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Rindvieh-Exporte dümpeln vor sich hin

Die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter will dem serbelnden Rindvieh-Export neuen Schwung verleihen. Seit letztem Jahr unterstützt sie die Ausfuhren finanziell. Richtig in Fahrt gekommen sind die Exporte aber noch nicht. Denn: Das Angebot an Rindern ist knapp.

Michael Wahl, LID |

 

 

Die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter will dem serbelnden Rindvieh-Export neuen Schwung verleihen. Seit letztem Jahr unterstützt sie die Ausfuhren finanziell. Richtig in Fahrt gekommen sind die Exporte aber noch nicht. Denn: Das Angebot an Rindern ist knapp.

Die Reise führte über St. Margrethen SG und Ungarn bis nach Rumänien auf den Betrieb von Mihail Vlas. Dazwischen gab es einen Stopp zur Kontrolle und Futteraufnahme sowie einen Aufenthalt in der Quarantäne. Organisiert wurde der Export der 43 Angus-Rinder, die aus der ganzen Schweiz stammten, vom Viehhandelsunternehmen Vianco in Brugg AG; durchgeführt wurde der Transport am 18. Oktober 2013 von einer deutschen Firma.

Dieser Rindvieh-Export war damals sogar den Landwirtschaftsmedien eine Meldung wert. Nicht wegen den Angus-Rindern oder dem Zielland in Osteuropa, sondern weil es sich um den ersten grossen Export von Lebendrindern seit drei Jahren handelte.

Export bricht zusammen

Rückblende: Die Schweiz war einst eine stolze Rindvieh-Exportnation. Seit dem Mittelalter wurden Rinder ins Ausland verkauft, eine wichtige Einnahmequelle war dies für Bauern und Händler, insbesondere für solche aus den Bergregionen. Ende 2009 war Schluss mit der Jahrhunderte alten Tradition. Bis dahin wurden alljährlich 4'000 bis 5'000 Rinder exportiert, 2010 waren es noch lediglich 555, im 2013 gar nur noch 272 Stück. Grund für den Einbruch: Der Bund hat per Anfang 2010 die Beiträge an den Export gestrichen; mit bis zu 1'000 Franken pro Tier hatte er bis dahin die Ausfuhren gefördert. Ohne Subventionen finden die teureren Schweizer Rinder jedoch nur noch wenige Käufer im Ausland.

Kunden wenden sich ab

Seither werden aus der Schweiz nicht mehr lastwagenweise Rinder exportiert, sondern nur noch Einzeltiere. "Liebhabertiere", wie es Peter Bosshard nennt, Tiere des oberen Preissegments. Der Geschäftsführer des Schweizerischen Viehhändler-Verbands sieht im Export-Einbruch ein grosses Problem: "Die Schweiz verabschiedet sich mittel- und langfristig von den internationalen Märkten." Kundenbeziehungen, die man über Jahre aufgebaut habe, könnten nicht mehr gepflegt werden und würden letztlich zerstört. Dies ärgert Bosshard umso mehr, als die Nachfrage eigentlich vorhanden wäre. Gerade Länder wie die Türkei, Russland, Kasachstan oder die baltischen Staaten würden stark in die Milchwirtschaft investieren. Die Schweizer Tierzucht geniesse dort einen hervorragenden Ruf. "Was nützen uns die internationalen Ausstellungserfolge, wenn sich diese nicht zu Gunsten der Züchter monetär auswirken?", fragt sich Bosshard.

Anschluss nicht verlieren

Damit der Faden zu den Exportmärkten nicht ganz abreisst, hat die Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR) letzten Sommer beschlossen, in den Jahren 2013 bis 2015 die Ausfuhren zu fördern. Finanziell unterstützt werden Transporte mit mindestens 20 Tieren, erklärt ASR-Geschäftsführer Lucas Casanova. Zudem würden nur Exportprojekte mit nachhaltiger Wirkung unterstützt, bei denen Folgegeschäfte wahrscheinlich seien. Bislang wurden zwei Exporte finanziell unterstützt: Die eingangs erwähnte Ausfuhr von 43 Angustieren nach Rumänien sowie Ende Mai 2014 einen Export von über 40 Rindern diverser Rassen nach Estland und Lettland. Für diesen Herbst ist ein dritter Export von Milchrasserindern nach Rumänien vorgesehen.

250'000 Franken stellt die ASR jährlich als Unterstützung bereit. Damit liessen sich bei einem maximalen Beitrag von 500 Franken pro Tier mindestens 500 Rinder ausführen. Exportiert wurden aber bislang deutlich weniger Tiere – obwohl Geld vorhanden wäre.

Nachfrage im Inland ist gross

Das erstaunt umso mehr, als der Aufschrei gross war, als der Bund die Subventionen gestrichen hatte. Warum werden also nicht mehr Rinder exportiert? "Derzeit sind kaum Tiere für den Export verfügbar", erklärt Peter Bosshard. Lucas Casanova sagt: "Der Markt ist ausgetrocknet." Das hat mehrere Gründe: So nimmt der Milchviehbestand seit Jahren ab, weil durch den Zuchtfortschritt die Kühe immer mehr Milch geben und dadurch weniger Tiere benötig werden. Damit verringert sich auch das Angebot an Tieren, die potenziell exportiert werden können.

Dazu kommt die Krise auf dem Milchmarkt, die schon seit längerem anhält. Die tiefen Preise, welche die Bauern noch immer für die Milch lösen, hat dazu geführt, dass die Bauern ihre Milchkühe vermehrt mit Fleischrasse-Stieren besamen lassen. Denn die Nachfrage nach Schlachttieren ist gut, die Preise hoch, denn anders als beim liberalisierten Käsemarkt ist der Fleischmarkt durch Zölle geschützt. Dadurch erhalten die Bauern für ihre Tiere attraktive Preise.

Das Projekt zur Exportunterstützung der ASR ist auf drei Jahre ausgelegt und läuft noch bis 2015. Wenn die Gelder wie aktuell nicht ausgeschöpft würden, könnte das Projekt verlängert werden, so Casanova.

 

Exportschlager Rindersperma

Auch wenn derzeit kaum mehr Schweizer Rindvieh exportiert wird: Schweizer Rindergenetik ist dennoch international begehrt. So hat Swissgenetics, Schweizer Marktleader bei der künstlichen Besamung, den Export von Rindersperma stark ausdehnen können. Wurden im Geschäftsjahr 2002/03 erst 79'353 Samendosen ausgeführt, waren es 2012/13 über 400'000. Anders als bei den Lebendvieh-Exporten fallen die höheren Schweizer Preise beim Sperma-Export nicht so sehr ins Gewicht. Schweizer Rindvieh geniesse international einen hervorragenden Ruf, erklärt Lucas Casanova, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter und Direktor von Braunvieh Schweiz. Schweizer Rinder gälten als gesund, robust und leistungsfähig. An Ausstellungen würden sie regelmässig Spitzenplätze belegen.

 

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