Multiresistente Keime sorgen in Spitälern zunehmend für Probleme. Auch wenn Antibiotikaresistenzen nicht neu sind, ist das Problem grösser als angenommen – auch die Landwirtschaft gerät zunehmend in Zugzwang.
Heute Abend wird die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens SF über Antibiotikaresistenzen berichten. Der «Kassensturz» wird nächste Woche nachdoppeln. Im Fokus stehen multiresistente Keime, sogenannte MRSA (Staphylokokken) und ESBL (Kolibakterien). Sie gelangen von Tieren oder über Lebensmittel auf den Menschen und sorgen in den Spitälern weltweit zunehmend für Probleme, weil keine Medikamente gegen sie nützen.
Antibiotika in Futter problematisch
Daniel Mennig vom «Rundschau»-Redaktionsteam: «Mit gezielten Methoden lassen sich vor allem ESBL besser nachweisen. Die Studien zeigen, dass das Problem grösser ist als bisher angenommen.» Dem pflichtet auch Andreas Moser von SRF bei. Besonders problematisch sind für ihn Antibiotika, die übers Futter verabreicht werden: «Sie wirken auf die gesamte Darmflora. Die Darmbakterien können ihre Resistenzgene an Krankheitserreger weitergeben.»
In der Schweiz werden Antibiotikaresistenzen bei Nutztieren seit 2006 überwacht. Das letzte Resistenzmonitoring von 2011 basiert auf Zahlen aus dem Jahr 2010. Es besagt zwar, dass der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft stetig rückläufig ist. Doch Olivier Flechtner vom Heilmittelinstitut Swissmedic relativiert: «Die Vertriebsmenge nimmt zwar ab, doch moderne Antibiotika, die auch beim Menschen eingesetzt werden, sind in viel kleineren Dosen wirksam.» Sie werden auch in der Heimtiermedizin verwendet. So können resistente Keime von einem Hund auf ein Kind übertragen werden.
Nicht einfach Bauer anprangern
Für Flechtner wie auch für Mennig und Moser muss das Problem auf verschiedenen Ebenen gelöst werden. Einfach die Bauern anzuprangern, sei falsch. «Aber», so Moser, «es darf nicht sein, dass eine Kälbermast nur mit vorsorglicher Medizinierung übers Futter funktioniert.» Die Kälbermäster sind sich dessen bewusst und lancieren deswegen zusammen mit dem BVet das Projekt «Welcome»-Betriebe, um den Antibiotika-Einsatz zu reduzieren.
Flechtner kritisiert, dass sich der Einkommensanteil, den Tierärzte mit dem Medikamentenverkauf erzielen, seit Einführung der Betreuungsverträge kaum verändert hat. Er wünscht sich gemeinsame Massnahmen aller Beteiligten und ein besseres Überwachungssystem.
Das Bundesamt für Gesundheit prüft, ob Handlungsbedarf besteht. Sofortmassnahmen sind nicht geplant.
Dreiteiler auf SF 1: Rundschau, 20.50 Uhr (Teil 1)