns Señor Gímenez, dass die verwendete Erde aus Vulkangestein, Pferdemist und Abfall aus der Reisproduktion bestehe. Die Proportionen des Gemischs unterscheiden sich je nach Alter der Jungpflanze. Zurück beim Jeep gab es Kaffeelikör zu degustieren und Kaffeeblüten zu beschnuppern, aus welchen Parfum hegestellt wird. Die Kaffeeblüte hat einen sehr starken Duft nach Jasmin. Manche behaupten, dass mit der Blüte mehr Geld zu verdienen ist, als mit den Bohnen.

Bauern haben Liquiditätsproblem

Die nächste Station war der Besuch der Kooperative, wo die Ernte abgeliefert und gewogen wird. Dafür ging es ein paar Kilometer runter zum Fluss “el Grande Rio de Orosi”. Die Kaffeebohnen werden gewogen, indem sie in einen Einheitsbehälter von rund 200 Liter geleert werden. Aufgrund der Anzahl gefüllter Behälter wird abgerechnet. Da die letzte Ernteperiode angebrochen ist, pflücken die Bauern auch die grünen Kaffeebohnen. Diese sind von minderwertiger Qualität und werden mit einer Preisminderung von 75% bezahlt.

Mit einer Stichprobe wird jeweils der Anteil grüner Bohnen ermittelt. Zur industriellen Verarbeitung werden die Bohnen in die Sadt Heredia gefahren. Da werden sie geschält, getrocknet, nochmals geschält, geröstet und dann gemahlen. Dieser Prozessteil dauert 120 Stunden, im Vergleich zur Ernte, die 8 Stunden pro Tag dauert.    

Ein grosses Problem für die Kaffeebauern stellt die Liquidität dar. Die Ernte ist arbeitsintensiv und verursacht entsprechende Kosten. Die Zahlung der Ernte kommt jedoch erst einige Monate später. Diese Zeitdauer zu überbrücken braucht entweder ein finanzielles Polster oder Einfallsreichtum. Der Gewinn je 25kg Frischbohnen liegt bei ca. 2.- US$, die Kooperative bezahlt ca. 5.- US$. Diese Richtwerte sind staatlich oder durch die Dachverbände vorgegeben.

Trocknung im Ofen

Im Vergleich zur traditionellen Verarbeitung werden heute die Bohnen nicht mehr in der Sonne, sondern im Ofen getrocknet. Dem traditionellen Kaffee wird 10% Zucker beigemischt. Dies ist jedoch als minderwertig zu betrachten und entspricht nicht mehr dem heutigen Qualitätsstandard.

Um einen Kaffee von guter Qualität zu erhalten sind  der Boden, das Klima und die Sorte die wichtigsten Faktoren. Die gleiche Sorte an einem anderen Standort angebaut, ergibt eine andere Qualität. Damit die Kaffeeindustrie in Costa Rica florieren kann müssen zwei Faktoren stimmen. Erstens die Qualität, zweitens die Handelspreise mit den USA.

Trotz industriellem Fortschritt und effizienteren Prozessen, ist der Kaffeeanbau immer noch viel Handarbeit. Mit Blick ins Tal Orosí bei einer Tasse Kaffee, beendeten wir diesen erlebnisreichen Nachmittag. An dieser Stelle möchten wir die Tour weiterempfehlen. Der Informationsgehalt war gross und sehr interessant. In den Adern von Señor Gímenez fliesst wahrscheinlich Kaffee, und dies haben wir zu merken bekommen.

"Muchas gracias para el tour!"

Orosí valle verde tours
José Alfredo Gímenez
Facebook: Land Rover Offroad Tours – Orosi valles
[email protected]

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